Tifosi in Ekstase

Saigon, zumindest in dem sogenannten Distrikt 1 (Zentrum), wo ich mich die letzten zwei Tage rumgetrieben habe, ist laut. Sehr laut. Das liegt natürlich hauptsächlich an den zigmillionen Motorbikes, ähnlich wie in Hanoi. Aber gestern Abend wurde das Ganze noch mit „fast“ ebenso vielen Vuvuzelas (Stichwort: WM 2010 Südafrika) angereichert. Zunächst, weil sich die Vietnamesen wie Bolle auf das Fußballspiel gegen den Nachbarn Malaysia eingestimmt haben und dann, um den 1:0 Sieg gebührend zu feiern. Sind total fussballverrückt, stehen den italienischen Tifosi in nichts nach. Eher das Gegenteil ⚽️⚽️⚽️.

Saigon ist ansonsten nicht wirklich mit Hanoi vergleichbar. Zumindest kann ich das von den Stadtteilen behaupten, wo ich ... und wahrscheinlich die meisten Ausländer .... mich aufgehalten habe. Es ist nicht nur größer, sondern auch mondäner, man kann fast sagen „westlicher“. Es ist halt sozialistische „Vorzeigehauptstadt“. Moderne Hochhäuser, restaurierte historische Gebäude aus der Indochinazeit, als die Franzosen hier die Hosen an hatten. Alles in allem kommt der zentrale Distrikt 1 für vietnamesische Verhältnisse eher schick daher. Wobei Lautstärke, Verkehrschaos, Bling Bling etc. natürlich die Kernbestandteile bleiben. Man will sich ja wohlfühlen 😏.

Vor allem, und das ist für Europäer nicht zu unterschätzen 😀, sind hier viele Straßen seeeeehr breit. Manche 6-8 spurig, so genau kann man das nicht sagen. Das ist immer dann von Bedeutung, wenn man die Straße als Fußgänger überqueren möchte. Ich glaube zwar, dass ich mich inzwischen fast schon vietnamesisch elegant eingegroovt habe 🕺 ... einfach in gleichbleibenden Tempo rübergehen, nicht stehen bleiben, nicht rennen ... doch gestern hat es mich erwischt. Da habe ich tatsächlich ca. 15 Minuten bei der Überquerung einer einzigen Straße benötigt und kam zwischendurch wegen der „Verrückten“ weder vor noch zurück.

Ansonsten war gestern und heute City-Walking angesagt, so wie es sich für einen wissbegierigen, jungen Mann gehört. Habe mir vom War Remnants Museum (Vietnamkrieg), über Financial Glaspalast (Saigon Skydeck, 50. Stock), der Kirche Notre Dame etc. alles mögliche angesehen ... immer garniert mit vielen Tee- oder Colapausen, denn es ist very tropical ... .

Häufig liest man, Hanoi sei authentischer und daher Saigon gegenüber zu bevorzugen. Finde ich nicht. Für mich haben beide ihren Reiz, sie sind halt einfach unterschiedlich.

Heute geht's dann früh in die Heija, weil ich morgen recht früh für zwei Tage zum Mekong-Delta fahre ... mal sehen, wie es sich da so anfühlt.