Veröffentlicht: 04.12.2019
04.12.2019
Die Nacht war eigentlich ganz gut. Komischerweise war mir ohne die zwei Decken trotz deutlich höherer Außentemperatur heute Nacht kalt :D Ansonsten gab es noch vor dem Schlafengehen eine fast unendliche Kicher-Attacke…
Die dünne Schiebetür unseres Gemeinschaftsbads lässt sich nämlich nur mit Gewalt schließen bzw. mittlerweile steht sie einfach ca. 15 cm offen und joah. Schallschutz gibt es nicht und auch keine „Privatsphäre“ :p Muss man halt mögen^^
Jonas und ich amüsierten uns sehr über die Zustände, wohingegen die anderen vier heute morgen auscheckten – ob wegen des Zimmers oder ob sie ohnehin nur eine Nacht hatten bleiben wollen, wissen wir nicht. Aber es kamen direkt vier neue Leute nach – mal sehen, ob sie das ganze so lustig finden wie wir :D :D
Um 7:15 Uhr scheuchte mich Jonas dann aus dem Bett (verkehrte Welt :O Sonst bin ich ja immer die, die als erstes aktiv ist aber irgendwie war ich noch total müde^^) und es gab unten das im Zimmerpreis enthaltene Frühstück – zwei Scheiben Toast, Butter, Marmelade, Rührei und ein kleines Schälchen mit Wassermelone. Als Getränk kann man zwischen Tee und Kaffee wählen :)
Auch wenn es noch immer kein Frühstück ist, dass mich durch einen ganzen Vormittag bringen würde, war es aber lecker und wahrscheinlich auch von der Portion voll gut. Ich bin nur zu anspruchsvoll :D :D
Nach dem Frühstück machten wir uns dann auch fast direkt bereit für unsere heutige Sightseeing Tour. Wer unseren Blog verfolgt, weiß ja, dass wir nicht soo die Stadt-Menschen sind, die mit dem klassischen Sightseeing viel anfangen können aber hey – so ganz außen vor lassen kann man es nicht und für 1-2 Tage macht es auch Spaß, eine neue Stadt so zu erkunden :)
Das erste Ziel der „Tour“ war der Temple of Literature. Der Weg dorthin führte uns durch die Altstadt (wo auch unser Hostel liegt) und das Bild war ganz cool. Überall saßen Leute an kniehohen Tischen auf Plastikhockern und aßen Suppe zum Frühstück. Zwischen ihnen und der Straße parkten dann immer 1-2 Reihen an Motorrollern. Das Klischee wurde also erfüllt ;-)
Interessant fand ich, dass es kurz nach 8:00 Uhr war, an einem Wochentag, und ich fragte mich, ob es wirklich Teil der (Großstadt-)Kultur ist, zum Frühstück wortwörtlich auf die Straße zu gehen? Kann ja sein. Auf jeden Fall ist es sehr sozial und sieht eigentlich sogar ganz gemütlich aus.
