die kleine Hexe
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Die große Radltour Tag 35: ein Ziel haben ist besser als ein Ziel erreichen

Veröffentlicht: 26.05.2022

Nachdem ich die letzten drei Tage jeweils um 06.00 Uhr aufgestanden bin, hab ich heute ausgeschlafen. Naja, um 08.00 Uhr ist es so heiß in meinem Zelt, dass ich lieber aufstehe. Es ist schwül draußen und soll 34 Grad kriegen. Ich trödele herum, lasse mir mit dem Frühstück Zeit, quatsche lange im Sanitär-Häuschen. 

Die Anspannung ist weg, die letzten 10 Kilometer auf diesem wunderbaren Tiber-Radweg werde ich schon auch noch schaffen. Mein Navi lotst mich zum Petersplatz, ich bin überwältigt von seiner Größe und von der Vielzahl der Touristen. Tausende sind hier, die Schlange für den Eintritt in den Petersdom ist mehrere Hundert Meter lang. 

Ich stehe mitten auf dem Platz, mache ein paar Fotos und fange plötzlich an zu heulen. Warum, kann ich nicht sagen, vielleicht vor Erschöpfung. Freude mag nicht so recht aufkommen, kommt wahrscheinlich hinterher noch - zusammen mit dem Stolz, dieses von Vielen als unsinnig oder verrückt bezeichnete Projekt durchgezogen zu haben. Ich bin wirklich von Frankfurt nach Rom geradelt, mehr als 2000 km und mehr als 15 000 Höhenmeter, so genau weiß ich das gar nicht. 

Dass ich in diesem Zustand nicht in der Lage bin, mich am Bahnhof mit einem vielleicht unfreundlichen Menschen am Schalter ob eines Zugtickets mit Fahrradmitnahme auseinanderzusetzen, ist klar. Ich radle los und komme zufällig an der Spanischen Treppe vorbei. Es ist erst 11.45 Uhr, deshalb ist ein einer Pizzeria eine Straße weiter noch ein Tisch draußen frei. Die Kellnerin schnauzt mich erstmal an, ich solle mein Rad wo anders hinstellen. Hinterher meint sie, letzte Woche seien hier zwei Räder geklaut worden. Der Teig ist glutenfrei, irgendwie sandig, ich tränke ihn erstmal mit sehr, sehr viel Olivenöl. 

https://www.komoot.de/tour/783275119?ref=itd

Danach fühle ich mich gestärkt genug, um das mit dem Ticket klären zu können, viele üble Geschichten habe ich darüber im Internet gelesen. Alleine nach Rom radeln war kein Problem, ich habe auf den Campingplätzen viele spannende Persönlichkeiten getroffen - in Rom selbst würde ich mich alleine sehr einsam fühlen, es sind einfach zu viele Menschen hier. Nach 40 Minunten Schlange stehen habe ich es geschafft und weiß, dass ich zumindest bis Bologna fahren kann. Dort muss ich ohnehin umsteigen, wohin, kann ich mir bis dahin noch überlegen, neue Ideen habe ich schon - ich hab ja noch zwei Wochen Zeit. 


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