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Die Gorillas im Bwindi Forest

Veröffentlicht: 18.06.2019

Nach knapp 4 Stunden Fahrt bin ich angekommen am Ziel. Angekommen im Bwindi Impenetrable Forest, der Heimat der Berggorillas in Uganda.

Ein echtes Highlight gab es allerdings noch in meiner letzten Nacht im Queen-Elizabeth Nationalpark, von wo aus ich am Morgen aufgebrochen bin.
"Geh niemals alleine in der Nacht durchs Camp", haben mir die Mitarbeiter bei Ankunft gesagt. Und jetzt weiß ich auch warum. Ich wurde Nachts wach, von einem Geräusch, welches ich nicht richtig zuordnen konnte. Das Geräusch kam immer näher und irgendwann konnte ich erahnen, dass es sich um ein Tier handeln muss, welches am Grasen ist. Ich schaute durch das Mosquitonetz meines Zelts, konnte in der Dunkelheit aber nichts erkennen. Einer der Mitarbeiter des Camps hat das Geräusch wohl ebenfalls wahrgenommen und schaltete seine Taschenlampe ein. Aufeinmal erkannte ich die nassgrau-glänzende Haut eines riesigen Nielpferdes, was nichtmal 2 Meter von meinem Schlafplatz entfernt, gemütlich am Grasen war.
Mein Herz fing an zu pochen, ein Gefühl von Ängstlichkeit und Freude wechselte sich im Sekundentakt ab. Die Taschenlampe ging aus, ich legte mich wieder hin und hörte dem Tier dabei zu, wie es gemütlich und graszupfend durchs Camp stapfte.

Nach dem Frühstück brechen wir also auf, weiter in Richtung Süden. Die relativ flache Landschaft, rund um den Queen-Elizabeth Nationalpark, verändert sich immer mehr in in eine hügelige und mit mit Feldern bewirtschaftete Umgebung. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen, das Klima wird kälter, zwischen den Bergen hängt der Nebel.


Abseits der nassen roten Straße, geht es auf der einen Seite einige hundert Meter steil in die Tiefe, auf der anderen weit in die Höhe. Trotzdem sind die Abhänge bepflanzt mit Bohnen, Mais oder Bananen. Am Straßenrand sitzen Kinder mit ihren Brüdern und Vätern und klopfen die Steine, die sie aus dem Berg geschlagen haben, zu Schotter. Ich fühle mich ziemlich beschissen als wir an Ihnen vorbeifahren, viele sind nichtmal älter als 3 Jahre...



Hinter einer Kurve erscheint dann plötzlich der gewaltige Bwindi Forest. Es dauert noch eine Weile bis wir in der Unterkunft angekommen sind, in welchem ich der einzige und seit 3 Tagen erste Gast bin. In Mitten des regnerischen Dschungels, umgeben von riesigen Bäumen liegt meine Unterkunft für die nächsten 3 Tage. Kein WLAN, 4 Stunden Strom pro Tag. Zeit genug also, um über die vielen Dinge der letzten Wochen, Monate und Jahre nachzudenken.




Nur weniger Kilometer entfernt von der Grenze zum kriegs- und ebolageplagtem Kongo, weswegen mir meine Ärztin so dringend von der Reise abgeraten hat. Die Gorillas dort, so wird mir gesagt, wurden mittlerweile abgeschlachtet und gegegessen oder sind nach Uganda geflohen. 

Zurück im Guesthouse und im WLAN erfahre ich nun, dass es tatsächlich die ersten Ebola Fälle in Uganda gibt. Vor Ort bekommt man davon recht wenig mit. Die Regierung in Uganda weiß wie wichtig der Tourismus hier ist und wird alles dafür tun, eine Epdedemie in diesem Land zu verhindern. Sorgen mache ich mir deshalb nicht, natürlich sollte man Vorsichtig sein, sich stets bei den Locals informieren und sich nach deren Tipps verhalten. 

