Sunrise Diary
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Golden Week in Korea (28.04.-06.05.)

Veröffentlicht: 07.05.2018

Am Samstagnachmittag ging es endlich los zum Flughafen, nachdem ich verzweifelt (aber erfolgreich) versucht habe, Klamotten für über eine Woche in meinen Rucksack zu stopfen. Die Fahrt zum Kansai Airport (KIX) ist relativ teuer, über 1000 Yen, aber immerhin hat es reibungslos geklappt und wir kamen pünktlich am Flughafen an. Wir hatten auch ein bisschen Vorlaufzeit eingeplant, da in der Golden Week ja einiges los sein soll am KIX, aber an unserem Schalter war kaum Andrang, somit war das Einchecken ziemlich entspannt, zumal diesmal auch niemand durchgehend gefilzt worden ist. Unser Flug ging um 20:40 Uhr und die kleine violette Maschine gab auf dem beleuchteten Rollfeld ein wirklich hübsches Bild ab. Ich hatte das Glück einen Fensterplatz bekommen zu haben und während die restlichen vier Gruppenmitglieder bereits vor dem Start eingeschlafen waren, war ich den gesamten Flug über beschäftigt und presste meine Nase gegen die Fensterscheibe und schaute mir Japan und Korea von oben an, wobei ich erleichtert feststellte, dass die Koreaner offenbar Rechtsverkehr haben. In Seoul angekommen, wollten wir erst einmal etwas Geld abheben, wonach wir uns ziemlich reich fühlten mit lauter 1000 Won Scheinen, die allerdings jeweils nur ca. 70 Cent wert sind, aber hey! Dann ging es in die Metro, auf den Weg zu unserem AirBnB Apartment, wobei wir uns zunächst in der Adresse geirrt hatten und aus Versehen fast in ein Gemeindehaus einer kleinen Kirche eingebrochen wären, aber wir haben das richtige Haus dann doch noch gefunden. 

Am nächsten Tag ging es dann los in Südkoreas Hauptstadt. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und es war sonnig und warm. Wir liefen in der Stadt herum und konnten so das Großstadtfeeling erleben. Wolkenkratzer mit Lichtershows, blinkende Schilder, große Verkehrswege und Lärm von Letzteren sowie Musik aus allen Ecken und Geschäften macht sich in der ganzen Stadt breit. Seoul ist ein wenig hügelig, sodass wir am Nachmittag ziemlich ins Schwitzen gerieten, als wir zum Seoul Tower hinaufstiefelten, aber dafür wurden wir mit einem tollen Blick über die Stadt belohnt, der durch den vorhandenen Smog allerdings ein wenig getrübt wurde, aber das tat der Freude keinen Abbruch. Wieder unten in der Stadt mussten wir uns nach den ganzen Stufen erst einmal stärken und unsere Wahl fiel auf ein koreanisches Grillrestaurant, das sich auf Gerichte mit Reis spezialisiert hat. Die Grillplatten sind direkt in den Tisch eingelassen, sodass wir zuschauen konnten, wie unser Essen vor sich hinbrutzelte. Der Kellner hat das Fleisch gewendet und den Reis in den Fleisch/Gemüsemix gegeben und fleißig weitergerührt, wobei wir uns schon gefragt hatten, ob er das nur tut, weil wir keine Ahnung vom Grillen haben oder ob die das immer so machen. Letztendlich konnte ich beobachten, dass das offenbar zum Service gehört und war darüber ziemlich erleichtert. Das Essen war großartig, ziemlich scharf anfangs für meinen empfindlichen Gaumen, aber wirklich sehr lecker. Insgesamt haben wir in Korea unheimlich gut gegessen, alles was ich hatte war unfassbar gut. Danach ging es ein wenig in die Stadt und wir haben natürlich gleich ein Geschäft mit riesigem Plüschteddy ausgemacht, der das Maskottchen von "Line" ist (Messenger), der natürlich erkundet werden musste. Als wir dort fertig waren, entdeckte ein Kumpel ein Waschbärcafé, in das er unbedingt rein wollte und auch die anderen waren Feuer und Flamme, also ließ ich mich breitschlagen, auch wenn sich alles in mir sträubte, solche Cafés zu unterstützen, aber ich gebe zu, sie waren wirklich putzig, die Katzen, Erdmännchen, Waschbären und sogar Wallabys, die immerhin einen animal-only-Bereich hatten, in den sie sich zurückziehen konnten. Als wir hinauskamen, war es bereits dunkel und wir konnten die inzwischen leuchtenden und mit Menschen gefüllten Straßen in ihrer gesamten Pracht bewundern. 

