of Coors we travel
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Oribi Gorge NP & Südafrikas Wild Coast

Veröffentlicht: 10.03.2023

Nach ungefähr 5 Stunden Fahrt von St Lucia über Durban (mit kurzem Halt zum Mittagessen) kommen wir bei unserer Unterkunft im Oribi Nationalpark an. Wir checken nur kurz in unserer schönen Unterkunft auf einer alten Farm mit wunderschönem Garten ein, dann fahren wir noch ein Stück weiter zum Lake Eland Game Reserve. 

Im Garten unserer Unterkunft

Wir huschen gerade noch zum letzten Einlass durchs Tor und haben noch 2 Stunden Zeit den Park zu erkunden.

Auf holprigen Schotterstraßen kommen wir an friedlich grasenden Antilopen, Böcken, Zebras und Affen vorbei. 

Die Aussicht über die grünen Hügel ist fantastisch und die tief stehende Sonne wirft ein märchenhaftes Licht auf die Landschaft. Die Umgebung ist von vielen Macadamia-Nuss-Plantagen geprägt.

Sunset

Unser eigentliches Ziel ist aber die Hängebrücke, die sich über den nahe gelegenen Canyon spannt. Wagemutig balanciert zuerst Carsten und dann Tina über die hin und her schwingende 80 Meter lange und 130 Meter hohe Brücke. Um diese Uhrzeit sind wir die einzigen Gäste, sodass wir in aller Ruhe unsere Fotos machen können.

Suspension Bridge

Jetzt aber schnell wieder zurück bevor das Tor schließt und wir nicht mehr aus dem Park kommen.


Am nächsten Morgen springen wir zum wach werden erst mal in den Pool, machen uns Frühstück und setzten uns damit auf unsere schöne Veranda. 

Morning Swim

Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen, denn wir haben heute noch eine weite Strecke zur Wild Coast vor uns.

Der Weg führt uns zunächst durch die imposante Oribi Gorge-Schlucht, wo wir zwei Anhalterinnen für ein paar Kilometer mitnehmen. 

Canyon

Wir bemerken, dass unser linker Vorderreifen immer etwas Luft verliert, können aber kein Loch entdecken. So halten wir ungefähr alle 200km an einer Tankstelle, um den Reifendruck überprüfen zu lassen.

Als ob unser kleines Auto nicht schon genug mit uns erlebt hat, muss es sich nun für ganz andere Abenteuer wappnen: 38km unbefestigte Straßen warten von Mthatha bis Bulungula, einem kleinen Dorf des Xhosa-Volkes an der Wild Coast. Das Navi zeigt 2h15min für 38km - das kann ja heiter werden…

Die Schotterstraße besteht aus unzähligen Schlaglöchern und Matschlöchern und immer wieder überlegen wir ob das wirklich eine gute Idee war und ob wir unsere Buchung nicht einfach verfallen lassen sollen. Auf dem Weg begegnen uns teils ungläubige, teils neugierige und lachende Gesichter - die Xhosa sollen zu den freundlichsten Menschen im Land gehören (aber vielleicht lachen sie uns in unserem Auto auch nur aus…). Kinder rennen uns hinterher und fragen nach Süßigkeiten, worauf wir leider schlecht vorbereitet sind. Aus den 2 Stunden 15 werden immer mehr, denn wir kommen durchschnittlich mit ca 15 km/h voran. Auf einmal stehen wir vor einem großen Wasserloch, das die ganze Straße einnimmt und denken: „Gut! Das war’s jetzt. Da kommen wir niemals durch.“ Wir überlegen gerade, dass wir endgültig umdrehen und wenden das Auto als einer der typischen Kleinbusse vorbeikommt. Sie versichern uns, dass man selbst mit unserem Auto da durch kommt und es danach nicht mehr schlimmer wird. Sie fahren voraus und wir hinterher. Mit ein bisschen Schwung, einigem Geächze unseres Autos und hohen Wasserfontänen schaffen wir es tatsächlich. Jetzt gibt es also kein Zurück mehr. Langsam aber sicher rückt unser Ziel näher. Auf dem letzten Kilometer freuen wir uns schon, dass wir es bald geschafft haben, wären da nicht noch zwei Berge, die wir mit dem Auto hinunter kriechen um nicht abzurutschen. Wie sollen wir da jemals wieder hoch kommen?! Egal! Darüber können wir uns Gedanken machen wenn wir zurück fahren. Wir stellen unser kleines Auto an einem Parkplatz ab. Von hier sind es noch etwa 500 Meter Fußweg bis zur Bulungula Community Lodge. Unser Reifen hat wieder etwas Luft verloren, aber das sollte für den Rückweg schon noch reichen…

