Veröffentlicht: 25.02.2024
Die Westcoast der Südinsel ist bekannt für ihre Regenwälder, hunderte Kilometer ohne Zivilisation, ihre schöne Küste und natürlich das wechselhafte Wetter, was wohl die Grundvoraussetzung für den Regenwald ist. Erreicht haben wir die Westcoast über den Haastpass, welcher von Wanaka nach Haast führt. Der Pass schlängelt sich durch die Southern Alps und hat einiges zu bieten: Viele schöne Aussichten und noch mehr Wasserfälle. Passend zur Westcoast hat direkt auf dem Haastpass der Regen eingesetzt. Wie der Name schon sagt, endet der Pass in Haast. Wir dachten Haast wäre eine bisschen größere Ortschaft mit Supermarkt etc., aber zum Glück haben wir vor der Abfahrt in Wanaka nochmal nachgeschaut, wo denn der nächste Supermarkt ist. Dieser ist in Franz Josef, was nochmal 150 km weiter nördlich von Haast ist. Haast hat nämlich tatsächlich nur ein kleines Cafe, eine Tankstelle, ein Tante-Emma-Laden und ein Hotel. Wir bemerkten also schnell, dass an der Westcoast wenige Menschen leben und im südlichen Teil (zwischen Haast und Franz Josef) gefühlt gar keine.
Die ersten zwei Nächte verbrachten wir auf einem schönen Campingplatz an einem See zwischen Haast und Fox Glacier. Hier haben wir dann auch erst mal einen Regentag ausgesessen. Viele fragen sich bestimmt: Was macht man in einem kleinen Camper, wenn es mal ein oder zwei Tage regnet. Gute Frage, wir wissen das leider selbst nicht so richtig. Also wird sich dann meistens ein bisschen rumgelangweilt und ein bisschen Reiseplanung betrieben. Manchmal hat man Glück und hat sogar Handyempfang, dann kann man ein bisschen auf Instagram rumhängen oder ein paar Serien schauen bis der Laptopakku leer ist. Mit dem Handyempfang sind wir auch schon beim nächsten Thema an der Westcoast....man hat nämlich eigentlich so gut wie nie Handyempfang hier.
Nach den zwei Nächten in der Pampa ging es dann zum Fox Glacier. Dieser liegt 20 km südlich vom Franz Josef Glacier und zusammen bilden die beiden Gletscher "Glacier Country", was ein ziemlicher Touristenmagnet ist. Hier fliegen im minutentakt Helis auf die Gletscher. Die beiden Gletscher liegen am Fuße des Mount Cook (höchster Berg von NZ). Begrüßt hat uns der Fox Glacier erst mal gar nicht, weil es so bewölkt war, dass man nur gefühlt 100m weit gesehen hat. Also haben wir erst mal noch eine Runde auf einem Parkplatz geschlafen und dann ist auch tatsächlich die Wolkendecke (wie im Wetterbericht gemeldet) aufgerissen. Wettervorhersage ist hier eher so ne Lotterie, manchmal stimmt sie, meistens aber nicht. Bei nur noch wenig Wolken sind wir dann zum Aussichtspunkt und haben uns den Fox Glacier angeschaut. Anschließend ging es an den Lake Matheson, wo wir eine kleine Wanderung um den See machten. Von dort kann man bei richtig gutem Wetter den Mount Cook samt Reflektion im See sehen. Leider war bei uns Mount Cook noch hinter Wolken versteckt. Kaum fuhren wir vom Lake Matheson an unseren Campingplatz am Strand, zeigte sich der Mount Cook und alle anderen Berge rundrum in voller Pracht. Der Stellplatz für die Nacht war an einem sehr schönen Strand nahe Fox Glacier. Hier hatten wir einen sehr schönen Sonnenuntergang und konnten uns auch nochmal die Berge in der Abendsonne anschauen.
Am nächsten morgen klingelte der Wecker um 5 Uhr, weil wir weiter nach Franz Josef wollten und nur Vormittags gutes Wetter gemeldet war. Vorteil hierdurch war, dass wir einen schönen Sonnenaufgang hinter den Bergen sehen konnten und dass wir zum ersten mal Possums zu Gesicht bekamen. Gleich 3 oder 4 von ihnen saßen auf der Straße und machten nicht wirklich Anstände sich zu bewegen. Possums gelten in NZ als Plage, weil diese die Eier der Kiwis essen. Deswegen werden überall Fallen aufgestellt, um diese zu Jagen. In Franz Josef machten wir dann eine etwas anspruchsvollere Wanderung (ca. 3-4h). Der Höhepunkt der Wanderung war eine Aussichtsplattform, von dieser man eine tolle Aussicht auf den Franz Josef Gletscher genießen kann. Während der Wanderung hat Tobi schon fast ein Nervenzusammenbruch gekriegt, weil kurz vor der Aussichtplan auf einmal alles mit Wolken zugezogen ist (war so nicht im Wetterbericht gemeldet) und wir ja extra um 5 Uhr aufgestanden sind, um den Gletscher zu sehen. Am Ende hatten wir aber doch Glück und die Wolken sind wieder aufgerissen und wir hatten einen schöne Aussicht. In Franz Josef sind wir dann noch zwei Tage auf einen richtigen Campingplatz gegangen, Grund hierfür war.....wer könnte es erraten?....ein weiterer Regentag. Auf dem Campingplatz hatten wir dann aber wenigstens Wlan, Küche, Duschen etc., also ließ es sich aushalten dort.
