2017 VespamerikasuR 2019
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02.01.2019: Capao Bonito / SP

Veröffentlicht: 02.01.2019


02.01.:

der hotel-senor öffnet für mich die pforte und wartet, um mich mit einem nochmaligen boa viagem zu verabschieden.

ich sehe noch den grauhaarigen pferdeschwanzträger, der mir zuwinkt und ich hupe, als ich an meiner werkstatt vorbeifahre.

die vepse fährt wie butter - sogar auch, wenn sie beladen ist. alle tanks sind randvoll!

vor meinem start zeigt sich eldorado von seiner allerbesten seite, und ich mache noch ein paar fotos.

der morgennebel verzieht sich langsam

goldregen?

wenn wir beide gewusst hätten, was auf uns zukommt, hätten wir die leichtere strecke genommen. der erste abschnitt ist wie erwartet. ich bin ihn ja schon einige male gefahren, weil in dieser richtung der wasserfall und ein paar meter weiter die teufelshöhe liegt.

etwas geholpere noch, doch dann zeigt sich die straße von ihrer besten seite. frisch asphaltiert, und wir kommen gut voran. ich bewundere die landschaft und weil wenig verkehr ist bemerke ich sogar die würzigen düfte aus dem wald.

als wir dann aber über den ribeira fluss fahren ist es schlagartig vorbei. ich glaube nicht, dass das unsere strecke ist und frage sicherheitshalber an der tankstelle. ob es hier weiter nach apai ginge? ja. ob die straße bald asphaltiert sei? nein.

es hilft nichts. wagen wir uns in das abenteuer. das ist die perfekte straße für geländewagen mit bodenfreiheit und guten reifen. nichts aber für 12 zoll reifen. die suv überholen mich und hinterlassen  blickdichte staubwolken. die entgegenkommenden autos ebenso. ich fahre langsam. sehr langsam. wir haben rutschigen schotter, schlaglöcher, nur einmal einen abgegangenen berg, dessen reste aber schon beseitigt wurden, zweimal eine straße, die nur noch eine spur hat. die andere hat sich schon ins tal verabschiedet. ich frage mich, ob hier lkw fahren?

für jede brücke, die überquert werden kann, bin ich dankbar und erinnere mich daran, als wir die vepse mit drei mann zweimal über die leitplanke schieben mussten.

45 km müssen wir durchhalten. ob es danach besser wird?

dafür fahren wir durch ein naturreservat durch, das mit wanderwegen und wasserfällen lockt. es gibt quartiere und campingplätze.

ich fühle mich fast wie in den anden. holprige staubstraßen und steigungen, die wir auch nur mit 20 bis 30 km/h nehmen können.

nach vielleicht zwei stunden kommt ein aussichtspunkt. die vepse muss sowieso betankt werden und ich muss mir die beine vertreten. es lohnt sich.

ist doch garnicht so schlimm...

schon die ganze zeit hier auf der holperstrecke beobachte ich dicke wolken, die nach gewitter aussehen. ich lasse mich nicht beirren, aber dann kommen von jetzt auf gleich dicke tropfen vom himmel. ich habe heute morgen glücklicherweise die regenhose und den anorack in die seitenkoffer verstaut, so dass ich nur wenig abbekomme.  ich mache noch ein foto von der vepse und der straße. sie zeigt nicht das, was sie uns hat durchmachen lassen.

die dörfer, die wir durchfahren, geben mit glatten asphalt an und wecken die hoffnung, dass jetzt der angenehme teil der tour kommt. aber beim verlassen sehe ich schon die rötlichen sandspuren der entgegenkommenden autos und weiss: gleich geht es weiter.

dann aber erreichen wir apai und die straße gabelt sich. es gibt wieder eine geschlossene teerdecke und im vorbeifahren sehe ich noch knapp ein schild, das nach curitiba weist. dann aber nicht mehr, sondern nur noch sao paulo. die straße ist neu. es geht rauf und runter, sie ist sehr kurvenreich und die lkw-fahrer kennen ihre fahrzeuge scheinbar so gut, dass sie ein umkippen in den engen rechtskurven scheinbar nicht zu befürchten haben... ich schon und halte mich ganz rechts.

viele motorradfahrer kommen mir entgegen, hupen und winken. die zahlreichen kurven und der mittlerweile wieder trockene straßenbelag macht ihnen gute laune.

mein navi erkennt die route nicht. ich bin nicht mehr sicher, ob ich nicht eine abfahrt verpasst habe. zwar war bisher sao paulo zweimal ausgeschildert, aber da will ich nicht mehr hin.
ich weiss aber, dass diese straße, die wir jetzt fahren zur autobahn BR 116 führt, die mich nach curitiba bringen soll.
trotzdem bleibt ein rest unsicherheit.

aus der ungewissheit werde ich beim nächsten tankstopp befreit. ich habe wieder netz und bin in der richtigen richtung.

hätte ich heute eine canthina gehabt, wäre ich bestimmt noch eine stunde gefahren. so aber meldet sich der hunger, und es kündigen sich erneut schwarze wolken an.

um halb vier mache ich feierabend. das navi nennt mir ein hotel, das sehr edel daher kommt. es ist mit 80 € angegeben. 240 reais!! ich fahre trotzdem hin, frage die mit einer schicken hoteluniform bekleideten rezeptionisten und weiss schon jetzt, dass es hier keinen verhandlungsspielraum gibt. ich erinnere mich aber an das hotel aquarius, das ich aus dem augenwinkel noch wahrgenommen habe. ich verabschiede mich und fahre vorsichtig durch den eleganten, frisch gemähten park zurück zur hauptstraße.

das aquarius hat sehr moderate zimmerpreise und zimmer in 3 sterne qualität. ein restaurant gäbe es 30 meter weiter.

nach dem einchecken - ich darf die vepse unter dem dach des hoteleingangs stehen lassen - schaue ich mir die route für morgen an.

und bekomme einen schreck: es sind noch 262 km - das ist ok - aber die fahrzeit ist mit knapp 5 stunden angegeben, also mit einer durchschnittsgeschwindigkeit von nur 50 km/h. ich rechne mit dem schlimmsten, aber der rezeptionschef meint, die straße sei asphaltiert, hätte aber viele kurven.

beim blick auf die übersichtskarte stelle ich fest, dass ich vor ein paar tagen schon dichter an curitiba dran war...

egal! die vepse hat einen guten job gemacht.

schlimmer, als heute können die straßen nicht werden. von der landschaft her hat es allemal gelohnt.



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