Am nächsten Tag ging es in den Palast, der über eine hübsche Parkanlage und sehr viele kleinere Häuser umgeben von künstlerisch verzierten Mauern verfügt. Alles ist hier in Rot- und Grüntönen gehalten, was das Ganze noch majestätischer erscheinen lässt. Dann liefen wir noch ein wenig in der Stadt herum und machten an einem Fluss eine Pause. Vier Fünftel der Gruppe wollte dann gern nach Hause und ein Nickerchen halten, bevor wir unseren obligatorischen Besuch im Partyviertel antraten, aber ich hatte keine Lust auf Pause und so zog ich allein los und hatte ein wenig Sorge mich komplett zu verlaufen, da wir ja in Korea auch kein Internet hatten und ich nur mit einer groben Karte bewaffnet war. Tja, natürlich verlief ich mich. Aber so bin ich auch auf andere Viertel gestoßen, in denen die Koreaner selbst nach der Arbeit ein Bier trinken gehen und etwas essen. Es hat mir schon ziemlich Spaß gemacht, mal in meinem eigenen (relativ zügigem) Tempo einfach irgendwo abzubiegen und zu schauen, wo ich rauskomme, ohne dass ich auf die Gruppe Rücksicht nehmen musste. Ziemlich pünktlich habe ich dann den eigentlichen Weg wiedergefunden und konnte mich dreieinhalb Stunden später wieder mit den anderen vereinen, um direkt etwas zu essen und ein Bier trinken zu gehen. Ich habe ein Watermelon Wheat getrunken, was tatsächlich ein etwas künstliches (wer hätte das gedacht) Wassermelonenaroma aufwies, aber durchaus ganz zufriedenstellend war, wobei das Essen das Bier natürlich um Längen schlägt. 

Am folgenden Tag ging es in den Nationalpark zum Wanderklettern. Der Weg war teilweise wirklich herausfordernd, aber genau das war es, das mir unfassbar viel Spaß gemacht hat, wir sind bis nach ganz oben auf den Berg und dessen Felsvorsprünge geklettert und konnten den Nationalpark und einen Teil von Seoul überblicken, aber auch hier war der Blick etwas getrübt. Am Abend sind wir mit der Bahn auf die südöstliche Seite des Flusses gefahren, einfach um einmal in Gangnam gewesen zu sein. Dort sah es allerdings auch nicht viel anders aus als in den belebten Vierteln im Zentrum. 

Der Tag danach war bereits der Transittag, also hatten wir nur noch einen halben Tag, den wir für das Nationalmuseum nutzten. Es gab auch einige interessante Exponate, allerdings bestand ein Großteil der Ausstellungsstücke aus Krügen und Gefäßen aus allen möglichen Epochen, die für mich irgendwann alle gleich aussahen, also war ich nicht unglücklich darüber, nicht allzu viel Zeit im Museum zu haben, da wir dann auch relativ bald zum Bahnhof mussten. Der Schnellzug nach Busan war sehr angenehm und wir alle waren über die zweistündige Pause, in der wir Musik hörten oder schliefen und ein wenig Alone-time hatten sehr froh. Unsere Unterkunft in Busan war ein Hostel, und vielleicht so groß wie das kleinste Zimmer (für eine Person) im AirBNB. Das war es also erst einmal mit Alone-time. 

