USA - Der wilde Westen
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Oregon Trail & Pony Trail - von Colorado über Nebraska nach South Dakota

Veröffentlicht: 30.08.2019

01.06. / Mittwoch / Denver-Scottsbluff-Hot Springs

Es ist komplett bedeckt als wir bei 68°F (20°C) um 10.00h vom Hotel abfahren. Die Berge sind kaum erkennbar und liegen wie unter einer gelben Smog-Glocke, was hier wirklich nicht der Fall ist.

Zunächst fahren wir zum Flughafen, im Versuch unsere Sitzplatzreservierung für den Rückflug zu verändern. Die LH-Tante, die etwas verblitzt erscheint, sagt, daß das nicht geht. Aha.

Also ab auf den Highway nach Norden. Wir wollen eigentlich heute (nur) bis Scottsbluff in Nebraska und dort übernachten. Auf dem Weg wollen wir Cheyenne in Wyoming ansehen, was angeblich ein besonders schönes Städtchen sein soll.


Zunächst fahren wir durch eine ermüdend eintönige Landschaft. Cheyenne, der Ort der sich in Werbeprospekten als historische Stadt mit einem historischen Stadtkern selbst bewirbt, ist ein totes Kaff. Wir fahren kreuz und quer, im Glauben, wir haben die historische Ecke noch nicht gesehen, finden aber nur ein paar leerstehende Häuser älterer Bauart und fahren ohne anzuhalten aus Cheyenne wieder hinaus, weiter nach Nord-Osten in Richtung Nebraska.

Die Landschaft ist weit und flach, die sogenannten High Plains. Es ist eigentlich nur noch öde und sehr sehr flach. Ab und an sieht man als Highlight ein paar Kühe, die sich schätzungsweise 100 Hektar Weidefläche zu dritt teilen. 


Die Straße ist ohne jede Kurven und oft bis zum Horizont zu sehen. Wir erreichen Scottsbluff gegen 16.00h und schauen uns hier kurz um das Visitor Center ein paar Dokumente des Oregon Trail an. Ein Orientierungspunkt dieses Trails waren die Bergzinnen, vor denen wir hier stehen.



Über den Oregon Trail kamen die ersten Siedler, die den Westen der USA Mitte des 19. Jahrhunderts zu ihrer neuen Heimat machen wollten. Sie mußten über die Rocky Mountains und zogen auf einer Strecke von rund 3.500km aus dem Osten oder auch der Mitte Amerikas über diesen Weg nach Westen. Mit Planwagen - durch Steppe, Wüste, über Berge. Unglaubliche Mühsal, wenn man heute im klimatisierten Auto hier entlang fährt.


Mir unbekannt war die Tatsache, dass Anfang des 19. Jahrhunderts Kanada und Amerika eigentlich gemeinsam im Bereich westlich der Rockies siedeln wollten. Es gab aber etwa 35-40 Jahre später dann einen Kompromiss, dass man das gesamte Gebiet entlang des 49. Breitengrades teilt. Der Süden war also nun amerikanisch, der Norden kanadisch. 


In dieser Zeit begannen auch die Mormonen auf dem Oregon Trail, bogen dann aber nach Süden ab und landeten am Salzsee bei Salt Lake City, wo auch heute noch ihr Zentrum ist.

20 Jahre nach dem kalifornischen Goldrausch, war der Oregon Trail Geschichte. Es gab ab 1869 die erste Bahnverbindung von Ost nach West und so wurde die Besiedlung des Westens deutlich einfacher.

An dem Visitor Center, was wir ansteuern sind heute noch die Wagenrad-Spuren der vielen Planwagen über weite Strecken in der ansonsten grasbewachsenen Erde zu sehen. Unglaublich. Nach über 150 Jahren!


Auch der Pony Express, der uns auf dieser Reise noch mehrfach begegnet, ging durch Scottsbluff.

Diese Post-Beförderung war nicht von langer Dauer, hat aber eine Berühmtheit erlangt, weil es hier unglaubliche Geschwindigkeitsrekorde gab. Die Route, etwa 3.200km lang führte von Missouri (St. Joseph) bis nach Kalifornien (Sacramento) und war tatsächlich nur ein Jahr lang die schnellste Post-Beförderung von Ost nach West. 

Das System war wie ein Staffellauf.. Daher wurde auch alle ca. 20km ein trading post eingerichtet, um z.B. auch Pferde oder Ponies auszutauschen. Insgesamt gab es 153 trading posts auf der Strecke, rund 500 Vierbeiner und 80 Kuriere. Wie bei einem Staffellauf im Sport, war auch die Übergabe der Post auf den nächsten Reiter in atemberaubender Geschwindigkeit zu erledigen: Nur 2 Minuten waren dafür vorgesehen (wenn das mal heute DHL oder ähnliche Unternehmen auch so hinkriegen würden...!).

Die Reiter - die Strecken von im Schnitt 80 km, maximal aber 300km abdeckten und ca. 10 Kilo Post dabei hatten - durften nicht schwerer als rund 60kg sein und nicht älter (!) als 18 Jahre. Dies führte dazu, dass es oft arme Jugendliche, vielfach Waisen waren (der jüngste Reiter war erst 14 Jahre alt), die diesen Job übernahmen. Buffalo Bill gehörte zu ihnen! Besondere Bedeutung kam dem schnellsten Ritt über diese 3.200km-Distanz zu: Es war die Antrittsrede von Abraham Lincoln, die in 7 Tagen und 17 Stunden quer durch das Land befordert wurde.

Da die Routen vielfach durch feindliches Indianergebiet führte, die Reiter aber keine Waffen tragen durften, war der Job nicht eben ungefährlich und führte - neben der Telegrafenleitung, die Anfang der 1860er Jahre aktiv wurde - auch wegen finanzieller Probleme, zur Einstellung des gesamten Systems.  Glücklicherweise gab es "nur" einen von Sioux ermordeten Reiter (von etwa 120, die diesen Job innerhalb des einen Jahres inne hatten). Insgesamt ging auf den 650.000 zurück gelegten Meilen der gesamten Staffette nur 1 Sendung verloren!


Die Gegend hier ist von zerklüfteten Felsformationen durchzogen und aufgrund der sandigen Böden sind hier weit und breit nur Viehweiden und keine Landwirtschaft. Wir entschließen uns dieser langweiligen Gegend in Nebraska den Rücken zu kehren und fahren um 16.30h weiter. 

Wir haben uns überlegt weitere 161 Meilen nach Hot Springs zu fahren, um morgen den Custer State Park schneller zu erreichen. Dies führt dazu, daß wir heute ungeplant lange Auto fahren und erst nach 450 Meilen (720 Kilometer) am Ziel sind. Nun ist Autofahren immer noch eine recht entspannte Unternehmung in den USA, da wir auch heute teilweise Strecken von 30 Meilen fahren, ohne einem Auto zu begegnen. Man rollt praktisch durch die Gegend und muß nur das Steuer festhalten.


Hot Springs liegt in South Dakota. Wir finden problemlos ein Hotel für $68 und laufen zum benachbarten (mittelmäßigen) Steakhouse und sind um 21.00h im Hotel. 


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