Veröffentlicht: 10.01.2018
Heute geht es weiter gen Norden in mir unbekannte Gefilde - ich freue mich schon lange darauf. Auf Empfehlung meines englischsprachigen Guidebooks steht zunächst der Charming Creek Walkway an.
Dieser ist eigentlich 10 km lang, aber nur die ersten 4 km sollen wohl so richtig spannend sein. Der Track folgt einer historischen Bahnlinie über aufgesplitterte und verbogene Schienen durch den Wald. Unterwegs kommt man an etlichen Gerätschaften der Minenarbeiter, wie halb verfallene Loren, sowie den Mangatini Falls vorbei. Auch durch Tunnel führt der Weg, der schließlich an den Ruinen der Watson's Mill (zumindest für mich) endet. Hier mache ich kehrt und laufe zum Auto zurück. Der Charming Creek Railway ist in der Tat charmant, doch Denniston hat mir etwas besser gefallen.
Dann geht es weiter auf einer teilweise schwindelerregenden Straße bis nach Karamea, was lediglich aus einem Shop, einigen wenigen Häusern und einer Taverne zu bestehen scheint. Zunächst bin ich entsetzt über die kleine Küche mit gerade einmal zwei Kochplatten und den Mini-Kühlschrank, der mir nur knapp über das Knie reicht. Hier sollen die Bewohner dreier Backpackerzimmer ihr ganzes Zeug unterbekommen? Noch dazu gibt es nur eine Dusche und zwei Toiletten für alle. Doch es stellt sich heraus, dass ich die Einzige im Backpackers bin; die anderen Besucher haben allesamt die Moteleinheiten gemietet, die wahrscheinlich über eigene Küchen und Bäder verfügen.
Da der Nachmittag noch jung ist, beschließe ich, im Programm vorzugreifen und heute schon die Wanderung entlang des Heaphy Tracks zu machen. So richtig Muse habe ich zwar nicht (immerhin bin ich auch schon 8 km gelaufen), aber den restlichen Tag nur in der Unterkunft rumsitzen möchte ich auch nicht.
In Karamea endet der Highway, doch eine schmale Straße führt noch 15 km weiter bis zu einem Park- und Campingplatz, von wo aus der Heaphy Track, einer der 9 Great Walks, beginnt. Er ist der letzte, den ich noch nicht beschritten habe. Drei Great Walks bin ich komplett gelaufen und auf allen anderen zumindest einige Kilometer gewandert. Für den Heaphy habe ich mir die schönste Etappe ausgesucht. Sie führt an zwei hübschen Aussichtspunkten vorbei bis zum Scotts Beach, der leider fest in Sandfly-Hand ist. Der Strand selbst zählt meines Erachtens zu einem der schönsten der Westküste und bis auf ein Pärchen ist weit und breit keine Menschenseele in Sicht. Das blau glitzernde Wasser lädt verlockend zum Baden ein, doch sollte man sich nicht dazu hinreißen lassen, denn ein Warnschild rät aufgrund der starken Strömung und gefährlichen Brandung dringend davon ab.
Auf dem Rückweg zweigt ein kleiner Trampelpfad zum Nikau Walk ab, der, wie der Name schon verrät, durch einen Hain aus Nikaupalmen führt und am Ende wieder auf den Startpunkt des Heaphy Tracks trifft. Ich liebe Nikaupalmen. Sie verströmen unmittelbar ein Sommerurlaubsfeeling.
Und weil ich heute ja noch nicht genug gelaufen bin, hänge ich noch den Zig Zag Track dran, der mit gerade einmal 2 Minuten one way ausgeschrieben ist, auf einen kleinen Hügel führt und tolle Ausblicke auf den Kohaihai Beach, den braunen Kohaihai River und die über ihn hinweg in den Regenwald führende Swingbridge bietet.
Nun bin ich aber wirklich genug gelaufen für heute - etwa 16 km waren es und langsam merke ich es auch in den Beinen. Bei der Zubereitung des Abendessens komme ich mit einem Schweizer Pärchen ins Plaudern und muss den Abend so dankenswerterweise nicht allein verbringen.