Den ersten Tag in Busan wollten wir am Meer verbringen und so wanderten wir los, bergauf, bergab, größtenteils bergauf und kamen an den wunderschönen und schroffen Felsenküsten an. Das Wasser hat einen karibikverdächtigen Türkiston, der Wind trieb mir Tränen in die Augen und das Urlaubsfeeling war an keinem Tag größer. Am Abend gab es rekordverdächtig gute Pizza, die erste die ich gegessen habe, seit ich nicht mehr in Deutschland bin. Die Innenstadt ist gemütlicher und entspannter als in Seoul und auch irgendwie einladender. Aber ich vermute, dass es einfach daran lag, dass Busan kleiner ist und weniger Touristen empfängt als Seoul. Wir bestiegen dann noch den Busan Tower im Dunkeln, nachdem ich in Seoul meinen Unmut darüber geäußert hatte, die Stadt nicht im Dunkeln von oben zu sehen und siehe da, den anderen hat es auch gefallen.

Am zweiten Tag ging es auf die andere Seite der Küste zum Skywalk, einer Aussichtsplattform mit durchsichtigem Boden, wo ich durch den starken Wind beinahe das Gleichgewicht verlor. Die Gegend dort ist so schön, dass wir ziemlich lange dort verweilten und übermütig auf den Klippen herumkletterten und die steife Meeresbrise und die Sonne genossen. Der nächste Stop war das Kulturdenkmal, das einen Friedhof mit Opfern des Koreakrieges beherbergt sowie das Kulturzentrum, das zur Zeit unseres Besuches allerdings schon geschlossen war. 

Der letzte Tag führte uns an den Strand von Busan, weil dort das Holi-Festival stattfand. So gut das koreanische Essen auch ist, der Musikgeschmack der Koreaner ist eine Katastrophe, weshalb wir letztendlich auch nicht beim Holi mitmachten. Dann ging es noch in die größte Shoppingmall der Welt (keine Gewähr für diese Information), die ich mir allerdings lieber erspart hätte, da sie erstens wahnsinnig teuer und überfüllt war und zweitens nichts Besonderes zu bieten hatte (außer der Gefahr sich völlig zu verlaufen). Am Abend gönnten wir uns noch ein All-you-can-drink-Buffet, bei dem ich zahlreiche neue Cocktails und Longdrinks kennenlernte, bevor es zurück ins Hostel ging, um entspannte vier Stunden Schlaf zu genießen, bevor wir zum Flughafen abreisen mussten.

Insgesamt hat mir die Reise nach Korea wirklich gut gefallen, es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, in einer Gruppe zu reisen, die man noch nicht so lange kennt, aber ich muss sagen, dass ich von der Art zu Reisen nicht richtig in die Gruppe gepasst habe, da ich eher der Typ bin, der früh aufsteht und sich so viel wie möglich vom Land ansieht und schaffen möchte, die anderen aber erst einmal bis halb 11 schlafen wollten und auch manchmal Dinge machen wollten, die man eben auch in Osaka machen könnte. So hätte ich auf jeden Fall noch einen Tagesausflug zu einer Tempelanlage gemacht, als ein dusseliges Shoppingcenter anzugucken, in dem ich mich direkt nach dem Hineingehen nach dem Ausgang gesehnt habe, aber gut. Ich hätte nicht gedacht, dass sich Korea und Japan so voneinander unterscheiden. Korea ist anders aufgebaut, etwas chaotischer und dreckiger (vor allem die Kanalisation riecht sehr stark) und es gibt mehr Menschen, die ganz offensichtlich gegen die Gesellschaft rebellieren, was ich gut finde. Auch ist es hier kein Tabu in der Öffentlichkeit mit dem Partner zu flirten. Nichtsdestotrotz bin ich nun ziemlich erledigt und muss mich während der Uniwoche erholen, denn wer weiß, wo es uns am Wochenende hinzieht. ;)

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