2. Schultag und Salisbury Kathedrale

Der heutige Tag kann, wie im Wetterbericht angekündigt, in zwei Teilen beschrieben werden.

Um gleich in der Wettermetapher zu bleiben, könnte man sagen, dass der Schultag leider ziemlich trüb war, in Bezug auf das Verhalten und die Motivation der Jugendlichen.

Ein Erfahrungsbericht:

Zu unserem großen Bedauern, hatte das Erinnerungsvermögen der Schülerinnen und Schüler scheinbar durch den gestrigen frischen Wind ziemlich großen Schaden genommen. Die erst am Vortag durch die englischen Lehrer erklärten Regeln, kamen nur noch lückenhaft zum Vorschein. Der für später angekündigte Sonnenschein hätte bequem in diesen Lücken Platz gefunden.

Augenscheinlich fanden es einige interessanter, wilde Tiere aus der Savanne mit den von ihren Körpern produzieren Geräuschen anzulocken, anstatt der Lehrerin zuzuhören und die Möglichkeit zu nutzen, von einem Muttersprachler zu lernen.

Ein Teil der Jugendlichen ersetzte den Englischunterricht durch Mathematik. Genauer gesagt durch das Fachgebiet Geometrie. Durch einen erhöhten Müdigkeitsanteil, der ca. 50% der Aufmerksamkeitsspanne einnahm, wurde teilweise der Kopf in eine perfekte Parallele zur Tischplatte gebracht und die Rücken glichen wunderschönen Kreisbögen.

Die eindeutig zu langen Pausen von 20 min brachten einige auf die Idee im Sinne der Physik, am Wasserspender im Obergeschoss die ruckartige Ausdehnung von H2O zu testen. Die Lehrerinnen sprachen als Strafe die Reinigung der Testumgebung aus. Somit wurde eine schlechte Tat durch eine Gute wieder ausgeglichen, aber leider steht das Guthaben somit wieder auf null.

Was für die zwei mitgereisten Lehrerinnen quasi zum Alltag gehört, war für mich eine Mischung aus Unverständnis, Scham, Fassungslosigkeit und Ärger.

Nach dem Unterricht ging es noch etwas unbeständig weiter zur Kathedrale nach Salisbury. Die Kathedrale hat die Form eines Kreuzes und symbolisiert somit das Christentum. Für den Bau wurden 60.000 Tonnen Steine, 2.800 Tonnen Eiche und 420 Tonnen Blei verwendet, welcher in Jahre des Herrn 1220 begann. Die Kirchturmspitze ist mit 123m und 6.500 Tonnen die größte Großbritanniens. Im Jahre 1991 wurde in Salisbury, als erste Kathedrale Englands, ein Chor mit weiblichen Sängerinnen gegründet.

Auf dem Weg dorthin klarte das Wetter auf. Erneut bereichert durch die von den Schülerinnen und Schüler gestellten Grundsatzfragen, passend zum Sonnenschein:

- Warum müssen wir die Kathedrale überhaupt anschauen?

- Warum müssen wir noch soweit laufen? (SPOILER: Der Weg vom Bus-Stop zur Kathedrale waren ca. 470m)

- Der Bus könnte uns doch auch gleich zum Altar fahren, oder?

Damit es nicht zum lustlosen Laufen durch die Kathedrale kommt, hatte unsere Reiseleiterin Sara Aufgaben vorbereitet, die morgen in der Schule präsentiert werden sollen. Nebenbei bemerkt, Sara hat im Mädchenchor der Kathedrale gesungen, als sie 15 Jahre alt war. Später hat sie ihr Musikstudium mit einem Stipendium begonnen und singt nach wie vor.

Was für uns aber die größte Überraschung des Tages darstellte war, dass manche Schülerinnen und Schüler sich AUS FREIEN STÜCKEN an die örtlichen Kirchenführer wandten und um Hilfe bei der Lösung ihrer Aufgaben baten. Es kamen richtige Unterhaltungen zustande. Man könnte meinen, der Herrgott wollte uns an dieser Stelle unter die Arme greifen und hat hier den Jugendlichen im Hause des Herrn die Erleuchtung geschenkt. Lasst uns zum Herren beten, dass diese Erleuchtung mehr als 15 Stunden anhält und am nächsten und letzten Schultag strahlender Sonnenschein herrscht. Zum Abschluss konnten alle noch eine Stunde im Städtchen verbringen, wobei auch hier die Faszination an H&M sowie diversen Läden, welche dem gestyltem Aussehen dienen, ungebremst war. 😃 Ob dies nun typisch Englisch war, lasse ich mal dahingestellt. Aber es wurden Schnäppchen gemacht und alle waren zufrieden. Amen.