Von Franz Josef ging es bei gutem Wetter dann zurück, denn einige Kilometer vor Fox Glacier befindet sich der Copland Track, eine Zwei-Tages-Wanderung durch den Regenwald zu einer schönen Hütten mit natürlichen heißen Quellen. Unsere größte Angst hier waren die Keas (Papagei, den es nur in den Alpen auf der Südinsel von Neuseeland gibt und die vom Aussterben bedroht sind). Nicht weil diese etwa aggressiv gegenüber Menschen wären, sondern weil diese Plastik und Gummi lieben und deswegen ganz gern Parkplätze überfallen und die Gummidichtungen der Autoscheiben rausreißen. Wer es nicht glaubt, kann gerne mal "Copland Track Carpark" bei Google Maps eingeben und die Rezensionen samt Bildern lesen. Die Wanderung an sich war sehr schön, aber auch recht lang. Es waren ca. 20 km bis zur Welcome Flat Hut für die man ca. 6h braucht. Man muss natürlich sein ganzes Essen, Campingkocher, Schlafsack etc. selbst mitnehmen, wodurch der Rucksack auch nicht ganz leicht ist. Dort angekommen wurden die heißen Quellen ausgiebig genossen (mit unfassbar vielen Sandflies/Mücken) und anschließend den Abend ausklingen lassen. Am nächsten Tag ging es den selben Weg zurück zum Parkplatz und zum Glück blieb unser Auto von den Keas verschont.
Das nächste Ziel war Hokitika, die erste wirklich größere Ortschaft an der Westcoast (sowohl Franz Josef als auch Fox Glacier sind nur Touristenorte) nach fast 300 km. Dort standen wir zwei Tage auf einem schönen größeren Campingplatz an einem See. Hier sind wir einen Baumwipfelpfad gegangen, haben uns den wohl türkisesten Fluss in NZ angeschaut und haben Nachts eine Grotte mit Glühwürmchen besucht. Von Hokitika ging es weiter nach Greymouth. Hier verbrachten wir einen weiteren Regentag im Hallenbad mit Sauna und Whirlpool. Greymouth heißt nicht umsonst Greymouth, hier bekommt man eigentlich nie die Sonne zu Gesicht. Trotzdem ist Greymouth die größte Stadt an der Westcoast.
Weil es in Greymouth nicht viel zu sehen gibt, sind wir dann am nächsten Tag auch direkt weiter an das nördliche Ende der Westcoast. Auf dem Weg legten wir mehrere Zwischestopps an schönen Buchten und den Pancake Rocks ein. Die Pancake Rocks sind Felsen, die mit viel Fantasie an Pfannkuchen erinnern sollen. Das ist ne ziemlich Touristenattraktion....keine Ahnung wieso, wenn ihr uns fragt. Ca. 1h nördlich Westport sind wir dann auf einen sehr schönen und auch etwas bekannteren Campingplatz gegangen. Dieser liegt an einem schönen Strand und hat sogar einen Holzofen, um sich selber Pizza zu machen. Auf dem Campingplatz sind wir dann auch 3 Nächte geblieben. Haben natürlich Pizza gemacht und auch einen Ausflug zu den Opara Basin Arches. Ehrlich gesagt wussten wir gar nicht, was uns bei den Opara Basin Arches erwartete, weil wir uns nicht wirklich informiert hatten. Wir haben nur oft davon gehört und gesehen, dass es überall empfohlen wird. Also sind wir 1:45 h und 78 km dorthin gefahren. Als wir die Zeit und die Kilometer sahen, wussten wir schon was uns blühte... 20 km auf einer unbefestigten Schotterstraße durch den Regenwald. Am Ende der Schotterstraße findet man einen Parkplatz, von dem man ca. 20min zu den Opara Basin Arches läuft. Diese sind ein Bogen aus natürlichen Gestein, durch welchen ein Bach fließt. Anschließend haben wir noch eine Höhle dort in der Nähe erkundet und sind wieder zurück auf den Campingplatz. Abends ging es dann noch auf eine alte verlassen Bahnstrecke, auf welcher man Glühwürmchen in einem Tunnel anschauen kann. Ansonsten haben wir die Zeit bei bestem Wetter am Strand verbracht.
Der Campingplatz war zugleich auch das Ende der Westcoast für uns. Die nächsten Ziele sind Nelson Lakes, Nelson und Golden Bay.