USA - Der wilde Westen
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Pronghorns, Mount Rushmore, Bisons im Custer State Park

Veröffentlicht: 30.08.2019

02.06. / Donnerstag / Hot Springs-Custer State Park – Mount Rushmore – Hill City

Wir sind um 09.30h im Auto und überrascht über die Wärem und fast 60% Luftfeuchtigkeit. Hot Springs liegt nur 1.300 m hoch, so tief waren wir seit Ankunft in den USA noch nie.

Zunächst fahren wir durch den Wind Cave Park, dessen Höhlen uns nicht interessieren, wir sehen in der weiten, leicht gewellten Landschaft sehr schnell Pronghorns, die sich grazil wie Antilopen bewegen und daher auch oft fälschlich als Pronghorn Antelopes betitelt werden. Auf Deutsch heißen sie Gabelböcke.



Die Tiere sind - wenn man eine Distanz von 5km zugrunde legt, sind sie die schnellsten Säugetiere des amerikanischen Kontinents. Sie werden oft mit Geparden verglichen, wenn es um die Geschwindigkeit geht. Sie können problemlos 60-70km/h schnell laufen. Es wurden auch Geschwindigkeiten über 85km/h gemessen. Dass sie so schnell sind, verdanken sie ihrem schmalen Körperbau und für die Gesamtgröße des Tiers deutlich vergrößerte Herz- und Lungenausmaße. Wenngleich leichter und oft auch kleiner wirkend, hat z.B. ein Pronghorn ein Herz, das doppelt so groß ist, wie das eines Schafs.


Natürlich hilft diese Fähigkeit plus eine enorme Sprungfreude beim Entkommen von natürlichen Feinden. 


Uns gefallen diese Tiere, die sehr hübsch sind und oft ruhig an Wasserstellen stehen. Wir sehen sie noch sehr viel auf unserer Reise, hier jedoch zum ersten Mal. Sie sind Tiere der Ebene, man findet sie aber auch in höheren Lagen.


Die Straße windet sich über Hügel und offene Flächen der Black Hills und wir erreichen nach 18 Meilen Custer State Park. 



Uns ist unerklärlich, wie man nach einem Menschen, der hunderte Menschenleben auf dem Gewissen hat, einen State Park benennen kann. 


Denn Custer war derjenige, der die berühmte Schlacht am Little Big Horn 1876 gegen die Indianer führte, zu denen Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot gehörten. Das Indianerlager umfasste etwa 2000 Krieger. Custer war mit deutlich weniger Soldaten vor Ort, die auf drei Truppenteile aufgeteilt waren, um gleichzeitig von drei Flanken aus angreifen zu können. Die Indianer hatten schnell die Oberhand, trieben die Truppen nebst ihrem Boss auf einen Hügel und brachten alle um. Dieses Ereignis ist nach heutigem Dafürhalten als klaren Management-Fehler Custers einzuschätzen, dessen fatales Ergebnis nicht ansatzweise eine ehrenvolle Tat war, sondern der für hunderte seiner Soldaten, die alle ermordet wurden, die Verantwortung trägt. Doch nachdem man Custer - den Loser - schnell verbuddelt hatte, hat man ihn ein Jahr später in West Point (dieser noblen Militärakademie) mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Und diesem Spinner hat man auch noch einen State Park gewidmet. God bless America! 


Nun gut, wir sind im Custer State Park, wo rund 1.500 Bisons leben und somit die zweitgrößte Bison-Herde der USA. Der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde hier gedreht. Zunächst sehen wir Hügel und Bäume und Hügel und Bäume und – ok, eben Hügel und Bäume. Neben der Straße stehen jede Menge Prärie-Hunde wachsam auf ihren Bauten. Doch dann sehen wir Bisons und zwar nicht einen, nicht zwei, sondern wirklich zig Bisons und eine große Herde von Muttertieren mit Jungen. Bis zur Abfahrt aus dem State Park werden wir einige hundert Bison gesehen haben. 


Man hatte uns im Visitor Center gesagt, daß die Viecher uns in Ruhe lassen, wenn wir sie in Ruhe lassen, man sich aber Muttertieren mit Jungen nicht weiter nähern sollte. Der Botschaft folgen wir und sind aber nicht immer gleich neben dem Auto, wenn wir einen dieser Kolosse sehen oder diese vor und hinter uns die Straße queren.






Die Tiere sind beeindruckend und wenn man sich an prähistorische Wandmalereien erinnert, so kann man davon ausgehen, daß diese Viecher wirklich seit der Ur-Zeit auf der Welt umher gehen. Yaks, die asiatischen Bergtiere sind genetische Verwandte der Bisons. Sie bringen gut und gerne 900 Kilo auf die Waage, können aber bis zu 50 km/h schnell rennen. Durch ihr dickes Fell und ihre gute Fettschicht, sind sie in der Lage in den Rocky Mountains zu überwintern. Ihre extremen Halsmuskeln helfen ihnen auch tiefen Schnee mit schwenkenden Kopfbewegungen beiseite zu schieben, um darunterliegende Gräser zu finden.


