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Assuan

Veröffentlicht: 23.03.2023

Heute sind wir den letzten Tag in Assuan. Wir besichtigen den unvollendeten Obelisk. Hatschepsut hat diesen Megaobelisken in Auftrag gegeben, es wäre der grösste Obelisk gewesen, welcher je in Ägypten gebaut wurde. Leider ist der Stein vor Fertigstellung gesprungen, es gibt einen Riss, welcher sich über mehrere Meter hinwegzieht. Ich möchte nicht derjenige gewesen sein, welcher Hatschepsut diese Nachricht überbringen musste... Auf jeden Fall tun mir aber die Steinmetze leid, welche nach jahrelanger, mühsamer Arbeit mit einfachsten Hilfsmitteln den Obelisk aus dem Granit gehauen haben - und er zerbricht dann einfach. 

Viele Obeliske wurden anscheinend aus Steinbrüchen im Süden Ägyptens gehauen und dann auf Schiffen auf dem Nil zu ihrer Destination verschifft. Der Transport war nicht einfach, einige Obeliske haben nie ihre Destination erreicht. Wer weiss, was man noch alles im Nil finden könnte!

Der unvollendete Obelisk steht für etwas, dass niemand erfahren möchte oder am liebsten gleich wieder vergessen möchte: Scheitern. Der Steinbruch wirkt traurig auf mich, ich möchte nicht zu lange hier bleiben. Wer den Obelisk besuchen möchte, sollte lieber Sneaker anziehen, Sandalen sind auf den rutschigen Granitsteinen keine gute Idee. 

Wir fahren weiter zum Assuandamm. Viel Security und Militärpräsenz, hier darf nichts schiefgehen, sonst wird ganz Ägypten mit den gestauten Wassermassen geflutet. Aber spannend finde ich es nicht gerade. Das Projekt an sich schon, aber es gibt keine Erklärungen, einfach nur einen Damm zu sehen. Hoda, die sonst immer zu begeistern ist, lässt das Bauwerk offensichtlich kalt. "It's a dam, guys", ist alles, was sie dazu zu sagen hat. Auch ok, es gibt mir Zeit, meinen türkischen Kaffee zu schlürfen. 

Am Nachmittag gehen wir mit einer Felukka zu einem nubischen Dorf. Das Dorf liegt auf einer der Nilinseln, wir sind am Abend bei einer nubischen Familie zu Essen eingeladen. 

Eine sehr gemächliche Fahrt, der Wind ist sehr schwach. Schlussendlich müssen wir, wie fast alle anderen Felukkas, von einem motorbetriebenen Boot getaut werden. Wir kommen kurz nach Sonnenuntergang im nubischen Dorf an. Ich erschrecke etwas, dass es so rudimentär ist. Es gibt keine geteerten Strassen, der Boden besteht aus Sand oder Erde, es läuft eine Unmenge an Katzen herum, die ich keinesfalls in meiner Nähe haben möchte. Die älteren Häuser sind aus Lehmziegel gebaut und in einem sehr schlechten Zustand. Das Haupt der nubischen Familie, bei der wir eingeladen sind, erklärt uns, dass das an der Klimaerwärmung liegt. Es regnet sonst nie in Assuan, die letzten zwei Jahre ist jedoch viel mehr Regen gefallen. Dafür ist die traditionelle Bauweise mit den Lehmziegeln nicht geeignet und die Ziegel fingen an, sich zu zersetzen. Die Häuser sind einsturzgefährdet. Jetzt bauen alle mit Backsteinen. Und man möchte Klimaanlage, also werden die traditionellen Bauweisen wohl immer mehr verschwinden.

Die Nubier haben ihre eigene Sprache und Kultur. Je nachdem aus welchem Dorf sie kommen, können sie sich untereinander nicht verstehen. Da die Sprache keine Schrift kennt, gibt es ausschliesslich eine mündliche Tradition. Aber eine gemeinsame Sprache gibt es für uns alle: das Essen. Was uns aufgetischt wird ist simpel, aber hervorragend. Die Frauen des Hauses haben es gekocht, es ist das beste Essen, das ich bisher auf der Reise hatte. 

Ich luchse der Hausherrin das eine oder andere Rezept ab. Jedenfalls ist die "Geheimzutat" schnell erkannt: frischer Knoblauch. Rohe Mengen davon. Kein Wunder, dass ich das Essen so gerne hatte! 


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