We made it!!! Tough little car…

Kurz bevor die Sonne untergeht erreichen wir endlich die Lodge, wo wir herzlich empfangen werden. Das ganze Dorf hängt mit der Lodge zusammen. So sind viele der Dorfbewohner entweder Mitarbeiter, veranstalten Ausflüge oder nutzen den Ort als so etwas wie ein Gemeindehaus, in dem alle zusammenkommen können.

Bulungula Lodge

Die Lodge wurde vor einigen Jahren von Dave aus Capetown gegründet. Er wollte die Perspektive der Xhosa verbessern und baute Schulen, ein Krankenhaus und diese Eco-Lodge. Inzwischen hat die Region Strom und fließendes Wasser, Solar und Kompost-Toiletten. Die Duschen in der Lodge werden mit Paraffin betrieben, was auch für uns eine neue Erfahrung war unser Wasser heiß zu bekommen…

Nach der Einführung in die Lodge bekommen wir erst mal ein leckeres Abendessen und erfahren, dass heute eine große Beerdigung stattgefunden hat. Auch wenn die Xhosa eine Beerdigung eher als Fest sehen, war die Stimmung an diesem Abend etwas gedrückt…

Was für ein Tag! Wir sind ganz schön platt und fallen nach dem Abendessen schnell todmüde ins Bett unseres kleinen „Rondavels“ (traditionelle Rundhütte mit Schilfdach).

Unser Rondavel

Am nächsten Morgen schnüren wir unsere Wanderschuhe. Zusammen mit einer Bewohnerin des Dorfes, die unser Guide ist, wollen wir heute zum Secret Beach wandern. Dazu werden wir zunächst mit einem Kajak über die Mündung des Flusses gebracht. Danach geht es einige Zeit am Strand entlang, dann über ein paar Steine und schließlich über die wunderschönen grünen Hügel, bis wir an dem kleinen Strand ankommen. Außer uns sind hier nur noch ein paar Kühe. Zum Baden lädt das Wetter leider nicht ein, denn es ist bewölkt, ab und zu nieselt es und es weht ein starker Wind. Aber immerhin ist es dadurch nicht zu heiß zum Wandern. 

Secret Beach

Wir erfahren, dass es in der Region vor einer Woche schlimme Regenfälle und Überschwemmungen gab, bei denen sogar einige Menschen aus dem Dorf ums Leben kamen. Deshalb war auch die Straße in einem so desolaten Zustand. Die Verbindungsbrücke nach Coffee Bay wurde wohl komplett weggeschwemmt.

Auf dem Weg zurück zur Lodge sammeln wir ein paar Muscheln. Auch wenn die Strände hier sehr einsam sind, wird doch wie überall auf der Welt immer wieder Müll angeschwemmt. Wir sammeln ein bisschen davon ein und geben ihn an der Lodge zum recyclen ab. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber hier bekommt man dafür sogar einen Drink gratis…

Beachwalk

Am Nachmittag machen wir eine geführte Tour durch das Dorf. Wir lernen viel über die Ahnenanbetung, die heiligen Stätten der Xhosa, warum sie runde Häuser bauen, wie geheiratet wird und bekommen von den Bewohnern des Dorfes, die wir in ihren Häusern besuchen, zunächst immer die gleichen drei Fragen gestellt:


1. Wie geht’s?

2. Seid ihr verheiratet?

3. Warum habt ihr noch keine Kinder?

4. Leben eure Eltern noch?


Darum scheint sich der Lebensmittelpunkt aller hier zu drehen. Die meisten heiraten mit 18 Jahren und bekommen danach 1-4 Kinder. Viele sind Halbwaisen, da es immer noch einige Krankheiten gibt, die im eher einfachen Krankenhaus hier nicht behandelt werden können oder es zu Autounfällen kommt, bei denen immer wieder Menschen sterben.

