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Über diese Brücke musst du gehen (Tag 74 der Weltreise)

Veröffentlicht: 19.11.2019

17.11.2019


Nach einer eisigen Nacht wurden wir heute VOR Sonnenaufgang geweckt (die Tage zuvor sind wir so gegen 06:30 Uhr aufgestanden). „Wanna see sunrise?“ fragte Peng putzmunter. Lennard stand mehr oder weniger direkt auf und auch Jonas und ich schafften es nach ein paar Minuten, den warmen Schlafsack zu verlassen, um sich den Sonnenaufgang anzusehen (ca. 05:30 Uhr).

Erst dachte ich „okay, es wird halt wieder einmal ein „Sonnenaufgang“ aber ich muss zugeben, dieser war schon besonders hübsch <33 Da wir oben auf dem Hügel waren, konnten wir die Täler überblicken, welche mit dichtem Nebel belegt waren, was dem ganzen einen mystischen Touch gab. Am Horizont konnte man dann langsam das Farbenspiel der grau/blau/gelb/orangenen Streifen beobachten, die sich überlappen und wow. Es war wirklich wirklich toll!!!! Ich denke, die Bilder sprechen für sich ;-) :)

Zum Frühstück gab es den Rest Eier, den obligatorischen Reis (der aber ohne das Wasser leider sehr sehr trocken wurde) und zum Glück noch immer nicht die Würmer, auch wenn Peng gerne darüber scherzte ;-) („tomorrow we gonna eat worm for breakfast! :D“)

Da wir gestern so gut geackert hatten, ging es heute fast ausschließlich bergab in das Nalan Neua Village. Für den Weg brauchten wir ca. 2 Stunden und fragten uns (also Lennard und ich zumindest – Jonas würde es nie zugeben :p ), ob wir bergab oder bergauf mehr scheuen :D Bergauf ist zwar anstrengend aber bergab geht so sehr auf die Knie :O Da schreit meine „3“ vorne wohl langsam :p :D :D

Weil wir so gut gelaunt waren, fingen wir irgendwann an zu singen, was mega lustig war. Es begann mit den Klassikern der Ärzte und ging dann über deutschen (Assi-)Rap bis hin zu Disneysongs. Mit Gesang lässt sich die Zeit schnell vertreiben und so war ich fast überrascht, als wir dann wirklich das Dorf erblicken konnten, indem wir einen Mittagsstopp einlegen würden :)

Das letzte Stück nach dem Dschungel bis zum Dorf ging an Reisfeldern vorbei und es war einfach sooo heiß :D :D Wir waren ja zum Einen die kühle Luft des Hügels aber vor allem den Schatten der Bäume gewöhnt, sodass es (aber anscheinend nur für mich) ein krasser Temperaturschock war ;-)

Das Dorf liegt an einem Fluss und um es von der Dschungel-Seite aus zu erreichen, aus der wir kamen, musste man den Fluss überqueren. Dazu haben die Bewohner netterweise eine Brücke gebaut – aber was für eine! :O Sie besteht komplett aus Bambus, ist wacklig, schwingt also beim begehen die ganze Zeit hin und her und sieht nicht sehr stabil aus, sodass die Brücke nur von einer Person zur gleichen Zeit betreten werden darf :D Einige der verwendeten Rohre sind bereits durchgebrochen und spätestens als sogar Peng und Kong die Brücke langsam überquerten, hatte ich ein bisschen Respekt davor :p

Die Überquerung war dann wie erwartet etwas unsicher aber irgendwie auch sehr spaßig^^ Drüben angekommen erklärte Peng, dass in dem Dorf 45 Familien wohnen und dass es 160 oder 170 Einwohner gibt (Jonas verstand 60 oder 70, also ganz sicher sind wir mit den Angaben hier nicht^^).

Wie in dem Dorf, in dem der Trek begonnen hatte, bestehen die Hütten aus Holz und sind auf Stelzen gebaut. Die meisten Bewohner stammen ursprünglich aus Kambodscha (was Jonas und ich überraschend fanden, da Kambodscha ja im SÜDEN an Laos grenzt und wir hier gerade im Norden sind. Sie hatten also einen weiten Weg…) und noch sehr abergläubisch sind. Um sich vor den bösen „Spirits“ zu schützen, darf man daher nicht direkt auf den Boden bauen oder so… So ganz können wir den Wahrheitsgehalt von Pengs Aussagen nicht beurteilen. Er hatte auf jeden Fall ab und zu auch Spaß daran, uns auf die Schippe zu nehmen ;-)

Beim Gang durch das Dorf sah man an verschiedenen „Sammelplätzen“ vor allem Kinder und ältere Frauen im Schatten unter einem der Häuser sitzen. Peng scheint alle Bewohner gut zu kennen, denn er redete mit fast jedem als wären es gute Bekannte. Voll schön :)

