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Tag 53 - entsetzt

Veröffentlicht: 24.06.2019

22.06.19

Heute verlassen wir schweren Herzens das Paradies. Unser Wecker klingelt um 07:30 Uhr, unsere Sachen haben wir in weiser Voraussicht schon gestern gepackt. So satteln wir nur noch unser Rucksäcke und gehen zur Rezeption. Wir bestellen uns English Breakfast, Kaffee und zahlen unsere Zimmerrechnung. Nach 12 Tagen Aufenthalt (Der längste bisher) verlassen wir das Camp und gehen, den Strand entlang, zum Fähranleger. 


Dort warten wir noch eine halbe Stunde und steigen dann, wieder in einem waghalsigen Manöver, auf die Fähre. Fest davon überzeugt, dass die Fahrt gleich losgeht, setzen wir uns auf einen Platz an der Rehling. Eine halbe Stunde lang passiert gar nichts - Fragende Blicke werden ausgetauscht. 

Kurze Zeit spät sieht man am Fuß des Piers eine Traube von Menschen in aller Seelenruhe zum Boot schlendern. Es handelt sich um eine 30-Kopf große, vietnamesische Touristengruppe, welche nach und nach zusteigt. Die kambodschanischen Passagiere lästern uns gegenüber etwas über die vorurteilsbehafteten Nachbarn - So ganz grün ist man sich dann wohl doch noch nicht. Wir werden von der Abneigung ein wenig angesteckt und kommen nicht drum herum, das Auftreten der vietnamesischen Touristen ziemlich arrogant zu finden. Mit einer guten Stunde Verspätung, legt das Boot ab. 


Das Busbüro auf der Insel, welches wir in den letzten Tagen aufgesucht haben, um ein Busticket von Sihanoukville (die hässliche Küstenstadt) nach Phnom Penh (Hauptstadt) zu buchen, hatte uns eine Fahrt um 12:30 Uhr rausgesucht. Der eingebaute Puffer hat sich durch die Verspätung in Luft aufgelöst - Wir kommen am Pier an, als unser Bus abfahren sollte. Trotz der Bemühungen eines Crew-Mitglieds, der über unseren Zeitdruck Bescheid wusste und uns als erstes vom Boot lassen wollte, verlieren wir erneut wertvolle Minuten, als sich die Vietnamesen, ohne Rücksicht auf Verluste, beim Ausstieg vor uns drängeln - Die sind bestimmt nicht alle so.

Etwas desorientiert finden wir am Pier, nach kurzer Suche, das Shuttle zum anderen Pier, wo die meisten Busse abfahren (Die Verwirrung mit den verschiedenen Piers hatte uns letztes Mal schon kalt erwischt). Wir verlassen das Shuttle und kommen, mit deutlicher Verspätung, um 12:45 Uhr am vereinbarten Pick-up Point an. Eine involvierte Mitarbeiterin von einem Reiseunternehmen versichert uns, zu unserer großen Verwunderung, dass unser Bus uns in 10 bis 15 Minuten abholt - auf die süd-ostasiatische Unpünktlichkeit ist einfach verlass. Eine Viertel Stunde später holt uns ein junger Busfahrer ab und setzt uns mit vier Schweizerinnnen in seinen umgebauten Transporter. 




Wir sichern uns die Rückbank und genießen die Klimaanlage. Auf unserem Weg nach Norden sammeln wir immer wieder am Straßenrand stehende Einheimische ein, sodass der Bus nach ein Paar Stunden restlos besetzt ist. Die Fahrt ist, wie schon die Hinfahrt, äußerst schleppend, da die Straße zwischen Sihanoukville und Phnom Penh (wie eigentlich alle Straßen in Kambodscha) ein einziger Stau. Was aber in Wirklichkeit ein Stau ist, erkennen wir 15 Kilometer vor Phnom Penh, als sich einfach gar nichts bewegt. In der schlimmsten Phase schaffen wir 50 Meter in einer Stunde. Es ist absolutes Chaos: Eine eigentlich drei spurige Straße wird von sechs Fahrzeugen nebeneinander genutzt (in eine Richtung); auch die Gegenspur wird einfach annektiert. Zusätzlich hat ein Kind, direkt neben uns (2 Jahre alt), nach drei Stunden im Stau, endgültig die Nerven verloren. Wir versuchen es mit Zeichentrickfilm und Keksen zu besänftigen, was eine kurze Zeit funktioniert, später aber wirkungslos bleibt; wir haben großes Verständnis für die Reaktionen des Kleinen. Weniger Verständnis hingegen, hat seine Mutter, welche, absolut überfordert mit der Situation, irgendwann handgreiflich wird. Wir wurden schon mehrfach, während unserer Zeit auf Koh Rong, Zeuge davon, dass mit Kindern deutlich ruppiger umgegangen wird, als wir es gewohnt sind. Kurz bevor wir den Respekt vor der Kultur verlieren und eingreifen wollen, indem wir den kleinen zu uns nehmen (die Mutter stößt den Jungen gegen die Fensterscheibe; dieser schreit wie am Spieß), entscheidet sich die Mutter den Bus zu verlassen. Beim Ausstieg bekommt der Kleine noch einen Klaps von einer fremden Mitfahrerin - in uns brodelt es. 

Nach und nach verlassen auch alle anderen den seit längerer Zeit stillstehenden Bus und versuchen mit einem TukTuk Richtung Stadt zu kommen. Wir spielen auch mit dem Gedanken; die Entfernung zur Stadt ist jedoch noch zu groß und wir haben es nicht eilig. So sind wir nach einer Weile die letzten im Gefährt und, nachdem wir den Verursacher des Staus (Eine Art Jahrmarkt) passiert haben, kommen wir um 22:00 Uhr in Phnom Penh an - Planmäßige Ankunft wäre um 17:00 Uhr gewesen.

Wir kratzen unsere restlichen Riel zusammen und bezahlen einen TukTuk-Fahrer (1,50€), der uns zu unserer Unterkunft bringen soll. Obwohl es nur ein 30 Minuten Marsch ist, zeigt sich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, als es nach zwei Minuten Fahrt anfängt sintflutartig zu gießen. Am Hostel angekommen bringen wir im Regen unser Gepäck ins Trockene, während uns der Fahrer ein Ausflug zu den Killing Fields andrehen will - Wir hatten sowieso vor, die zu sehen. In diesem Moment über eine Abfahrtszeit zu diskutieren, lassen unsere übermüdeten und angestrengten Köpfe jedoch nicht zu. Wir vertrösten ihn auf spätere Tage.

Wir checken ein und bekommen glücklicher Weise nicht ein fensterloses Zimmer ohne Bad (wie gebucht), sondern ein gemütliches Zimmer mit Gartenblick und eigener Toilette. Kurz abgeduscht fallen wir platt ins Bett.

 - Jonna & Alex

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