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Ich wollte eigentlich weiter kommen

Veröffentlicht: 04.10.2018

Heute haben wir wohl die kürzeste Strecke gemacht, um die 20 km müssten es nun sein. Der letzte Berg von 1300 Höhenmeter steht uns morgen unmittelbar bevor. Dafür bin ich zufällig auf eine Hippie-Herberge gestoßen. Eine Pilgerin auf dem Weg hat mich gefragt wie mein Hund heißt und aus dem Nichts fragte sie, ob ich in der Herberge Ave Fenix Jato bleibe. Ich sagte ihr, dass ich noch keine Ahnung habe, wo ich bleibe. Aber da drehte sie sich schon um, sagte "Ok, Buen Camino" und überholte. Zwei Stunden später war es heiß, meine Sehne schmerzte, ich sah auf meine Liste und genau in diesem Ort war dieses Herberge. Wir gingen also hin. Ein friedvoller Ort - "Peacefull Place" :). Der Eigentümer sah uns, begrüßte Fiona herzlich "Sure, you can stay  here with your dog!". An solchen Orten bleibe ich besonders gerne. Man trifft oft anders denkende und besonders freundliche Menschen. So ist es auch hier. Wenn keiner heute Nacht dagegen hat, darf Fiona sogar mit ins Zimmer, sagte der Eigentümer. Und ich habe ein ganz besonderen Platz, mein Bett steht genau unter einem Stern :)

Ein anderes Hippie-Pärchen auch mit Hund sitzen und spielen Gitarre im Hof. Die sind schon 4 Jahre durch ganz Europa unterwegs.

Ansonsten sind bislang nur wenige Pilger eingetroffen aber die Frau die mich hierher brachte, ist nicht da. Auf dem Camino passieren unerklärliche Sachen. Ich lese die Zeichen und lasse mich darauf ein. 

"Camino gibt dir was du brauchst und nicht wonach du suchst."

Nun, zur Mittagszeit sitzen wir mit Fiona im Park und warten bis die Siesta zu Ende ist. Dann kaufen wir was ein, besuchen eine Kirche, holen uns ein Stempel und gehen in die Herberge. 

Die Stempel aus den Kirchen sind meist besonders hübsch. Die Herbergen haben üblicherweise nur die Muschel drauf und den Namen der Herberge. 

Manche werden dieses Thema nicht mögen aber hier auf dem Camino habe ich selten Pärchen gesehen, die auch im echten Leben zusammen sind. Ich kann bestimmt an einer Hand ablesen wie viel ich getroffen habe. Ein streitendes Geschwisterpaar war auch dabei.

Die meisten Pilger, sind alleine hier. Einige betrügen ihren Partner auf dem Camino. Einige Singles sind hier auf der Suche nach einem Partner und werden oft fündig. Abends sieht man frisch geduscht und frisch verliebte Pilger-Pärchen.

Manch eine Liebe dauert nur so lange die beiden auf dem Camino sind, man nennt es hier "die Caminoehe". Manch andere Liebe auf dem Camino reicht vielleicht für viele glückliche gemeinsame Jahre.

Doch heute habe ich ein ganz besonderes Pilger-Pärchen kennen lernen dürfen. Heute früh habe ich wie jeden Morgen in einer Bar einen Coffee con Legge getrunken. Das habe ich mir in den ersten Wochen von den Italienern angewöhnt.

Zwei auffällig ältere Männer frühstückten da und einer sprach auf deutsch mit einem ungewöhnlichen Dialekt. Wir kamen ins Gespräch und der eine kommt aus den Niederlanden. Beide sind zusammen aus Jean Pied de Port gestartet, wie auch ich. Sie sagten mir, die sind jahrelang beste Freunde und haben jetzt endlich Zeit gefunden so eine Reise zu machen. So verabschiedete ich mich und dachte nicht, dass mir die beiden wieder begegnen werden. 

Geduscht und umgezogen wurde ich nicht erkannt als ich viele Stunden später im Park zufällig hinter den beiden gegangen bin. Einer nahm vom anderen liebevoll die Hand, streichelte sie und beide schauten sich lächelnd und glücklich in die Augen. 

Wie lange sind die beiden schon ein so glückliches Paar? Wie lange dauerte es bis die beiden sich gefunden haben? Wie lange haben die beiden unglücklich gelebt, bis sie einsichtig wurden? Zu deren Jugendzeit muss es nicht leicht gewesen sein Schwul zu sein. Doch lieber spät als gar nicht. So wundervoll, dass sie nun glücklich zusammen sein dürfen und das es ihnen egal ist, was andere über sie denken. Ich freue mich für die Liebe, in welcher Form sie auch möglich ist.

Meine eigene Liebe vermisse ich besonders heute. Und ich bin glücklich darüber, nicht mein ganzes Leben nach ihm gesucht zu haben. Meinen wundervollster und einzigartiger Ehemann, ich bin jeden Tag dankbar dafür dich zu haben. 

Meine zwei Töchter möchte ich so gerne umarmen und jede einzelne Minute mit ihnen zusammen sein. Noch etwas über eine Woche und ich bin bei euch, zu Hause. 

Wie wird Fiona wohl reagieren, wenn ich ihr das kleine, ihr aber so bekannte Wort sage "Fiona, domoj!"

Antworten (3)

Nelly
♥♥♥

Vladimir
❤ wir vermissen dich auch meine Liebe!

Christina
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