Wie er uns am Vortag erklärt hatte, werden die Local Guides wie Kong immer von den Dörfern selbst bestimmt. In einem bestimmten Rhythmus kann jede Familie einen Guide stellen, der dann Touristen wie uns begleitet, damit alle Familien gleichmäßig von den Einnahmen durch diese Touren profitieren :) Voll gut! Eigentlich sind die meisten nämlich Bauern und kennen sich nur eben zusätzlich sehr gut im Dschungel aus ;-)

Neben einem kleinen Mädchen, das Lennards Bein nicht loslassen wollte (<333) gab es auch hier wieder viele Tierbabys, die echt süß waren^^ Und, es gab sogar eine Art „Weide“, auf der Kühe standen. Ansonsten wurden diverse kleine Gärten gepflegt und vor allem Hühner gehalten. Einen Gemischtwarenladen gab es auch, wo man Snacks und Softdrinks wie in einem Supermarkt kaufen kann – insgesamt also ein noch ursprüngliches Bild gemischt mit ein bisschen Moderne wie z.B. den Satellitenschüsseln, einem Truck und ein paar Moppets ;-)

Da wir bis zum Lunch noch ein bisschen Zeit hatten, gingen Lennard, Jonas und ich runter zum Fluss, um uns zu waschen bzw. abzukühlen. Ich hatte zwar Badesachen dabei aber war nicht sicher, ob es sich gehört, hier im Bikini herumzulaufen, wenn die Frauen im Dorf sich eher bedeckt halten… Jonas meinte, es sei wahrscheinlich unnötig auf das Baden zu verzichten aber ich fühlte mich so halt wohler :)

Lennard und Jonas ließen sich das Bad im Fluss aber nicht nehmen. In der Mitte des Flusses war es sogar tief genug, dass man richtig schwimmen konnte und so plantschten die beiden dort fröhlich. Peng kam nach einer Weile ebenfalls dazu und suchte nach einem Baum, den er als „Sprungbrett“ nutzen könnte aber war dann doch unsicher, ob das Wasser tief genug sei :D

Neben uns kamen ab und zu noch die Männer des Dorfes an den Fluss, zogen sich bis auf die Unterhose aus und gingen dann mit einem Stück Seife bewaffnet ihrer Körperpflege nach. Ganz schön praktisch bei 30°C, wenn man sich in so einem kühlen Fluss erfrischen kann <3 :)

Zum Lunch gab es dann Bohnen, Fleisch und Reis :) Peng und Kong wurden zu der Familie in die Hütte eingeladen, in der sie gekochte hatten und kamen nach dem Essen mit einer Schale vorbei, in der sich Rattenfleisch befand^^ Da es stark gewürzt war (also scharf gewürzt), probierte ich hier wieder nicht aber Lennard und Jonas aßen ein bisschen davon. Jonas fand es ein bisschen komisch, weil das meiste, das er im Mund hatte, Knochen war ;-) Lennard fand es aber super und aß fast die ganze Portion auf^^

Kurz nachdem wir fertig waren, kam der Hausherr auch noch raus und kaute ungeniert an dem Kopf der Ratte. Tja. Andere Länder, andere Essgewohnheiten ;-) Wir erhielten aber auch noch eine Frucht vom Baum, die aussah wie eine Birne (aber keine war) und die probierte ich dann auch :)

Nach dem Essen hatten wir noch eine Stunde oder so Zeit, um noch einmal zum Fluss zu gehen, denn unsere restliche Wanderung für heute würde nur knapp 1,5 Stunden betragen, von denen wir die erste halbe Stunde die Straße entlang laufen würden. In der prallen Sonne wollte Peng das nicht angehen und ich war nicht zu traurig darüber :p

Als es dann schließlich losging, stoppten wir kurz an dem Gemischtwarenladen und Lennard kaufte sich für umgerechnet 1 € etwa 500ml Whiskey, die das Dorf in großen Benzinkanistern lagert :D Alkohol ist sowieso in den Dörfern wohl ein großes Thema. Überall stehen (leere) Bierkästen. Beer Lao, die laotische Biermarke, ist wohl ein beliebtes Getränk.

