Step-by-Step-von-Porto-bis-nach-Santiago
Step-by-Step-von-Porto-bis-nach-Santiago
vakantio.de/step-by-step-von-porto-bis-nach-santiago

Dreizehnte Etappe auf dem Camino Portugues von Padron nach Santiago de Compostela

Veröffentlicht: 30.09.2024

Ich hatte schlecht geschlafen, vielleicht vor Aufregung, da gestern die letzte Etappe vor mir lag. Entsprechend früh (8:00 Uhr) bin ich losgegangen. Der Himmel sah toll aus und es war noch relativ frisch. In der Nähe meiner Unterkunft wurden Marktstände aufgebaut. Die Frau von der Info, hatte mir am Vortag schon erzählt, dass am Sonntag ein großes Fest gefeiert wird. Schade, dass ich weitergehen musste.

Da es noch relativ ;-) früh war, war es zum Glück noch nicht so voll. Klar waren schon einiger Pilger unterwegs, aber nicht diese riesigen Gruppen. So konnte ich die Landschaft genießen und bin Step by Step nach Santiago gewandert. Bevor ich aber so "richtig" losgelaufen bin, hatte ich mich an den Wegrand gestellt und tief ein-/ausgeatmet. Ich wollte das ALLES nochmal in mich aufsaugen :-). Es fühlte sich verdammt gut an, die letzte Etappe zu gehen! 

In einem Örtchen fand ich es total krass, da hatte ich gedacht, ich würde über die Grundstücke der Leute laufen. So eng und kurvig war es dort. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass die Leute eher genervt von den Pilgern waren, denn kaum einer hatte gegrüßt :-(. Aber eine freundliche Katze kam auf mich zugelaufen und die hatte Junge, ooooooooh wie süüüüüüß, ich war total fasziniert von den kleinen Tigern. Da ich laut gesagt hatte, "och seid ihr süß", hatte mich eine Frau angesprochen. Antje ebenfalls aus Deutschland kam mit mir ins Gespräch. Sie hatte sich mir angeschlossen und gefragt, ob wir zusammen laufen. "Ja, gerne."

Antje kommt aus der ehemaligen DDR. Ich hatte ihr von dem Film Good by Lenin erzählt und schon hatte sie von früher erzählt. Das fand ich total spannend. Wir haben viel gelacht. 

Durch das Erzählen ist mir bei den vorherigen Etappen aufgefallen, dass man den Weg nicht so wahr nimmt. Ich hatte das Antje auch so gesagt und wir haben immer wieder Stopps eingelegt, wenn ich/wir etwas schönes gesehen hatten. In einem Cafe hatten wir gerastet und ich hatte uns zwei Stücke Kuchen geholt. Zwei Iren hatten sich zu uns gesetzt und mit uns gequatscht. Das war eine wunderschöne und lustige Pause. 

Auf einer Etappe ging es etwas steiler hoch und der Weg bestand aus großen vorstehenden Wurzeln und großen Steinen. Eine 5-er Gruppe E-Bikefahrer war hinter uns. Die ersten zwei sind an uns vorbei gefahren. Ich hatte mich an den Rand gestellt, damit sie besser an mir vorbei kamen. Leider hat es eine Frau nicht geschafft. Ihr Vorderrad ist genau neben mir weggerutscht und sie ist in Zeitlupe ins Farn gefallen. Sie hatte sich nicht verletzt. Ich hatte ihr geholfen, das Bike aufzurichten. Mit einem Pfiff meinerseits habe ich den Guide von denen auf die Situation aufmerksam gemacht. Es kam natürlich an diesem Punkt zu einem Stau. Andere Pilger wollten an uns vorbei :-(. Das Verhalten möchte ich nicht vertiefen, sondern tippe "tja, es gibt halt Solche und Solche"! Es hatte etwas gedauert, bis die Dame wieder auf dem Rad saß. Als wir diese Passage hinter uns hatten, standen die Biker auf einer Straße und vor uns lag die nächste Wurzel/Stein Passage. Der Guide hatte die Gruppe gefragt, ob sie dort hochfahren wollen. Ich hatte Google Maps auf und meinte, "hier ist doch die Straße und da kreuzt sich der Camino mit dieser Straße, nehmen Sie doch diese"! So hatten sie es gemacht und bei der Kreuzung der Wege, hatten wir uns wiedergesehen und gewunken. 

Diese Passagen hatten es echt in sich und ich hatte zum ersten Mal meinen Rucksack gespürt. Der kam mir eh schon nach kurzer Zeit relativ schwer vor, obwohl ich doch fast alle Hygieneartikel aufgebraucht hatte und er leichter werden müsse. Ich decke das an dieser Stelle schon auf. Ich hatte wohl vor lauter Vorfreude auf Santiago zwei 500 ml Flaschen Wasser in den Rucksack gepackt und nicht meine Trinkflasche gefüllt. Diese gehörten dort gar nicht hin!

Antje zeigte mir ihr Handy und meinte, "sieh mal, da kommt noch so ein Anstieg"! "Ähä :-(...würg! An Steinpöllern konnte man stets verfolgen, wie weit es bis Santiago war. Es waren noch ca. 7 Km und ich war echt fertig. Nun denn, Kopf hoch, wir schaffen das. 

Hinter einer Kurve konnte man dann zum ersten Mal die zwei Kirchtürme von der Kathedrale in Santiago sehen. Wir sind stehen geblieben und waren geflasht von dem Anblick. Anscheinend war der Anblick wie eine Art Doping für uns. Ohne weiter zu Stöhnen sind wir bis nach Santiago eingelaufen. 

Es war schon ein unbeschreibliches Gefühl auf dem großen Platz vor der Kathedrale zu stehen. Viele Pilger haben sich auf den Boden gesetzt oder sich hingelegt. Ich hatte die Arme in die Luft gerissen und "Yeah, geschafft - Bon Camino" gerufen. 

Der Weg bis nach Santiago war für mich der anstrengendste. Von der Beschaffenheit der Wege, aber auch von den Anstiegen. Yo, ich war echt fertig, aber auch sehr glücklich!

In Santiago haben wir unsere Compostela abgeholt und noch zusammen etwas gegessen. Da ich Santiago schon kenne, konnte ich Antje gute Tips geben.

Gegen Abend saß ich in meinem Zug zurück nach Porto. 

Hier verbringe ich jetzt noch einen vollen Tag und werde am Dienstag nach Hause fliegen.

An dieser Stelle "Danke liebe Daniela und liebe Littlefoot, ohne den Video Call am Dienstag hätte ich bestimmt abgebrochen", aber so bin ich mega stolz, dass ich es mit eurem Push geschafft habe!

Insgesamt bin ich laut Komoot 275 Km gelaufen:-)!!!!

Heute Montag der 30.09.24 ist ein traumhafter Sonnentag in Porto. Diesen werde ich jetzt in vollen Zügen genießen!

Tschüss, liebe Grüße Anke 

Antworten (2)

Wahnsinn - es war toll, deine Etappen zu verfolgen. Ich bin schlichtweg begeistert. Du bist toll. 😊

Gerhard
Respekt für deine tolle Leistung, 275 km bist du gelaufen. Deine Erlebnisse auf dem Camino haben mich sehr beeindruckt.