Veröffentlicht: 06.09.2019
Samstag 16.01.2016
Um kurz nach 9 rollen wir durch das Elektrogate aus dem Aardvark. Gefrühstückt haben wir hier nicht, das hätte man am Vortag anmelden müssen und wenngleich der (schweizer) Inhaber deutlich netter war, als seine (französische) Frau, muß ich hier nicht nochmal hin.
Am Main Gate läßt man uns ohne Tagesticket rein, weil wir nur ins Restaurant wollen. Neben dem Restaurant gibt es ein Wasserloch und man kann von einem Ausguck hier die Tiere beobachten.
Warzenschwein
Etwa 200m weiter gibt es einen versteckten, überdachten Unterstand, dessen Ausblick praktisch nur 30cm oberhalb der Grasnarbe ist. Wir können uns von den konstant sichtbaren Tieren und der angenehmen schattigen Platzierung gar nicht trennen und reißen uns schweren Herzens um 12.00h los, nachdem wir jede Menge Kudus und Warzenschweine beobachtet haben. Deren Anblick beruhigt einfach – war auch kein Löwe dazwischen .
Kudu
Wir nehmen die R342 nach Osten. Diese Straße teilt den Addo in Nord- und Südhälfte. Im Nordteil macht man Reittouren und 4x4 Autotouren, wodurch die meisten Touris eben im frei zugänglichen Südteil bleiben. Auch von der Straße aus sehen wir noch jede Menge Tiere im Park.
Leider wird die R342 direkt hinter Paterson eine super schlechte gravel road, so dass wir nach ca. 300m umdrehen und an der Kreuzung in Paterson auf die N10 abbiegen, die uns zur N2 bringt. Wie fast überall sind die N-Straßen in top Zustand und mit Hilfe der Wegbeschreibung finden wir zum Amakhala Game Reserve. Das echte Abenteuer kann beginnen!
Rund 200qkm ist das Areal des Amakhala groß und neun Lodges befinden sich hier, wovon unsere, das Hillsnek Safari Camp mit nur vier Luxuszelten die kleinste ist.
Wir fahren durch das Main Gate und können nach 200m Schlaglochpiste parken. Sofort steht ein Safari Jeep nebst Ranger namens Justin da. Wir müssen unser Auto hier lassen, haben schnell alles, was wir brauchen in den Jeep verladen (bloß kein Objektiv vergessen und ne Jacke mitnehmen + feste Schuhe sowieso!).
Wir klettern in den Jeep und die Aussicht von diesem erhöhten Punkt ist auch schon mal prima. Wir fahren ca. 15 min über eine übelste Piste, die man nur mit einem solchen Safari-Jeep tw. langsamer als Schritttempo bewältigen kann und halten uns an den Haltestangen fest. Das ist hier definitiv nix für Leute, die Rückenprobleme haben.
Kurz vor der Lodge steht vor uns eine Elefantengruppe mit Jungen. Justin muß den Weg verlassen und fährt querfeldein an der Gruppe vorbei.
Er erzählt, dass wir gleich nach dem Check-In mitkommen sollten zu der Badestelle der Elefanten, wo er diese vorhin gerade gesehen hat. Ohhhh! Wir sind aufgeregt!
Renzo, der Manager der Lodge nimmt uns um kurz nach 14.00h an der Lodge in Empfang. Feuchte Tücher werden gereicht, ein Begrüßungsdrink und wir stehen in dem offenen Haupthaus von dessen Terrasse man endlos weit in die Ebene des Amakhala Game Reserve blicken kann. Schöne Sessel, Liegestühle aus Holz und ein 8-Personentisch sowie eine kleine Bar sind hier vorhanden. Der kleine Pool liegt mit Blick auf die Ebene davor, ein Elefant trottet in Sichtweite von links nach rechts – es ist wie ein Traum.
Über einen Plankenweg geht es zu unserem Zelt. Völlig uneinsehbar vom Haupthaus und den anderen Zelten liegt es am Hang mit einer Holzterrasse und einem gigantischen Blick in die Ebene. Seitlich ist eine weitere Terrasse mit Tisch und zwei Stühlen – wer will, kann sich das Essen hierher servieren lassen.
Unser Zelt
Das Zimmer ist sehr groß. Die Wände und auch die Trennwände zum Bad und der Toilette sind stabile Zeltwände mit großen Netzfenstern, die man mit Zeltplanen auch verschließen kann. Der Boden besteht aus wunderschönen dunklen Holzdielen.
Im Bad eine Badewanne und ein Doppelwaschbecken mit traumhaft duftenden Seifen! Das ist schon dekadent. Einfach grandios ist die Außendusche – sogar mit warmem Wasser.