Nicht dass Jonas und ich uns an so eine Suppenküche heran“trauen“ würden :p Es gibt hier fast alle Gerichte mit irgendeiner Fleischeinlage und das sieht für uns jetzt nicht soo einladend aus aber die Einheimischen scheinen es zu mögen :)
Für eine Weile liefen wir entlang der alten Bahntrasse, die etwas höher als die Straße liegt aber an einigen Stellen auch „ebenerdig“ ist. Die Wohngebäude sind maximal einen Meter von den alten Schienen entfernt, also macht es Sinn, dass die Bahn verlegt wurde :D Man kennt dieses Bild ja vielleicht als Touristenattraktion – Märkte auf Bahnschienen, die dann beim Eintreffen eins Zuges fix geräumt und anschließend wieder aufgebaut werden. Verrückt, welcher Aufwand da betrieben wird :O
Ach ja. Und unser persönlicher Lacher kam dann, als wir am Goethe-Institut vorbeigegangen sind. Dort kann man ja Deutsch lernen und was gab es vor dem Eingang auf der Straße?? Einen Stand mit Streetfood und zwar… Döner Kebab :D :D Tja, da lernt man beim Sprachinstitut auch gleich die passende Landesküche kennen ;-) Witzig^^
Übrigens fahren die Motorroller und Autos in dieser Stadt wohl zu jeder Tageszeit wie die Wilden :D Das Überqueren der Straße erinnert doch sehr an die achtspurige Hauptstraße in Indien, nur dass hier teilweise sogar nicht einmal gebremst wird :O Wir überlegten kurz, ob einer den anderen dabei filmt, wie er eine dieser Straßen lebensmüde überwindet, aber das können wir unseren Eltern nicht antun :D :D
Am Temple of Literature angekommen fanden wir auch zwei oder drei Reisegruppen sowie ein paar Pärchen mit privaten Guides. Wir Sparfüchse verzichteten auf einen Guide und erkundeten das ganze einfach auf eigene Faust und lasen die Info-Schilder. Clever, was? ;-) ^^
Der Aufbau der Tempelanlage ist rechteckig und vom Eingang aus gesehen durchläuft man mehrere „Stufen“, die jeweils aus einem Hof bestehen, deren Anlage einen bestimmten Zweck erfüllt. Im ersten Hof zum Beispiel soll man lernen, sich zu benehmen. Im zweiten fängt man an zu lernen und so weiter.
Ziel dieses Tempels war die Ausbildung von Gelehrten. Es wurde ein Schriftbild gelernt und den Lehren des Konfuzius verfolgt. Was das genau beinhaltet, kann ich leider nicht wiedergeben aber es machte auch ohne Hintergrund irgendwie Sinn, das ganze zu durchlaufen ;-) Wie der Name sagt, beinhaltet der Temple of Literature auch einen echten Tempel und ein paar Schreine zu ehren von Herrschern, die sich für die Bildung im Land eingesetzt haben :)
Leider müssen wir zugeben, dass wir nächste Woche wohl schon wieder vieles oder alles vergessen haben werden, was wir dort gesehen haben aber das hält einen ja nicht davon ab, es trotzdem anzusehen ;-) Und für die Fotos lohnte es sich auch schon ein bisschen :p
Ein „Fun Fact“ war für mich, dass die Grabsteine ehemaliger Gelehrter auf (auch aus Stein bestehend) Schildkrötenrücken errichtet wurden. Die Schildkröte ist neben drei anderen Tieren wohl ein sehr wichtiges Tier des Glaubens und steht u.a. für Nachhaltigkeit und Wohlstand. Während des Krieges wurden diese Grabsteine übrigens mit Sand aufgeschüttet, um sie vor möglichen Luftangriffen zu schützen. Sie haben also wohl einen sehr hohen Stellenwert :)
Als wir dem Temple of Literature verließen, ging es als nächstes zur Imperial Citadel. Auf dem Weg dorthin liefen wir an einem Park vorbei, in dem wieder kleine Gruppen auf den Plastikhockern saßen und Suppe schlürften. Das scheint sich wohl durch den ganzen Vormittag zu ziehen und ist wie erwähnt irgendwie auch cool anzusehen :)
Außerdem ging es vorbei an einigen Botschaften (inklusive der Deutschen) und dann kamen wir zur Zitadelle. Dort hielten wir uns ich glaube ca. 2 Stunden auf, weil das Grundstück riesig ist! :O Es gibt diverse Kunstausstellungen, einen Spielplatz mit einer Bambusschaukel, die Jonas und ich falsch nutzten und daher nicht richtig hoch kamen aber später auf einem Plakat sahen, wie man die eigentlich benutzt (Ups^^), aber der eigentliche Schwerpunkt ist der geschichtliche Hintergrund, vor allem die Zeit des Vietnamkrieges.
Zu meiner Überraschung heißt dieser Krieg hier natürlich der Amerikanische Krieg. Das macht echt Sinn aber irgendwie fand ich diesen Fakt interessant… Warum nennen wir den Vietnamkrieg nicht auch den Amerikanischen Krieg? ...Würde bei all den Kriegen den die USA so führen wohl nur Verwirrungen stiften… Bleiben wir also beim Vietnamkrieg.
