Veröffentlicht: 23.09.2019
23.09.2019
Die erste Nacht in Indien war super erholsam. Rishikesh ist weit genug im Norden, um ein bisschen Ruhe auszustrahlen, wobei es auch hier anscheinend nach Einbruch der Dunkelheit (gegen 18 Uhr) definitiv Möglichkeiten gibt, auszugehen. Vielleicht bekommt Jonas mich ja noch überredet, das einmal auszuprobieren ;-)
Gegen 6:30 Uhr wurde ich wach und wir erinnerten uns daran, dass hier jeden Morgen um 7:00 Uhr eine Yoga Class auf dem Dach stattfindet. Der Yoga-Lehrer ist Ajay, der gleichzeitig unser Host ist. Um 6:40 Uhr stupste ich Jonas an, der ebenfalls wach war, um abzuklären, ob wir jetzt zu der Yoga Session gehen wollen oder nicht. Da wir gerade WLAN hatten – was hier nicht selbstverständlich ist, war er am Handy, um eine Wanderroute für heute rauszusuchen. Um 6:50 Uhr fragte ich, ob er vielleicht auch ins Bad möchte und um 6:54 Uhr standen wir dann tatsächlich auf. Wir würde es durchziehen! :D
Um 7:01 Uhr gingen wir raus und trafen Ajay, der bereits Ausschau nach Yoga-Willigen hielt. Hier aus dem Guesthouse, in dem es mehrere Zimmer gibt, die auch bewohnt sind gerade, fand sich aber niemand außer Jonas und mir. Kein Problem. Ajay holte zwei Isomatten, eine pinke für mich und eine blaue für Jonas (was für ein Klischee^^) und dann ging es ab auf die Dachterrasse. Die Sonne ging gerade auf und so war es das perfekte Setting für den Yoga-Morgengurß. Alles klar. Ajay erzählte, dass er Ashtanga unterrichtet (was uns aber nichts sagte, da wir bisher mit Yoga nichts am Hut hatten…) und dass es die anspruchsvollste sei. Wir erwähnten daraufhin, dass wir beide blutige Anfänger sind und er war dann doch etwas überrascht. Aber egal. Wir würden es durchziehen! :)
In der Berufsschule hatte ein Mitschüler einmal im Sportunterricht eine Yoga Session durchgeführt und wir hatten uns da durchgeboxt. Allerdings waren da fast 20 andere Schüler und heute waren wir nur zu zweit. Das heißt, dass wir viel Aufmerksamkeit bekamen :D Also, Jonas wurde diagnostiziert, dass er seinen Rücken nicht gerade macht und er sollte die Übungen anders machen (voll gut, dass Ajay darauf geachtet hat!!!) und bei mir ist die Hüfte echt unbeweglich^^ Den Sonnengruß schafften wir dann irgendwie, erst im Stehen, dann in der Hocke beginnend und da ich morgens am unbeweglichsten bin, fiel es mir deutlich schwerer als eine Dehneinheit beim Taekwondo z.B. … Es war aber total spaßig und Ajay hatte glaube ich auch seinen Spaß dabei, uns zu beobachten. Wahrscheinlich kommen die meisten hier her, wenn sie schon Yoga Erfahrungen haben :D Als wir gestern Abend hier rumgelaufen sind, wurde das auch klar.
Hier sind viele Yoga-Anhänger, jedes zweite Haus ist eine Yoga-Schule und es gibt vegane Restaurants und Bio-Läden und man trägt weite Hosen und ist mega gechillt ;-) In dem Restaurant, in dem wir gestern Abend gegessen haben (ich hatte für 200 Rp = ca. 2,50€ ein mega leckeres Gnocchi-Gericht mit selbstgemachten Gnocchi in Kürbis, Möhren, Zucchini Sauce und Knoblauchbrot. Richtig lecker!), saßen z.B. ein paar Amerikaner, die sich über ihre spirituellen Erfahrungen austauschten. Eine erzählte, dass ihr Lehrer ihr gesagt habe, sie solle Ayurveda probieren und sie sei ganz gespannt auf diese Erfahrung.
Jonas und ich sind wie gesagt nicht so in dieser Welt zu Hause aber es zu beobachten ist echt spannend. Oh, und als wir an eine Brücke über den Ganges kamen, sprach uns ein kleiner indischer Junge mit Vater an und fragte, ob er ein Selfie mit uns machen dürfe. Wir stimmten freundlich zu. Davon hatte ich vorab gelesen. Als weißer kann man beliebt für Fotos sein, gerade in einem Ort, der nicht soo touristisch erschlossen ist (wir vermuten mal der Junge war hier nur zu Besuch und wohnt eigentlich in einem kleinen Dorf oder so^^).