Die Außendusche
Auf dem Schreibtisch in unserem Zimmer stehen Kaffee/Tee und eine kostenlose Weinflasche und selbstgebackene Kekse! Im Schrank gibt es eine komplett bestückte Minibar – alles inkl. Nun ja, wir zahlen hier pro Nacht auch 250 EUR/Person. Aber die müssen hier ja all diese dekadenten Genüsse auch ranschaffen. Und wir genießen 3 Mahlzeiten am Tag rund um die Uhr kostenlose Getränke und täglich 2 dreistündige Pirschfahrten. Da die Lodge so klein ist und die hier zwei Ranger haben, werden die Pirschfahrten nie mit mehr als 4 Leuten durchgeführt.
Wir sind völlig begeistert!
http://www.hillsneksafaris.com/
Justin, der uns abgeholt hat, ist der Head Ranger des gesamten Amakhala Reserve. Denn jede der neun Lodges hat natürlich Ranger und er ist der Boss. Unser Ranger wird kurz darauf Brad. Ein tief in der Natur seines Landes verankerter Mitt-Zwanziger mit profunden Kenntnissen und einer solche Liebe zur Natur – wir fühlen uns ab der ersten Pirschfahrt super informiert.
Lunch
Bevor wir aber starten, gibt es Lunch. Sehr lecker, sehr hübsch angerichtet in netter Gesellschaft mit Axel und Beate aus der Schweiz. Wobei Axel Deutscher ist und Beate Österreicherin. Alison und Ian kommen aus Warwick in UK und Dalilah und Matteo sind aus Italien.
Mit Axel und Beate sitzen wir ab 16.00h im Jeep und sind mit allen Kameras, aber auch Halstüchern und Fleece-Jacken, Socken und festen Schuhen gewappnet, für das, was jetzt kommt.
Der erste Stopp an der schon erwähnten Badestelle der Elefanten ist schnell erreicht. 5 Tiere – auch junge – sind hier noch im Wasser. Als zwei ausgewachsene Elefanten jedoch etwas Stress miteinander kriegen und sich lauthals an-trompeten und sich gegenseitig aus dem Bushman River zu drängen versuchen, fährt Brad rückwärts aus der Gefahrenzone.
Allerdings steht völlig unvermittelt plötzlich neben uns ein riesiger Elefant im Gebüsch und Brad drückt auf die Tube und setzt zügig zurück, um den Elefangen nicht zu einer ungeplanten Aktion zu veranlassen. Per Funk wird Justin informiert, der mit den anderen Gästen auf Pirschfahrt ist.
Es geht über unglaublich unwegsame Wege mit diesem Automonster, das rund 4 Liter Sprit pro Kilometer (!) verbraucht und wir halten uns konstant fest. Fotos der wirklich riesigen Schlaglöcher kann man nicht machen, da man dann aus dem Auto fallen würde. Allerdings gibt es viele ruhige Fotostopps und Brad erklärt unermüdlich Pflanzen und Tiere und hat einen geschulten Blick auch in der maximalen Ferne noch Tiere zu entdecken. Ferngläser gibt es natürlich auch für jeden.
Wir sehen innerhalb der auf 3,5 Stunden ausgedehnten Pirschfahrt Red Hartebeest (Kuhantilopen), Waterbucks (Wasserböcke), Gnus, jede Menge Warzenschweine, eine Giraffe mit nur einem Horn, die sich erstaunlich gut hinter einer Acacia verstecken kann.
Dann noch als Highlight zwei Nashörner (Breitmaulnashorn). Wir sitzen etwa 50m in unserem Jeep oberhalb der beiden Nashörner, die sich zunächst nicht stören lassen. Als eines sich dann aber gemächlich in unsere Richtung bewegt und etwas motzt, zieht Brad sich zurück.
Das Breitmaulnashorn ist eine echte Besonderheit. Es gehört - zusammen mit Elefanten und Flusspferden zu den größten Landsäugetieren und ist die größte aller (noch lebenden) Nashornarten. Sie sind mit bis zu 3,80m Länge und bis zu 1,80m Schulterhöhe riesige Tiere. Ihr Gewicht von rund 2 Tonnen (Weibchen) bzw. 2,5 Tonnen bei Männchen ist ein Schnittwert und es gibt große Männchen, die über 3 Tonnen Gewicht mitbringen.
Mit ihrer Unterlippe, die verhornt ist, reißen sie Gras vom Boden ab, da sie keine Schneidezähne besitzen. Auf ihrem Kopf prangen 2 unterschiedlich große Hörner. Diese bestehen aus Keratin und wachsen während ihres Lebens konstant, auch, wenn sie beschädigt wurden.
Das vordere (größere) Horn kann bis zu 1m Länge erreichen, wobei die Weibchen zwar dünnere aber längere Hörner haben. Ihr wichtigster Sinn ist der Geruchssinn. Wer sich also unbemerkt anschleichen will, sollte besser sehen können, denn Breitmaulnashörner riechen über Entfernungen von 700m. Dazu kommt ein sehr gutes Gehör (wir sehen die kleinen Ohren dauernd in Bewegung). Diese beiden Fähigkeiten sind absolut überlebenswichtig, denn sehen können Breitmaulnashörner bestenfalls über 20m.