Dann war er gekommen, der Morgen des Gorilla Trekkings, dem Hauptgrund meiner Reise in dieses wunderschöne Land.
Nach Pass- und Permitkontrolle , gibt es zunächst ein Briefing, in einer kleinen runden Hütte, am Rande des Bwindi Forest. Es sitzen bereits etwa 10 Touris in der Hütte, ausgestattet mit bester Jack-Wolfskin Kleidung, mit großer Erwartung und Vorfreude auf das Kommende. Nach und nach füllt sich die Hütte, bis irgendwann etwa 40 Leute in der Briefing-Runde sitzen und meine Laune drastisch in den Keller geht. "Ich gehe doch jetzt nicht mit 40 Leuten auf die Suche nach Gorillas", war mein Gedanke.
Nach einer kurzen Einführung, wurde die Gruppe dann doch in kleinere, etwa 8-10 Personen große Kleingruppen aufgeteilt.
Bereits beim Hinweg zum Briefing, ist mir die große Gruppe "Porters" aufgefallen, die in ihren grauen Uniformen und auf Baumstämmen sitzend darauf warteten, für 15$ die Taschen der Touris zu tragen.


Und dann geht es los, langsam ebnen wir uns den Weg über kleine Trampelpfade, rauf und runter durch den dichten Dschungel. Am Anfang und Ende der Gruppe laufen bewaffnete Ranger, um einzugreifen falls etwas schief läuft. Direkt hinter dem Ranger, stets gestützt von ihrem Porter, läuft eine völlig überschminkte amerikanische Dame höheren Alters. Da die Dame sich stets über die Wärme, den anstrengenden Anstieg, ihre laufende Nase und ihren Durst beschwerte, kommen wir nur langsam voran. Ich frage mich welche Wärme sie meint, wenn es in dem Tempo weitergeht, habe ich eher Angst zu erfrieren.



Nach bereits etwa 1,5 Stunden Wanderung war es dann soweit. Die Gruppe stoppte und der Ranger gab letzte Anweisungen. Taschen, Getränke und Porter bleiben zurück, mein Herz fängt an zu pochen.

Man hört bereits die Laute und das Gewusel von ein paar Gorillas, die zwischen den Bäumen herumwuselten. Wir schleichen uns langsam und wortlos um die Ecke. Und dann saß er da, gemütlich und Blätter essend am Wegesrand, etwas versteckt zwischen den Bäumen. Ein riesiger Silberrücken, nur etwa 5 Meter entfernt von uns. Meine vor Aufregung zitternden Hände versuchen ein paar Fotos zu machen, bevor ich mich hinsetze und einfach genieße. Ich habs geschafft, denke ich mir. Traum erfüllt. Nach kurzer Zeit setzt sich der Gorilla in Bewegung und verschwindet, den kleinen Pattweg überquerend im dichten Dschungel.


Wir verlassen also den Pattweg, die Ranger schlagen mit ihren scharfen Macheten den Weg für uns frei, bis wir den Silberrücken im Kreise seiner Familie wieder treffen. Etwa 3 weitere Gorilla Weibchen, sowie ein junges und ein kleines Gorillababy chillen zwischen den Bäumen. Wieder mache ich ein paar Fotos und genieße danach einfach nur. Es herrscht komplette Stille, keiner aus der Gruppe spricht, nur ab und an hört man, wie sich die Gorillas bewegen. Naja, die Stille wurde durch die Amerikanerin unterbrochen, die den Weg runter nicht mitgegegangen ist, sondern bereits auf dem Rückweg ist. Trotz einiger Entfernung hört man sie irgendwas quatschen. "Ein weiteres Gorillaweibchen", sagte jemand aus der Gruppe grinsend. Alle müssen lachen.

Die Gorillas nehmen uns zwar wahr, interessieren sich aber überhaupt nicht für uns. Sie haben wohl ganz gut gegessen und mache daher eine ausgiebige Pause.




Die Stunde die man Zeit hat, die Gorillas zu beobachten vergeht wie im Flug. Ein paar letzte Fotos und dann geht es Berg runter, zurück auf die Straße, um von dort abgeholt und zum Camp gebracht zu werden.

Ein unfassbar schönes und intensives Erlebnis, diese Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Diese Erfahrung werde ich mein Leben lang nicht vergessen.

Zurück im Camp mache ich dann eine kurze Pause, um etwas später noch eine Wanderung durchs Dorf zu machen. Zwei Jungs holen mich ab, gemeinsam wandern wir durch die hügelige Landschaft, über Felder hin zu einem Ausblick über die gesamte Region. Zum Abschluss gab es noch einen traditionellen Gesang und Tanz der Dorfbewohner für mich.

Ich schlafe früh am Abend glücklich und dankbar ein. Gegen 8 Uhr am Morgen geht's zurück nach Kampala, zurück zum ICU Guesthouse, wo ich noch 3 weitere Tage bleibe, bevor es wieder nach Deutschland geht. 

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