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Verlaufen kann man sich überall

Veröffentlicht: 07.05.2023

Genau vor einer Woche war ich beim Frisör und ich habe noch nie soviel Komplimente für einen Haarschnitt bekommen wie hier. Was mich in meinem Glauben nochmal bestätigt, das Spanier deutlich offener und freundlicher als Deutsche sind. An der Kasse oder beim Frisör wird man eigentlich immer guapa/bonita (hübsche/schöne) genannt oder cariño (Schatz) und das süßeste überhaupt cielo (Himmel). Eine Arbeitskollegin begrüßt mich auch immer mit „Hola guapa!“ was meinen Tag irgendwie immer besser macht. Den Katalanen wird allerdings nachgesagt, das sie im vergleichsweise kühl sind und das Leute aus südlichen Regionen nochmal deutlich offener sind. Das werde ich bald selber besser beurteilen können, weil ich mit meiner Freundin Lotti im Juli für mehrere Tage nach Sevilla fliege worauf ich mich so so doll freue. Das wird ein richtig toller Urlaub. Worauf ich mich noch freuen kann ist ein Konzert, was ich nächste Woche im Palau de Música hören darf. Es ist ein Candlelight Tribute Konzert, wo Queen Songs von einem Orchester (für etwa eine Stunde) gespielt werden. Das Ed Sheeran Tribute Konzert war leider schon ausverkauft, aber seit dem ich den Konzertanbieter gegoogelt habe wurde ich förmlich mit Werbung zugepflastert. Mein Mitbewohner war diesen Freitag auch schon da, beim Hans Zimmer Konzert. Ihm hat’s sehr gefallen. Er hat nur so halb soviel gezahlt wie ich, aber den Kauf habe ich gerne getätigt, ich glaube es wird sich lohnen.


Was sich auch gelohnt hat, waren die 15,5€ fürs Camp Nou auszugeben. Etwa 60.000 Menschen waren im Stadion und die Stimmung war dementsprechend Bombe. Marie und ich saßen im Fanblock, was natürlich noch besser war. Wir konnten einen professionellen Animateur beobachten, der auf seine Trommel gehauen hat, in sein Mikro Fangesänge gesungen hat und zeitgleich noch das Spiel verfolgt hat. Nichtmal so ein schlechter Job. Vorher war mir garnicht klar, wie groß das Camp Nou wirklich ist. Aber als die Metro total überfüllt mit Fans war und es eine regelrechte Pilgerwanderung zum Stadion gab, wurde mit schnell klar, dass das Camp Nou nicht umsonst das größte Stadion Europas ist. Enttäuscht wurde ich nur vom viel zu salzigen Popcorn und es wäre cool gewesen, wenn das Spiel nicht unentschieden ausgegangen wäre. Das 1:1 hat aber ausgereicht, dass die Frauenmannschaft des FCB im Finale der Championsleaugue steht. Das Finale findet leider nicht hier statt, das hätte ich auch sehr gerne noch live gesehen. Der Weg nachhause wurde von glücklichen Fangesängen begleitet und ich bin todmüde ins Bett gefallen. Freitag haben wir dann auch nichts wildes mehr gemacht, denn aus meiner letzen Feiererfahrung nehme ich mit das müde feiern keinen Sinn macht. Außerdem habe ich Energie für Samstag gebraucht, denn ich war mit einem Freund verabredet.