Bulungula

Die 91 jährige Heilerin des Dorfs, ist als wir zu ihr kommen leider selbst krank und kann uns deshalb nichts zeigen. Tina bietet an sie zu behandeln, was sie schließlich annimmt. Danach bedankt sie sich und opfert ein paar Rand an die Ahnen, damit sie uns und unsere Hände immer beschützen.

„Hühnerstall“

Die traditionellen runden Häuser (Rondavels) sind übrigens deshalb rund, damit sich keine bösen Geister in den Ecken verstecken können. Außerdem liegt auf jedem Schilfdach oben als „Schlussstein“ ein alter Autoreifen, der mit Erde gefüllt wird. Dies dient zum einen der Stabilität, zum anderen wird der Reifen mit spitzen Scherben, Steinen, Muscheln oder Dornen gespickt, damit die bösen Geister in Form von Eulen o.ä. nicht landen können und um Blitze abzuleiten.

Eine weiße „Fahne“ (weißer Sack an einem Stock) signalisiert uns ein paar Häuser weiter, dass es hier frisches Maisbier zu kaufen gibt. Das müssen wir natürlich probieren! Für 50 Cent pro Liter wird uns ein weißer Eimer vor die Nase gestellt. Okay, wir trinken also direkt aus dem Eimer?! Ja! Und zwar immer schön im Kreis herum, denn in einer Gemeinschaft wird ja alles geteilt.

Prost!

Am Abend wird an der Lodge ein Lagerfeuer gemacht und die Trommeln rausgeholt. Auch Carsten kann zeigen, was er auf der Djembe noch so drauf hat und Tina tanzt und singt mit den Frauen zu „In the Jungle“.


Zum Sonnenaufgang treffen wir uns mit einer weiteren Frau des Dorfes zum Pancake Frühstück am Strand. Sie macht ein kleines Feuer, merkt dann aber dass ihr Öl zum anbraten leer ist. Frustriert will sie schon aufgeben, aber das kommt nicht in die Tüte. Tina sprintet zurück zur Lodge und kann tatsächlich um 6 Uhr morgens jemand finden, der ihr neues Öl mitgibt. Das Frühstück ist also gerettet. Um nach dem Sprint wieder runterzukommen macht sie erst mal eine Runde Yoga in der langsam hinter den Wolken hervorkommenden Sonne, bis die Pancakes schließlich fertig sind. Die Sonne im Gesicht und das rauschende Meer vor uns lassen wir es uns schmecken. So könnte doch eigentlich jeder Tag beginnen!

Pancakes am Strand

Nun heißt es aber wieder Sachen packen, denn wir müssen die „Straße des Grauens“ heute wieder hinter uns bringen. Am Auto angekommen wird erst mal der Reifen gecheckt. Okay, er ist nicht prall gefüllt, aber ein bisschen weniger Luft bringt mehr Grip im sandigen Boden. Das schwierigste Stück ist ja zum Glück direkt am Anfang. Los, kleines Auto, du schaffst das die zwei Berge hoch! Zum Glück ist es heute trocken und mit unseren fleißigen Anfeuerungsversuchen und ein wenig Schwung schaffen wir es tatsächlich geschickt an den Schlaglöchern vorbei zu manövrieren und kommen sicher die Berge hoch. 

Weiter geht’s vorbei an vielen Kühen, Ziegen, Schafen und Enten mit denen wir die Straße teilen müssen, wieder durch das Wasserloch, über alle Schlaglöcher und durch die Matschlöcher. Ein Matschloch ist dann aber doch tiefer als gedacht und wir bleiben stecken. Tina steigt aus und schiebt. Langsam immer ein Stück vor und ein Stück zurück schaffen wir es uns zu befreien und können weiter fahren. Nach 2,5 Stunden sehen wir vor uns, wovon wir immer geträumt haben: eine geteerte Straße! Wir sind zurück in der Zivilisation! Das Auto sieht schlimm aus und unsere Halswirbelsäulen haben vermutlich ein Schleudertrauma, aber wir haben es überlebt!

Bye Bye, Wild Coast…

Ab jetzt ist jeder Kilometer eine Wohltat und so schaffen wir es heute noch bis Grahamstown. Wir kochen noch ein leckeres Chakalaka mit Süßkartoffeln und freuen uns schon auf morgen. Da geht es für uns weiter zum Addo Elephant Nationalpark.

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