Naja, zurück zum Yoga – die Session dauerte knapp eine Stunde und da dann die Sonne aufgegangen war, war es auch schon heiß und ich war froh über einen Schluck Wasser und ein Frühstück (Toast mit Schokocreme und Bananen, die ich an der Straße für 10 Rp gekauft hatte <3 ). Man war also gut wach und auch das erste mal verschwitzt… :D Wir probierten dann ein bisschen, den Blog hochzuladen aber keine Chance. Entweder wir probieren es dann im Cafe (dort gibt es nämlich free WiFi) oder die Berichte werden wie in Nizip gesammelt und dann später alle hochgeladen. Fertig sind schon zwei :)
Ajay brachte uns dann auch noch unseren ersten indischen Chay, Tee mit Zucker und Milch. Es war...interessant. Also mir war es zu süß und es schmeckte gar nicht mehr nach Tee aber ich glaube, Jonas fand es gar nicht schlecht :) Und die Geste war ja nett. Einen Tee darf man nie ablehnen, wie wir schon in Wales gelernt und in der Türkei versucht haben, umzusetzen^^
Da es sich durch die Terrasse anbot, entschieden wir dann, Wäsche zu waschen, ganz klassisch mit Wasser im Eimer und einem Stück gepresstes Waschmittel/Waschstein. Einfach Klamotten rein, schrubben und aufhängen – bei gefühlten 30°C und in praller Sonne auf der Terrasse eine zweite schweißtreibende Aufgabe^^ Aber zum Glück ist unser Zimmer selbst echt kühl. Küchenzeile und Bad sind nach Norden ausgerichtet und es gibt auch überall Fliegengitter, sodass man die Fenster zu Durchzug auflassen kann.
Achso, und es gibt hier ganz viele Affen. Während der Yoga-Session hörten wir auf einmal eine Frau schreien und über die Nachbarterrasse laufen. Ein Affe hatte sich dort breit gemacht und sie wohl erschreckt… Besagten Affen haben wir dann unschuldig auf der Mauer sitzend später gesichtet, wie er munter etwas aus einer Schale mampfte. Seitdem habe ich auch unsere Wäsche fest im Blick. Nicht, dass er die auch klauen möchte und dann mit unserer Kleidung rumläuft^^
Update nachmittags: Die Wäsche ist noch da^^ Wobei Ajay meinte, dass die jungen Affen schon gerne mal ein paar Wäschestücke klauen und dann damit spielen oder es sogar schaffen, diese anzuziehen. Letzteres halte ich eher für ein Gerücht aber okay^^
Wir haben noch bis 12:00 Uhr einfach alles ruhig angehen lassen – bzw. ich. Jonas war mit Theraband fleißig trainieren. Zum Glück ist unser Zimmer mehr ein Bungalow und wir haben viel Platz. Ich habe faul auf dem Bett gelegen und ein bisschen das WLAN ausgenutzt :) Letztendlich haben wir dann entschieden, zum Wasserfall zu wandern.
Der Weg dahin führte zunächst an der Hauptstraße entlang, was eigentlich immer langweilig und nervig ist aber da wir in Indien sind, ist es auch irgendwie spannend. Die Affen und vor allem die Kühe, die einfach auf der Straße liegen oder stehen und die Autos hupend drumherum in den Gegenverkehr fahren und dann alle bremsen müssen und noch mehr hupen und jaaa… :D Das Gehupe ist ne echt wichtige Sache hier. Bei einigen Fahrzeugen steht unten sogar „Blow Horn“ und grundsätzlich wird vor jeder Kurve gehupt. Wir vermuten mal, dass das ein Signal für den Gegenverkehr ist, damit man nicht so überrascht ist? Oder vielleicht wartet ja nach der Kurve eine Kuh auf der Straße, sodass man den anderen warnen kann. Achso. Und Motorräder hupen auch bei komplett freier Straße die Fußgänger an. Grundsätzlich irgendwie. Zum Glück haben wir hier keinen Mietwagen. Wir würden viel zu wenig hupen und alle verwirren :O
Nach etwa einer halben Stunde (oder länger?) waren wir komplett nassgeschwitzt und erst dann kam die Abbiegung für den Weg hoch zum Wasserfall. Der war dann die ganze Zeit bergauf und zu Glück hatten wir zwei Flaschen Wasser mit! Am Eingang mussten wir pro Person 50 Rupie zahlen, das sind etwas mehr als 50 Cent, also vollkommen in Ordnung :) Und als es dann losging, war ich ein bisschen besser in Form (trotz Hitze!) als sonst (kommt es vom Yoga? :p ). Nach den ersten hundert Metern oder so kam bereits ein kleiner Pfad zum unteren Flusslauf, wo wir dann Kopf und Nacken mit Wasser abkühlten bevor es weiter ging. Neben einer Straße, die bis zum „Hauptplatz“, einem Becken des Wasserfalls, führt, gibt es noch einen Trampelpfad und natürlich war für Jonas nichts anderes eine Option. Zugegeben, der Weg war auch deutlich schöner und sogar kürzer! Allerdings auch steiler -.- Aber wir schafften es dann doch dank des Schattens recht entspannt zum ersten Mini-Becken.