Auf meiner Bucketliste stehen ein paar Parks, untertanderem auch der wo wir waren. „Parc del Laberint d‘Horta“, das aufregendste steckt schon im Namen: ein Labyrinth. In meinem Reiseführer wurde der Park sogar mit Bild angepriesen, also hatte ich auch hohe Erwartungen. Der Park war auch wirklich sehr schön, auch wenn wir 2,23€ Eintritt blechen mussten. Das Labyrinth war in echt aber deutlich kleiner, als wir erwartet hatten und man konnte sogar durch die Hecken durchsehen. Deswegen waren wir uns auch einig, das es unmöglich ist sich dort zu verlaufen. Wir haben uns allerdings so angeregt unterhalten das, nachdem wir in der Mitte angekommen waren und zurücklaufen wollten, wir uns irgendwie trotzdem halb verlaufen haben. Tja, verlaufen kann man sich wohl überall. Nach ein paar Sackgassen hatte sich das auch wieder schnell erledigt und wir saßen im Schatten auf einer Bank und haben noch gequatscht und Flussrauschen gelauscht, was mal eine willkommene Abwechslung zum Meerrauschen war. Der Park war sehr schön und hat mir insgesamt gut gefallen. Würde er nicht Eintritt kosten würde ich wahrscheinlich häufiger hingehen. Meinen eher wenig guten Orientierungssinn habe ich im Anschluss daran nochmal unter Beweis gestellt, als ich uns zu einem Café (the vegan corne) führen wollte, aber wir erst an der komplett falschen Ecke waren und ich mit Google Maps dann immer noch Schwierigkeiten hatte. Da gabs zur Belohnung erstmal veganen Kaffe und weil wir dann noch Hunger hatten ging’s zu meinem Inder des Vertrauens (Surya-Mumbai Soul Food and drinks), was ein guter Abschluss für einen schönen und entspannten Tag war. Insgesamt war ich da jetzt schon 5x innerhalb von 2 Monaten deswegen brauche ich erstmal ein bisschen Pause vom indischen Essen. Wir haben uns dann einigermaßen passend verabschiedet, denn es hat angefangen zu schütten. 

Das hat sich Sonntag und Montag auch nicht geändert, zwischendurch hatte ich echt das Gefühl die Welt geht unter. Marie wollte ich das Wochenende auch nicht vernachlässigen, deswegen waren wir brunchen bei „Billy Brunch“ wofür wir 45 Minuten angestanden haben, aber es hat sich echt gelohnt. Das Frühstück war eine solide 11 von 10. Das Wetter war, während wir in Barcelona waren, echt noch sehr gut und heiß, weswegen wir noch am Arc spazieren waren. Im Ciutadella Park, der direkt daneben liegt, gibt es einen Teich wo echt viele Touristen in Booten fahren. Sie paddeln allerdings fast alle in die falsche Richtung, was lustig anzusehen ist. In Premia hat’s dann wieder sinntflutartig geschüttet und ich bin früh schlafen gegangen mit einem leichten Anflug von Halsschmerzen. Montag hatte ich frei, was sehr entspannt war. Geschüttet hat’s zwar immer noch, aber es ist auch mal schön einfach einen Tag zuhause zu verbringen.


Dienstag musste ich dann wieder auf die Arbeit, wobei meine Halsschmerzen sich leider als böser Vorbote einer Erkältung entpuppt haben. Meine Nebenhöhlen waren komplett zu und ich hatte Kopfschmerzen des Todes, deswegen war eine Aspirin pro Tag leider diese Woche nötig. Siesta zuhause war teilweise meine Rettung, ich sollte öfter auf meine Mutter hören : Schlaf ist die beste Medizin. Donnerstag und Freitag wurde ich von den Kinder mit Liebe überschüttet, ich weiß nicht los war. Vielleicht haben sie gemerkt, das ich angeschlagen war. Donnerstag verbringe ich den Vormittag immer in der vierten Klasse. Zum Wachwerden müssen die Kinder immer mehrere Runden um den Schulhof rennen, ich zu meinem Leidwesen dann auch. Aber alle Kinder wollten unbedingt mit mir an einer Hand laufen, pro Runde hatte ich dann immer zwei andere Kinder an den Hacken. Das hat mein Tempo zwar deutlich verlangsamt, aber beschweren will ich mich nicht, weniger anstrengend für mich. Während der Frühstückspause haben dann mehrere Kinder gesagt, dass sie wollen das ich für immer in Spanien bleibe und an der Schule arbeite. Da ist mein Herz fast geschmolzen und ich fand’s total süß.