Die Zitadelle wurde schon seit Jahrhunderten als Militärstandpunkt genutzt und war dann in den letzten Jahren vor dem Krieg vor allem als politisches Zentrum wichtig. Vor der Zitadelle befindet sich ein riesiger Platz, der in den 50er Jahren z.B. als Sportplatz für große Wettkämpfe genutzt wurde und dann nach dem Sieg des Krieges als Schauplatz/Aufmarschplatz, um den Sieg zu feiern. Die Größe ist echt beeindruckend!
Dabei ist das Gebäude selbst eigentlich gar nicht so groß^^ Es gibt zwei Bunker, die zur Planung der Militärstrategie erbaut wurden und in denen Ho-Chi-Minh als Präsident Unterschlupf finden konnte, sollte es zu einem Angriff kommen.
Ein anderes Gebäude, das in den späten Jahren des Krieges als Kommandozentrale genutzt wurde, sieht so aus, als könnte es auch in der ehemaligen DDR stehen. Sowieso, war die Einrichtung des Bunkers sowie Teile der Technik dort an die Sowietunion angelehnt bzw. stammte sogar von dort.
Nach den oben erwähnten zwei Stunden schenkten wir uns den letzten Teil – eine Ausgrabungsstätte, die die alte Stadt „zeigt“, da es ein bisschen Information-Overload war :p Aber wir finden es wichtig, sich auch solche Sachen „richtig“ anzugucken. Sie sind ein Teil der Geschichte des Landes, die das Land so sehr ausmacht :O Es ist halt noch keine 50 Jahre her…
Unser letzter geplanter Stopp für heute war dann das Ho-Chi-Minh Mausoleum, das wohl so aussehen soll, wie das Mausoleum von Lenin (das wir aber beide nicht kennen und daher nicht beurteilen können ;-) ). Auch der Platz davor ist riesig! Es liegt zwischen dem Präsidentenpalast und dem Ho-Chi-Minh Museum und zum Betreten des Platzes muss man durch einen Security-Check.
Den Gehweg vor dem Mausoleum darf man nicht betreten und alle 10m kommt ein Schild „No chewing gum“ ;-) Außerdem gibt es einige Wachleute in weißer Uniform. Ho-Chi-Minh ist eben ein Staatsheld und wird auch als solcher natürlich noch verehrt.
Als wir schließlich auch diesen Komplex verließen, fing ich langsam an zu quengeln. Mittlerweile war 13:00 Uhr und ich hatte sooo Hunger :O In diesem Land gibt es ja einfach keine günstigen Schoko-Kekse :O Das ist so krass :p
Wir gingen in eins der kleinen Cafes aber als wir nach ein paar Minuten nicht bedient wurden, gingen wir weiter. Das nächste Cafe, das wir probierten, sah ziemlich sauber aus und wir bekamen auch sofort ein Menü, auf dem die fünf Gerichte stehen, die es zur Auswahl gibt – sogar auf Englisch! :)
Wir bestellten beide die Beef-Noodle-Soup. Wie oben erwähnt hat man hier als Vegetarier schlechte Karten^^ Es ist natürlich möglich aber in so einer kleinen Küche war es das einzige warme Gericht. Da die Suppe auch schon fertig in einem großen Bottich aufbewahrt wird, konnte man auch das Fleisch nicht abbestellen aber ja…wir sind da eh sehr bequem und wenn es Fleisch gibt, dann gibt es halt Fleisch ^^
Mit neuer Kraft ging es dann über einen Umweg zum Botanischen Garten (der in Kooperation mit Deutschland gepflegt wird?!). Der Garten ist ganz nett und hat ein paar coole alte Bäume, die von Lianen oder anderen Bäumen umschlungen sind. In den Teichen gibt es Springbrunnen und sogar eine Insel mit ein paar Taubenhäusern^^
Das Highlight waren aber die Schildkröten, die Jonas durch Zufall entdeckte <33 Sie schwimmen im Teich und gehen ab und zu auch an Land, wenn sie sich wohl unbeobachtet fühlen. Echt niedlich :)
Wir befanden uns schon auf dem Rückweg und stoppten noch kurz an einer Wasserfront, bevor es dann durch die Straßen zurück zum Hostel ging. Dabei gönnten wir uns noch Baguettes und Joghurtdrink als Zwischensnack und machten es uns dann für eine Weile im Zimmer gemütlich.
