Veröffentlicht: 15.03.2016
Der Blick schweift über unendliche Weiten....ein Hauch von Weihrauch liegt in der Luft. Ein ganz kleines großes Paradies umgeben von Sand so weit das Auge reicht. Ich befinde mich im Südwesten des Sultanats Oman, genauer gesagt in Salalah im Verwaltungsbezirk Dhofar. Nördlich von hier erstrecken sich die Küstengebirge der Region, die sich farblich nur leicht vom Boden abheben. Auf der anderen Seite in Richtung Süden blicke ich auf die unendlichen Weiten des Arabischen Meeres. Die Sandkörner tanzen wild durch die Luft, doch berühren mich nur leicht. Es ist das Gefühl einer anderen Welt...ein Hauch von Orient und 1001 Nacht. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein - in einer friedlichen Zeit. In Zeiten aktueller geopolitischer Konflikte nicht ganz selbstverständlich für ein Land im Nahen Osten. Und neben dieser puren, schlichten und natürlichen Seite gibt es auch noch eine andere: Luxus. Dieser wird von den Einheimischen, den Omanis, stolz nach außen gezeigt. Dem Land geht es aufgrund des Erdöls wirtschaftlich gut und es lässt sich nur erahnen, wie sich das Land seit der Herrschaft von Sultan Qabus im Jahr 1970 verändert hat. Dieser hat sich für sein Volk und sein Land eingesetzt und elementar wichtige Neuerungen erreichen können. Dank seiner Hilfe kam es unter anderem zum Ausbau des Straßennetzes und zum Bau von Schulen und Bildungseinrichtungen. Die Anzahl der Analphabeten ging rasant zurück und auch das Gesundheitssystem wurde reformiert.
Nach einem langen Flug erreiche ich den neu errichteten Flughafen in Salalah. Auf der Fahrt ins Hotel ist zunächst nicht viel zu erkennen. Mitten aus dem Nichts beginnen auf einmal wie selbstverständlich Siedlungen am Horizont aufzutauchen. Die leeren Straßen sind gesäumt von Lichtern. Lichtern, die schon aus dem Flugzeug zu erkennen sind und einen Eindruck davon geben, wie fortschrittlich dieses Land ist. Die Straßen führen kilometerlang geradeaus, Schilder am Straßenrand warnen vor freilaufenden Dromedaren.
Die ersten Tage meiner Reise verbringe ich am Strand. Unweit des Strandes schwimmen Delfine im Wasser, das Meer ist ruhig und noch relativ kühl. Dann erfülle ich mir einen lang gehegten Traum: eine Wüstensafari. Morgens startet unser Konvoi in Richtung Rub al-Chali, der größten Sandwüste der Welt. Die ersten Stunden können wir noch auf geteerten Straßen zurücklegen, müssen lediglich ab und zu abbremsen, weil uns freilaufende Dromedare den Weg versperren. Dann der erste Zwischenstopp, bei dem unser Fahrer den Reifendruck des Jeeps reduziert. Es geht weiter über steinige Pisten, die wir zum Teil mit hohen Geschwindigkeiten passieren müssen. Der aufgewirbelte Sand der vorausfahrenden Fahrzeuge versperrt uns die Sicht. Einmal taucht vor uns wie aus dem Nichts ein LKW auf, der hinter unserer eigenen Sandwolke genauso schnell wieder verschwindet, wie er gekommen ist. Nach einem weiteren Stopp, bei dem die Fahrer nochmals den Reifendruck kontrollieren und wir die Möglichkeit bekommen auf die Toilette zu gehen - in diesem Fall Freiluft hinterm Hühnerstall ;) - kommen wir unserem Tagesziel näher. Vor uns türmen sich die ersten Dünen auf. Sand...so weit das Auge reicht. Wir haben noch eine halbe Stunde bis Sonnenuntergang und genießen den Blick, der sich uns bietet. Kaum vorstellbar so etwas eines Tages einmal erleben zu dürfen. Als die Sonne langsam untergeht, färbt sich der Sand in verschiedenen Rottönen und die aufgesetzten Rippel werfen Schatten. Wir verweilen noch einen Moment, bevor sich der Konvoi wieder in Bewegung setzt. Das Camp, in dem wir heute übernachten werden, taucht am Horizont auf. Wir nehmen noch eine Düne und bleiben stecken. Die Männer müssen mit anpacken und die Frauen gehen schon einmal vor Richtung Camp. Dort angekommen werden wir von dem Ältesten des Camps begrüßt. Er scheint freundlich, aber zurückhaltend. Das Camp besteht aus den Schlafzelten, einem Feuerplatz und einem Gemeinschaftszelt, wo wir abends alle gemeinsam essen. Die Beduinen haben gekocht- es gibt Reis mit Linsencurry und selbstgemachtem Brot. Einfach nur lecker! Abends lassen wir den ereignisreichen Tag mit Shisha am Lagerfeuer ausklingen. Die Omanis tanzen und singen dabei ausgelassen. Doch in der Ferne nimmt man nur eines wahr: Stille. Nachts bietet sich mir ein atemberaubender Ausblick auf den Sternenhimmel. Nach einer kalten und kurzen Nacht ertönt um halb 6 schließlich der Weckruf. Ich packe meine Sachen und mache mich auf den Weg zur nächstgelegenen Düne. Von dort aus lasse ich die Eindrücke, die mich zum Sonnenaufgang erwarten, auf mich wirken. Nach dem Frühstück treten wir schließlich den Rückweg an. Und was bleibt sind tolle Erinnerungen...Erinnerungen an einen wundervollen Aufenthalt in diesem erfrischend beeindruckendem Land, das trotz der Schlichtheit so viele Facetten zu bieten hat. Und die Omanis!? Ich durfte offene, zurückhaltende und freundliche Omanis kennenlernen. Außerdem scheinen sie den Nutzen, den ihnen der Tourismus langfristig gesehen bringen wird, verstanden zu haben. Man kann nur hoffen, dass das Land aus den Fehlern anderer Destinationen lernt und sich seine Einzigartigkeit bewahrt.