Wir sehen noch jede Menge Pronghorns und freuen uns über diese tolle Fahrt. Der sogenannte Wildlife Loop von 18 Meilen ist aufgrund etlicher Fotostopps und unseres sehr langsamen Tempos eine recht lange Tour. Wir stoppen noch an einem Parkplatz, an dem sich wilde Esel einen Platz erobert haben, an dem sie offenbar von Touristen gern und häufig gefüttert werden. Mit dem Ergebnis, dass sie nun eher ziemlich aggressiv sind und Leuten durch die offenen Fenster ins Auto gucken und denen die Stullen aus der Hand reißen. Dazu stehen sie gern vor und zwischen den Autos, so dass man gar nicht weg kommt.



 

Eingeparkt



Nach diesen tierischen Begegnungen kommen wir erst etwas verzögert los und erreichen gegen 14.00h unser nächstes Tagesziel: Mount Rushmore.


Anfahrt auf Mount Rushmore

Wir laufen durch die flaggengesäumte Allee in Richtung der Felsenköpfe, die wir schon vorher von der Anfahrt her mehrfach gesehen haben. Es bläst wieder ein stürmischer Wind. Wir machen einige Bilder und laufen einen kurzen Weg dicht unterhalb der Nasen.


Die vier hier verewigten Präsidenten sind die bedeutendsten US-Präsidenten und jeder Kopf ist rund 18m hoch. Von links nach rechts gucken uns George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln an. Der erste Kopf, der dort gemeißelt wurde, war 1930 George Washington. Sechs Jahre später folgte Jefferson, dann Lincoln und als letztes 1939 dann Roosevelt.


Wie so oft in den USA ist auch dieses Monument/National Memorial kurzerhand mal an einem heiligen Berg der Indianer entstanden. Die Lakotas sind hier zuhause und empfinden dieses Monument natürlich als Entweihung eines heiligen Ortes.


Dass der Berg Mount Rushmore heißt, ist übrigens einem Anwalt aus New York zu verdanken, der hier in den Black Hills die Goldschürfrechte in der Gegend erworben hatte.

Eine Cola im Schatten und weiter geht’s am Crazy Horse Memorial vorbei. Wir entscheiden uns, die 11 Dollar Eintritt dort nicht zu opfern, wir kommen in 100 Jahren nochmal vorbei, wenn das fertig ist.


Denn das wird sicher noch solange dauern. 

Crazy Horse (einer der Indianer-Häuptlinge, die Custer geschlagen haben) gehörte zum Stamm der Oglala-Lakota. Zum Gedenken an ihn hat 1939 der polnisch-stämmige Bildhauer Korczak Ziolkowski hier mit der Erstellung dieser Skulptur begonnen. Vorher hatte er an den Köpfen am Mount Rushmore mitgewirkt, war dann aber von dem damaligen Sioux-Häuptling Standing Bear eingeladen worden, ein Indianer Denkmal zu entwerfen und zu gestalten. Erst 1948 wurde damit begonnen. Das Projekt wird nicht staatlich gefördert sondern ausschließlich durch eine gemeinnützige Foundation finanziert. Als Ziolkowski 1982 starb, haben seine Witwe und mehrere seiner Kinder das Projekt weiter verfolgt. Wann und ob es jemals fertig wird, ist unklar. Bis Ende der 1990er Jahre waren zwar mindestens 10 Tonnen Gestein weg gesprengt worden, aber nur die Silhouette des Gesichts fertig, das man von der Straße aus sehr gut sehen kann. 

Crazy Horse Monument - Juni 2011

Da auch dieses Bildnis in den (heiligen) Black Hills entsteht, ist es selbst unter Indianern nicht unumstritten. Sollte es jemals fertig werden, dann wird Crazy Horse hier auf einem Pferd sitzend, den Arm nach Osten gerichtet abgebildet sein. Dabei ist die gesamte Skulptur so riesig, dass sie mit 172m Höhe und 195m Länge die Präsidentenköpfe in Mount Rushmore bei weitem in den Schatten stellt.

Als wir hier Fotos machen, im Juni 2011, ist die Silhouette des Kopfes auszumachen.

Es ist kurz nach 17.00h als wir Hill City (311 Einwohner, damit also schon eine „mittelgroße Stadt“ für uns) erreichen. Zimmer im Super 8 Motel gibt’s für 71$ inkl. Frühstück. 

Hill City Main Street




Hill City

Hill City - General Store

Wir laufen durch die einzige Main Street und essen auf der Dachterrasse eines Restaurants. Ich gönne mir ein Bison-Steak und erhalte seltsamerweise zwar ein echtes Steakmesser, dennoch aber eine Plastik-Gabel. Sehr amerikanisch!


Hinter uns bilden sich tolle Wolken über einem Stausee. Wir sitzen nach dem Abendessen auf der Porch (Terrasse)des Alpine Inn („genuine European lodging“) und gönnen uns eine Flasche Mondavi-Rotwein und lauschen der netten Country Musik, die hier die Main Street aus diversen Lautsprechern an Lampenpfählen und Hausfassaden beschallt. Die Flasche ist mit 16$ echt ein Schnäppchen und die 30 m zum Hotel glücklicherweise kurz.

Gemütlicher Abend in Hill City


Morgen wollen wir früh starten und das Gebiet der Black Hills zunächst in Richtung Osten verlassen, um in den Badlands National Park zu fahren. 

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