Der Weg die Straße entlang (die erste Straße, die wir seit Beginn des Treks sahen und die eine holprige Piste war, wie Jonas und ich sie bei unserer Radtour erlebt hatten) war tatsächlich recht schweißtreibend, selbst am frühen Nachmittag. So viel Sonne waren wir nicht gewohnt :D

Schließlich erreichten wir einen Hang, der einem Weinberg ähnelte und wo Reis angebaut wird. Normalerweise gibt es dafür ja Reisterrassen aber aus irgendeinem Grund wurde dort die Hanglage genutzt. Allerdings ist es dieses Jahr sehr trocken, sodass der ganze Reis vertrocknet ist und nun dort stroh-ähnlich noch immer steht…

Als es von dem Reishang zurück in den Dschngel ging, war ich sehr erleichtert! Der Schatten machte direkt etwas aus und außerdem würden wir ein bisschen den Bach/Fluss entlang laufen, sodass eine angenehme, kühle Brise aufkam. Perfekt :)

Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich dann ziemlich ungeschickt in einen quer liegenden, umgefallen Baumstamm lief und meinen Oberschenkel so unglücklich anstieß, dass mir kurz Tränen vor Schmerz in die Augen schossen :D :D

Nach dem ersten Schock ging es weiter aber ein paar Minuten später fragte ich nach einer Pause, da das Laufen einfach sooo weh tat :/ Ich schaute mir das ganze an und fand eine fette Beule auf dem Oberschenkel, die wohl einen hässlichen blauen Fleck geben würde. Warum dies aber das Laufen beeinträchtigte, verstand ich nicht ganz. Es war ja nur ein Stoß! Ich packte ein bisschen Salbe drauf und dann ging es weiter. Kong organisierte mir im Handumdrehen einen Gehstock und so watete ich dann noch langsamer als sonst den anderen flussaufwärts hinterher :D

Bei einem kurzen Stopp, sah Peng einen riesigen, hohlen Baum und sofort wurde dieser von den Männern mit Taschenlampe von innen inspiziert. Tatsächlich ist er mehrere Meter weit hohl und neben Spinnen gibt es dort drin sogar Fledermäuse! :) Als Kong in den Baum schaute, war auch er beeindruckt, was echt niedlich anzusehen war^^

Zu unserer üblichen Zeit erreichten wir dann unseren Schlafplatz für die Nacht. Es war eine ähnliche Hütte wie in der zweiten Nacht aber deutlich simpler und nicht geschlossen. Trotzdem war vor allem ich ganz dankbar über den Komfort, da ich dann mein Bein ein bisschen hochlegen konnte ;-)

Wie an den Tagen zuvor warteten wir dann eigentlich „nur“ aufs Abendessen, quasselten mit Lennard und machten uns nützlich beim Kochen zu helfen, wenn es ging. Peng hatte extra einen Kürbis im Dorf bekommen aber war nicht sicher, wie er diesen zubereiten wollte, also wurde er für den nächsten Tag aufgespart^^

Stattdessen gab es wieder das mittlerweile klassische Dschungel-Essen :) Anschließend wollte Peng wieder auf Krabbenjagd gehen. Neben Lennard begleitete auch Jonas ihn dieses Mal aber ich blieb mit Kong am Lagerfeuer. Unabhängig davon, dass ich humpelte, hatte ich wenig Lust daran, Tiere zu jagen (kalt, Mitleid, Angst ungeschickt zu sein^^).

Jonas ging aus Interesse mit, stellte aber hinterher fest, dass er sich mit dem ganzen auch nicht anfreunden kann. Wir hatten ja auf jeden Fall genug Vorräte an Essen bei uns, sodass das Jagen der Tiere nicht notwendig gewesen wäre. Wenn Dorfbewohner Krabben jagen, weil sie Hunger haben und es nichts anderes gibt, ist es etwas anderes als wenn so ein Touranbieter Krabben und Fische erlegt, nur damit die Touris es sehen können ;-)

Peng hatte uns vorher erzählt, dass es manchmal Kunden gibt, die diese 5-Tage-Tour buchen und sich dann beschweren, dass es nicht abenteuerlich genug war. Sie sagen, die Wege wären nicht herausfordernd genug gewesen (was ich nicht verstehe, denn es war fast immer anstrengend und auch teilweise echt „gefährlich“ weil direkt am Abgrund und der Weg nur schmal war :O ) oder das Essen nicht exotisch genug. Sie wollten Schlangen sehen, Frösche essen und jaa… Das fanden Jonas und ich ein bisschen schade.

Wir hatten keine „Ansprüche“ oder besonderen Erwartungen an den Trek, sondern freuten uns auf alles, was der Zufall einem eben in den Weg legte :)

Nicht, dass wir uns nicht gefreut hätten, wenn etwas „Besonderes“ passiert wäre :D Natürlich hätten wir das super gefunden. Aber wenn nicht, war es für uns auch okay ;-)

Die Ausbeute der nächtlichen Flussjagd waren übrigens wieder Krabben, Frösche und Fische, die es am nächsten Tag zum Frühstück geben sollte. Außerdem sahen die drei unterwegs noch drei Schlangen! :O Da diese aber laut Peng giftig sind, wurden sie nicht mitgenommen ;-)

Fast schon ein bisschen traurig gingen wir also schlafen, mit dem Wissen, dass das unsere letzte Nacht im Dschungel sein würde :O Jetzt wo man einmal so im „Flow“ war, hätten wir auch noch ein paar Tage dranhängen können aber immerhin blieb uns noch der letzte Tag^^

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