Freitag war einfach einer dieser perfekten Tage. Es ging mit einem Ausflug in den Wald los, wo erste, dritte und vierte Klasse mit von der Partie waren. Nach 30 Minuten Fußweg, wo ich wieder von mehreren Kindern belagert wurde die meine Hand halten wollten, wurde ausgiebig im Wald gespielt und gefrühstückt. Alle Kinder wollten mit mir spielen und haben sich teilweise deswegen in die Haare bekommen. Ihr Frühstück wurde auch ritterlich mit mir geteilten, ich hab mehrere Trockenfrüchte, Obst und Nüsse abbekommen. Auf dem Rückweg hat eine Viertklässlerin freiwillig meinen Rucksack getragen. Ich hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und war motiviert ein Bild mit den Erstklässlern im Kunstunterricht zu malen. Das ist mir auch wirklich gut gelungen. Ich saß neben Pedro, einem Jungen der echt ziemlich frech ist auch zu mir, der war aber an dem Tag irgendwie auch mega knuffig und lieb. Dann hat die Lehrerin noch das Bild gelobt, was ich gemalt habe und meinte, man sieht das ich manchmal male und das ich definitiv weiter machen soll. Das war natürlich auch ein tolles Kompliment. Der perfekte Tag ging dann auch super weiter, denn es waren super wenige Kinder beim Mittagessen. Ich hatte Zeit mit Berta (eine Arbeitskollegin) in aller Ruhe zu quatschen, die mir bei der Begrüßung zwei Küsse aufgedrückt hat und meinte sie freut sich total mich zu sehen. In der Bona Tarda habe ich wieder mit den Kindern gespielt und nach Arbeitsschluss war ich so glücklich und ausgelassen, wie lang nicht mehr. Ich glaube das war bisher wirklich der beste Arbeitstag meines gesamten Dienstes hier.


Freizeit darf aber nach wie vor nicht zu kurz kommen, Lotti hat von Freitag auf Samstag bei mir übernachtet, dafür habe ich dann auch extra eine Luftmatratze ausgeliehen. Wir haben erstmal bei uns zuhause gechillt und waren dann zur spanischer Uhrzeit um 21:00 Uhr beim Italiener in Premia essen. Wie es sich für eine Übernachtung gehört haben wir auch wieder ewig gequatscht. Die kalte Dusche am nächsten morgen hat aber geholfen jegliche Müdigkeit zu vertreiben, unser Boiler ist leider kaputt. Er wird voraussichtlich Montag repariert, nachdem Freitag schon ein Techniker da war. Lotti und ich waren brunchen, bei „Latin Brunch“. Wir wollten zwar eigentlich wo anders hin, aber das Essen war eigentlich auch ganz lecker. Ich hatte Tequeños (mit Nutella gefüllte Teigrollen) und Arepas mit Hühnchen und Gouda, was eigentlich ähnlich zu Tortillas ist. Das Essen hat und beide sehr satt gemacht, deswegen mussten wir uns bewegen und sind zu mehreren Buchläden gelaufen. Eigentlich wollte ich ein neues Buch kaufen, aber ich war irgendwie nicht so erfolgreich. Ich hatte mich zwar für „Forrest Gump“ entschieden, hab’s aber nicht eingesehen den vollen Preis für ein Buch mit zerkratzem Cover zu bezahlen. Wir waren dann im Anschluss am Arc, wo wir uns wieder super unterhalten haben und einfach in der Sonne gechillt haben. Die Zeit mit Lotti habe ich wie immer sehr genossen. Zuhause hatte ich dann nur eine kurze Pause, denn es ging nochmal raus mit einem Freund vegane Tortillas essen, am Strand entlang spazieren und McFlurry essen. Dort haben wir etwas beobachtet, was man in Deutschland nicht sooft sieht. Mehrere Motorräder wurden abgeschleppt, Barcelona ist die Stadt in Spanien mit der höchsten Motorraddichte. Ich war sehr spät zuhause, erst um 00:30 oder so und ich hatte 23.000 Schritte für diesen Tag, dementsprechend bin ich auch jetzt todmüde und meine Fersen tun weh. Morgen wird also fett ausgeschlafen und ein ganz entspannter Tag in Premia gemacht, denn ich brauch Energie für die nächste Woche: Dienstag gehts aufs Konzert und Samstag vielleicht ein Rollerhockey Spiel schauen. Vamos a ver :).

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