Breitmaulnashorn
Auf den Rücken der beiden von uns hier beobachteten Breitmaulnashörner sitzen Cape Glossy Sterlings, die in der Sonne funkeln.
Cape Glossy Sterling
Diese mittelgroßen Vögel leuchten blau in der Sonne und haben orange-gelbe Augen. Eine Info zur Anzahl der Rhinos im Amakhala gibt Brad nicht preis. Niemand soll wissen oder irgendwo nachlesen können, wie es hiermit bestellt ist. Zu groß ist die Angst vor Wilderern, die keinerlei Skrupel haben, in abgezäunte Bereiche zu kommen, um die Hörner zu stehlen und die Tiere dem sicheren Tod zu überlassen.
Wasserböcke (Waterbucks) hingegen sind auch Antilopen, aber sehen doch etwas anders aus, als Hartebeest. Hier tragen nur die Männchen Hörner, die leicht nach hinten gebogen sind und durchaus auch 1m Länge erreichen können. Sie lieben Sumpfgebiete, Wasser und sind Herdentiere.
Waterbuck
Auf einer Anhöhe mit schönstem Rundumblick klappt Brad den Campingtisch und ein paar Häppchen, Biltong und Chips sowie kühlen Weißwein und Amarula aus. Man hatte uns beim Mittagessen gefragt, was wir beim Picknickstopp trinken möchten und nun gibt es gut gekühlten Sauvignon Blanc aus einem Silberpokal, kleine Spießchen mit Hühchen und Gemüsesticks.
Wir dürfen nur hier und in der unmittelbaren Umgebung von ein paar Metern den Jeep verlassen, stehen vor einem wunderschönen Panorama des Bushman Rivers und einem Abendlicht zum Niederknien.
Wer eine Toilette braucht, muss die „bush toilet“ nutzen – Brad checkt den Busch wg. Schlangen und anderem Getier vorher gründlich…
Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende und kurz vor unserer Lodge sehen wir in einiger Entfernung einen müden männlichen Löwen. Es gibt hier im Park nur einen einzigen – bei 200qkm Fläche ist das jetzt natürlich schon mal ein Sechser im Lotto, den hier zu sehen. Er liegt in der langsam milder werdenden Sonne, gähnt herzhaft und trollt sich dann aber außer unserer Sichtweite.
Mittlerweile sind wir gut eingemummelt, denn der Wind pustet gut. Neben unserem Jeep ist ein Water Monitor im Gras, der sich leider sehr schnell verdrückt. Wieder so eine riesen Echse, wie wir sie schon im Addo gesehen hatten.
Water Monitor
Der Water Monitor wird auf Afrikaans auch "leguaan" genannt und ist die größte Eidechsen-Art Afrikas. Ein Water Monitor wird durchaus bis zu 2m lang. Entsprechend seines Namens verbringt der Water Monitor sein Leben am oder im Wasser. Er kann über längere Strecken unter Wasser schwimmen, ernährt sich von Vogeleiern, Nestflüchtern, Fröschen, Krebsen und kleineren Insekten, Reptilien und Säugern. Wenn sie die Gelegenheit haben, buddeln sie auch Schildkröteneier und Krokodilnester aus, um die Eier zu fressen. Ihr eigenes Gelege umfasst etwa 20 bis 30 Eier, das sie vorwiegend in verlassenen Termiten-Bauten oder geschützten Löchern ablegen. Die Brutzeit dauert 4-6 Monate.
Mit untergehender Sonne erreichen wir durch die weite Ebene langsam unsere Lodge. Es ist ein unfassbar schöner Anblick dieser Weite, dieses endlosen Himmels in wunderschönsten Farben und man kann nur dankbar sein, dass man so etwas erleben darf.
An der Lodge warten die Guten Geister mit feuchten Tüchern und einem alkoholfreien Cocktail, der Weg zum Haupthaus ist mit diesen schönen Solarlampen in Einmachgläsern gesäumt. Ich habe mir mittlerweile zwei davon für Zuhause gekauft.
Ich gönne mir eine Dusche in unserer Freiluft-Anlage hinterm Zelt. Der Wind ist etwas frisch, das warme Wasser nicht sehr warm, aber hinter mir schreien die Affen am Hang und das Erlebnis ist schon klasse und der Staub der 3,5 Stunden muß ja auch runter.
Gegen 20.00h gibt es Abendessen. Die Bestellung des Hauptgerichts hat man mittags aufgegeben. Wein dazu, nette Stimmung, lustige Unterhaltungen über alle Nationen hinweg. Es ist einfach toll. Aber man sollte zeitig ins Bett gehen, was ich um 22.30h auch tue. Denn morgen geht die erste Pirschfahrt um 5.30h los und man wird um 5.00h geweckt…