Dort waren außer uns noch ein paar Inder, aber die packten gerade zusammen, sodass wir die ersten Fotos und eine (für mich) überlebenswichtige Keks-Pause einlegen konnten <3 Wegen des Wetters sind es leider keine Schoko-Kekse, aber nach dem Frühstück war eine Schoko-Abstinenz vertretbar ;-)
Anschließend ging es dann noch einmal höher zu dem Punk, an dem auch alle Autos und Motorräder stoppen. Ein unscheinbar wirkender Inder saß auf einem Stein und sprach Jonas an. Da wir das ja aus Ländern wie Indien kennen, wimmelte Jonas ihn freundlich mit einem „No thank you“ ab. Der Inder fragte noch einmal etwas und Jonas verneinte erneut. Dann kam ich und er fragte mich nach dem Ticket. :D Jonas hatte es nicht richtig verstanden bzw. einfach nicht zugehört, weil der Typ so aussah, als wollte er einem etwas verkaufen :D Ich rief nach Jonas und er blieb dann stehen, damit ich die Situation aufklären konnte^^ Der Typ machte einen Riss in unser Ticket und dann durften wir weiter gehen. Im Nachhinein fragten wir uns, ob er wohl doch einfach ein Schlitzohr ist, das sich auf die Lauer legt für Besucher, die verunsichert sind und dann ggf. ein zweites Mal den Eintrittspreis zahlen. Es wäre ein netter Verdienst ;-)
An diesem Hauptbecken waren schon ein paar Touristen, darunter auch Inder, die dort schwimmen gingen oder einen der Snack-Stände bzw. das Cafe nutzten. Da wir ja nicht so auf Massen stehen, gingen wir weiter nach oben. Die Stufen waren teilweise hüfthoch aber wir hatten ja Wanderschuhe an. Außerdem wusste ich ja, dass wir zur Not noch mehr Kekse im Rucksack hatten :p Am höchsten Punkt (das ist nicht ganz die Wahrheit, aber ich rede mir das ein. Eigentlich geht es noch viel viel weiter hoch bis zum Gipfel und über den Kamm aber naja… es war echt warm und mir war es von der Anstrengung hoch genug :D ) zogen wir dann die Schuhe aus und gingen ins Wasser. Während Jonas, clever vorausschauend, seine Badehose anhatte, hatte ich eine lange Leggins an, um mich vor eventuellen Moskitos zu schützen, also ging ich nur so weit rein, wie ich die Hose hochkrempeln konnte. Jonas aber konnte richtig planschen und klettern, rutschen, toben :) Ein bisschen bin ich dann auch gekraxelt, was cool war, wenn auch etwas rutschig teilweise^^
An einer Stelle, die Jonas gut hochklettern und dann runterRUTSCHEN konnte, fand er die Aufmerksamkeit von zwei Indern. Einer von ihnen filmte Jonas bei seiner Rutschpartie und zeigte mir später stolz das Video auf seinem Handy. Der andere Inder versuchte sogar, Jonas Kletterei nachzuahmen und hatte ebenfalls Spaß an seiner Rutscherei! Also, insgesamt bekommt der Wasserfall auf jeden Fall eine Empfehlung ;-)
Irgendwann ging es dann zurück, gestärkt mit von einem Snackstand erworbene, seit einem Monat abgelaufene Schoko-Kekse, die super lecker waren <3 Da war dann doch noch unsere Schoko-Lust befriedigt :D
Zurück im Guest House angekommen hieß es Wäsche abnehmen, duschen und Blog schreiben. Und gleich gibt es dann Abendessen, vermutlich im gleichen Cafe wie gestern, da es da so toll war! Wir freuen und schon :)