Veröffentlicht: 22.12.2018
Sonntag, 16. Dezember 2018
Von unserer Campbasis am Lake Bunyonyi hatten wir ein Tagesausflug ins Nachbarland Ruanda geplant. Ruanda ist ein dichtbevölketer Binnenstaat in Ostafrika. Er grenzt an Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Tansania. Wegen seiner hügeligen Landschaft wird Ruanda auch "Land der tausend Hügel" genannt. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstumsrate von etwa 8 Prozent im Zeitraum 2001 bis 2015 gehört Ruanda seit längerem zu den Ländern Afrikas mit dem stärksten Wirschaftswachstum.
Am Morgen wurden wir also abgeholt. Wir passierten die chaotische Grenze und konnten schon bald die atemberaubend schöne Aussicht über das Hochland von Ruanda geniessen. Fast während der ganzen Fahrt hatten wir wunderbare Aussicht über die intensiv landwirtschaftlich genutzten Hänge. Ruanda wird auch die Schweiz Afrikas genannt. Und schon bald nach der Grenze sind uns ein paar Gemeinsamkeiten aufgefallen zum Beispiel sind die Strassenschilder vor jedem Dorf gleich wie in der Schweiz und man fährt auch wieder auf der rechten Seite der Strasse. Auch ist es vergleichsweise zu den anderen bisher besuchten Länder eher sauber.
Ruanda ist ein Land mit einer schwierigen Vergangenheit. Im Jahr 1994 erlebte es einen furchtbaren Genozid, bei dem in nur wenigen Monaten fast eine Million Menschen ums Leben kamen. Mehrheitlich ermordeten Hutu die Tutsis. Freunde, Nachbarn und sogar Familienmitglieder wurden plötzlich zu Mördern. Viele Ruander sind noch heute traumatisiert. Die Unterteilung von Hutu und Tutsi wurde in den 1950er Jahren sehr banal von der Kolonialmacht Belgien gemacht. Wer mehr als 10 Kühe hatte wurde ein Tutsi, wer weniger hatte ein Hutu. Damit wollten die Belgier eine Art Zweiklassengesellschaft schaffen und die Tutsi erhielten Bildung und wurden auch in die Regierung eingesetzt. Nachdem das Land die Unabhängigkeit erhielt, radikalisierten sich einige des mehrheitlich aus Hutu bestehenden Volkes, durch Propaganda eskalierte es dann im Jahre 1994 und das Volk das zuvor grösstenteils friedlich zusammen lebte, schlachtete sich gegenseitig ab.
Im ganzen Land gibt es Gedenkstätten. Unser erster Stopp in Ruanda machten wir auf einer solchen Gedenkstätte. In der Hauptstadt Kigali besuchten wir das Mémorial National du Génocide de Gisozi. Es war sehr eindrücklich besonders wenn man bedenkt, dass es noch gar nicht lange her ist.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen in Kigali und dem Besuch eines Marktes hiess es auch schon wieder zurück nach Uganda. Der kurze Abstecher in Ruanda war schön und mit unserem kurzen Besuch wurden wir dem schönen Land bestimmt nicht gerecht.
Montag, 17. Dezember 2018
Wir verlassen die schöne Umgebung des Sees und machen uns wieder auf den Rückweg nach Nairobi. Geplant wäre gewesen, dass wir die nächste Nacht in der Hauptstadt Kampala übernachten um dann am nächsten Morgen wieder zu packen und nochmal ein paar Stunden zu fahren bis Jinja. Einstimmig haben wir aber beschlossen gleich direkt nach Jinja zu fahren um dann dort zwei Nächte zu verbringen. Uns stand also erneut ein langer Fahr-Tag bevor. Abfahrt war darum bereits um 6.00 Uhr. Nach 11 Stunden fahrt und einem erneuten kurzen Stopp am Äquator sind wir schliesslich in Jinja angekommen. Unsere Zelten stellten wir dieses Mal inmitten einer Ferienanlage auf einer Grünfläche zwischen Bar und Restaurant auf.
Dienstag, 18. Dezember 2018
Auch wenn wir einen freien Tag hatten gab es trotzdem um 8.30 Uhr Frühstück. Wäre ja zu schade wenn wir aus dem "Frühaufsteher-Tramp" kommen würden...
Wir verbrachten fast den ganzen Tag am Pool. Lasen, badeten und sonnten uns. Am späteren Nachmittag wurden wir abgeholt für die Sonnenuntergangsbootsfahrt auf dem Viktoriasee und dem Nil. In Jinja liegt nämlich eine der Quellen des weissen Nils. Wir genossen also ein Nil-Bier auf dem Nil und bestaunten den Sonnenuntergang.
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Um 5.15 Uhr klingelte der Wecker. Nach dem starken Gewitter ein paar Stunden zuvor hiess es nun also: Stirnlampe an, Gepäck packen, Jacke anziehen und ab in den kalten Morgen um das pflotschnasse und dreckige Zelt zusammenzubauen. Zwei Scheiben Toast und ein Becher Kaffee mussten als Frühstück ausreichen. Unser heutiges Tagesziel liegt 417 Kilometer entfernt. Um 6.00 Uhr fuhren wir ab um knapp 2.5 Stunden später schon an der Grenze zu Kenia zu stehen. Weiter geht es an den ewig langen Teeplantagen von Kericho vorbei. Über 47km ziehen sie sich der Strasse entlang. Kurz vor Sonnenuntergang trafen wir auf dem Campingplatz ausserhalb von Nakuru ein. Nakuru ist Kenias viertgrösste Stadt und Hauptstadt der Rift Valley Provinz und liegt angrenzend an den kleinen aber tierreichen Lake Nakuru Nationalpark.
