Veröffentlicht: 18.07.2018
In Hyderabad hatten wir geplant einen kurzen kulinarischen Zwischenstopp einzulegen, da wir auf unserer letzten Reise einige unserer besten Thalis dort gegessen hatten. Aber wiedereinmal kam alles etwas anders, bereits die Anreise von Koraput war spektakulär. Da wir zwei Züge nehmen mussten und wir wissen, dass dies etwas riskant ist, planten wir 3 Stunden zum umsteigen ein und hofften so unseren Anschluss zu erreichen. Unser erster Zug hatte bereits 1 1/2 Stunden Verspätung, als wir zustiegen, da er sich aber kontinuierlich fortbewegt schien das kein Problem zu sein, so dachten wir. Denn wer konnte ahnen, dass der Zug 10km vor dem Ziel einfach mal für fast 2 Stunden stehen bleibt. Da es in Indien keine Zugdurchsagen gibt, bleibt nur unsere eigene Interpretation, dass unser Zug durch seine bestehende Verspätung keinen Platz mehr im System hatte und daher andere vorlassen musste. Wie dem auch sei, wir hatten unseren Anschluss bereits aufgegeben und uns einen Notfallplan überlegt, als sich der Zug wieder in Bewegung setzte. Hoch angespannt und zum Ausstieg bereit hieß es weiter bangen, da er im Schneckentempo fuhr und noch dazu zweimal stehen blieb. Da wir aber bemerkten, dass uns noch kein Zug entgegen gekommen ist, der unserer hätte sein können, es aber bereits nach der geplanten Abfahrtszeit war, musste es bei unserer tatsächlichen Ankunft schnell gehen. Wir sprinteten die Treppe hinauf, so schnell das hald mit Rucksack geht und entdeckten unseren Zug zwei Gleise weiter, der sich gerade in Bewegung setzte. Also so schnell wie möglich hinunter und zum Glück sind wir in Indien und zum einen sind die Türen der Züge offen und zum anderen fahren sie so langsam aus dem Bahnhof, dass wir es gerade noch schafften in den fahrenden Zug zu springen. Völlig KO, aber froh es geschafft zu haben, da kurzfristige Zugtickets in Indien nicht leicht zu bekommen sind, richteten wir uns dann für eine Nacht im Zug ein.
Die erhofften kulinarischen Highlights fanden wir dann auch wie geplant, leider mit fatalen Folgen, ebenso organisierten wir unsere Weiterfahrt, wobei unser wieder das Zugsystem vor Herausforderung stellte und dann hat sich Lea auch noch eine Lebensmittelvergiftung eingefangen, die kaum zu überbieten ist und wir konnten die geplante Weiterreise nicht antreten. Da es auch keine Chance gab ein naher Zukunft wieder ein Zugticket zu ergattern, mussten wir, als Lea ihr Fieber weggeschwitzt hatte, auf einen Bus zurückgreifen, der allerdings dreimal so viel kosten sollte und auch sonst einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt - Komfort, ungünstige Einstiegsstellen,... aber wir wollten ja weiter nach Kodaikanal. Und aus diese Art schafften wir den Weg auch in einer Nacht anstatt der ursprünglich geplanten zwei.
Von Hyderabad nahmen wir also zuerst mal den Nachtbus nach Dindigul, einer Stadt die um 980km weiter südlich liegt. Von hier aus konnten wir dann einen Bus nach Kodai nehmen. In 3 Stunden fuhren wir nicht nur 90km weit sondern auch auf 2100m hoch, wobei wir bei dem Tempo und den vielen Kurven tausend Tode starben. Kodaikanal war nämlich zu Kolonialzeiten eine so genannte Hill Station, ein Ort wo sich die Briten von der Hitze zurückzogen und Tee tranken. Das ist mehr als verständlich wenn man bedenkt dass die Temperatur hier 20 Grad nie übersteigt. Wir freuten uns an diesem Ort unsere Pullover auspacken zu können und schöne, lange Spaziergänge zu unternehmen ohne täglich unser Körpergewicht an Schweiß auszudünsten. In der Nacht wurde es sogar so kalt, dass Lea ihren dicken Schlafsack auspackte und sich Mathias eine leichte Erkältung einfing. Die hat sich jedoch gelohnt. Heutzutage ist Kodai ein kleines Städchen mit einem See im Zentrum und ein paar Aussichtspunkte von denen man an klaren Tagen bis in die Täler sehen kann. Und was für Ausblick man da genießen kann! Lustig war es auch zu bedenken, dass die Orte auf die wir blickten einfach mal 20 Grad heißer waren. Am Sonntag entdeckten wir den wunderschönen, wöchentlichen Gemüsemarkt wo Lea sich ein paar Kohlrabis gönnte um ihre Gelüste nach knackfrischem Gemüse zu befriedigen, die dann aber zum großen Teil von Mathias gegessen wurden. Da wir am Wochenende ankamen war die Stadt voll mit Indischen Touris aber ab Sonntag Abend schienen die sonst vollen Restaurants nahezu ausgestorben. Auch der Preis für unser Zimmer sank um 200 Rupien. Dieses Jahr kann man auch eine, recht wenig spekatukär anmutende, Blume sehen, die nur alle 12 (!) Jahre blüht. Was für ein Glück wir also haben :) So genossen wir ein paar kühle Tage vor wir den Nächsten Nachtbus nach Pondicherry nehmen sollten.