Okay – gemütlich ist ein bisschen euphemistisch :p Es stinkt noch immer, die Tür zum Bad geht nicht zu und zu allem Überfluss hatten wir auch noch Ameisen an der Wand und nun auch im Bett selbst… Tja. Man bekommt wirklich, was man bezahlt ;-)
Nach ein bisschen hin und her legten wir uns dann auch fest, wie die Reise weitergeht! Morgen bleiben wir noch einmal hier in Hanoi und übermorgen geht es dann ein Stück Richtung Süden.
Die Optionen sind massig und alles, was wir wissen, ist, dass wir gerne zu Weihnachten in Ho-Chi-Minh sein möchten, auch um dort vielleicht Singha zu treffen (habe ich das überhaupt schon erwähnt?^^), wenn er dann noch da ist. Das wäre bestimmt witzig :)
Als es draußen dunkel wurde, trieb es uns dann noch einmal auf die Straße. Gestern bei unserer Ankunft war es ja auch schon dunkel gewesen und wir hatten einen kleinen See mit beleuchteter Brücke und Inseln gesehen, die wir noch einmal angucken wollten <3
Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, um die Weihnachts-Power auf unserer Straße zu fotografieren :D Es ist echt Wahnsinn :O
Um den See herum fand man einige Leute, die dort in Gruppen mit Ghettoblaster tanzten, joggten oder einfach ein paar Lockerungsübungen machten. Auch eine kleine Ecke mit Fitnessgeräten wie auf einem Trimm-Dich-Pfad gab es, welche sehr gut besucht war!!
Auch das ist vielleicht ein Klischee, das aber wohl stimmt ;-) Gymnastik, Aerobic oder ähnliches in Gruppen draußen durchzuführen ist etwas, von dem ich schon so oft gelesen oder Bilder gesehen hatte aber jetzt war man mal live dabei :)
Zum Abendessen gönnten wir uns heute dann einmal richtig :O Zunächst schauten wir uns die Karte von einem vietnamesischen Restaurant an, aber da es dort vor allem Spring Rolls gab, die ich irgendwie gerade nicht sehen kann, entschieden wir uns dafür, heute einmal westlich essen zu gehen.
Also ging es zu „Mama Rosa“, welches aber vietnamesisch geführt ist ;-) In einem Kolonialgebäude, dessen Einrichtung sehr an europäische Gebäude aus dem frühen oder mittleren 20. Jahrhundert erinnert, gab es für uns jeweils eine Pizza. Jonas gönnte sich Bier und ich ein 7-Up, die dann dann als Sprite serviert wurde^^ Preistechnisch lagen wir bei ca. 15€ und das krasse ist, dass das für uns schon fast teuer ist :D :D Wir sind so verwöhnt von den bisher bereisten Orten. Das wird ein Schock, wenn wir zurück kommen :p :D
Nach dem Essen wollte ich eigentlich noch ein Eis aber dann doch irgendwie nicht, also ging es nur zurück zum Hostel, wo wir jetzt in der kleinen Eingangshalle sitzen und nebenbei die Musik hören können, die die Rezeptionistin mag (viel amerikanische Cover aber auch ein paar asiatische Lieder :) ).
In einem Kaufrausch gönnten wir uns noch zwei verschiedene Packungen Snacks (aber keine Schoko-Doppelkekse :( ) für morgen und joah.
Mir fallen schon fast die Augen zu und ich freue mich aufs Bett später^^ Morgen dann also noch einmal Großstadt, bevor es wieder „ruhiger“ wird. Trotzdem – Hanoi als Stadt ist auf jeden Fall eine Erfahrung, über die wir jetzt schon froh sind, da sie, wie gestern bereits erwähnt, irgendwie „anders“ ist als die bisher bereisten Städte :)
Mal sehen, was der morgige Tag bringt!