Donnerstag, 20. Dezember 2018
Am Donnerstagmorgen brachen wir auf zur Erkundung des Lake Nakuru Naitonalparks – bekannt für die Tausenden von kleineren und grösseren Flamingos, die an den Rand dieses Sodasees strömen. Der Park wurde als Zufluchtsort für Spitzmaulnashörner eingerichtet, die scheinbar oft gesehen werden. Auch wir erhofften uns diese zu sehen und wurden nicht enttäuscht. Lustigerweise wollte unser Truck genau an diesem Ort wieder nicht so wie unser Fahrer Steve und wollte nicht mehr anspringen. Erinnerungen an die Panne im Masai Mara Reservat kamen hoch nur waren wir diesmal mitten in einem Nationalpark mit Nashörnern, Leoparden und Büffeln. Glücklicherweise mussten wir nicht die ganze Zeit im Truck warten sondern ein Ranger nahm uns mit um uns zu Fuss ein wenig herum zu führen. Nach ca. 1.5 Stunden lief der Truck wieder an. Unsere Fahrt um den Lake Nakuru ging weiter. Wir bestaunten weiter die vielen Bäume die aufgrund alkalischen Wassers nur noch als karge Stämme aus dem Boden ragten. Ein Highlight war sicher die Giraffe die wir aus nächster Nähe am Strassenrand beobachten konnten.
Nach der Pirschfahrt fuhren wir zurück zu unserem Camping. Nicht ohne noch einen kurzen Stopp in einem Einkaufszentrum zu machen. Am Abend stand nämlich ein Besuch eines Waisenhauses an und wir wollten noch ein paar Spielsachen und Schreibwaren einkaufen. Nach einer kurzen Dusche ging es also schon wieder los. Das East African Mission Orphanage wurde 1997 von einem australischen Paar gegründet und lag gleich neben unserem Campingplatz. Zurzeit wohnen ca. 100 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 15 Jahren auf dem grossen Areal. Vor dem gemeinsamen Nachtessen machten wir noch ein Fussballmatch. Mzungos (d.h. "die Weissen", so wird man hier überall genannt und es wird einem immer zugerufen) gegen die Teenagerjungs. Beim Nachtessen sass jeder von uns an einem anderen Tisch inmitten der Kinder. Alle Jungs an meinem Tisch hatten als Lieblingsfach Science genannt. Die Berufswünsche variierten aber. Englischlehrer, Arzt oder Pilot waren am meisten genannt. Was ich anfänglich nicht wusste war aber, dass ich am Tisch der "schlimmen Jungs" gelandet war. Sie scheinen an diesem Tag irgendwelche Regeln nicht befolgt zu haben was die Folge hatte, dass sie zu ihrer Kohlsuppe kein Brot bekamen. Ich jedoch konnte mich beim Brot bedienen und es wurde mir sogar noch nachgereicht. Bevor die Dame mit dem Brottopf kam fragte mich ein Junge ob er von mir noch ein Brot haben kann er sei noch so hungrig. Also hab ich ein paar mehr aus dem Topf genommen und den Jungs an meinem Tisch verteilt. Ein Fehler wie sich herausstellte. Innert Sekunden kamen ca. 10 weitere Hände von den Nachbartischen die auch Brot verlangten. Weil ich beobachtet habe, dass die Dame allen anderen Kindern an den anderen Tischen Brotnachschlag gab ging ich sie fragen ob vielleicht die beiden Jungstische vergessen gegangen seien. Die Antwort war nein. Als Bestrafung bekämen sie kein Brot. Ein kleiner Junge vom Nachbartisch kroch unter unseren Tisch um ein kleines Stücken aufzuheben und zu essen. Nach dem Nachtessen wurde gemeinsam gebetet und die Kinder sangen uns ein paar Lieder vor. Ein Besuch der sicherlich in Erinnerung bleibt.
Freitag, 21. Dezember 2018
Wir sind wieder aufgebrochen. Dieses Mal dauerte die Fahrt aber nur knapp 3 Stunden. Wir kamen Nairobi immer näher. In Nairobi haben uns sieben Personen wieder verlassen. Für sie stand also die letzte Nacht im Zelt an und diese war auf einem Campingplatz am Naivasha- See. Der Naivasha-See beherbert eine Vielzahl von Vögeln, wobei der prächtigste der afrikanischen Fischadler ist. Wir verbrachten den Mittag und Nachmittag auf dem Camping um wiedermal unsere Wäsche zu waschen. Das Wetter ist endlich wieder besser und es hat seit Tagen nicht mehr geregnet – zumindest nicht am Tag. Am späteren Nachmittag besuchten wir das Elsamere Conversation Center. Wer den Film "Born Free" bzw das Buch von Joy Adams kennt, dem ist das sicherlich ein Begriff. Zusammen mit ihrem Mann hat sie mehrere Wildtiere aufgezogen unter anderem Elsa eine Löwendame dessen Leben sie auch dokumentiert hat.
Den Abend haben wir dann gemeinsam in der Camping-Bar ausklingen lassen.
Samstag, 22. Dezember 2018
Die Nacht zuvor war erneut sehr kalt. Knapp 10 Grad. Trotz Schlafsack, zwei paar Hosen, T-Shirt, zwei Pullover und zwei paar Socken hab ich gefroren. Umso weiter südwärts wir kommen soll es aber besser werden. Zurück in Nairobi wurden die sieben Personen im Zentrum abgeladen. Es hiess nun also Abschied nehmen und letzte Telefonnummern austauschen. Für uns vier die weiter nach Süden reisen ging es auf einen Campingplatz ein wenig ausserhalb der Stadt. Morgen werden wir wieder abgeholt um in der Stadt unsere Reisegefährten für die nächste Etappe in Empfang zu nehmen. Wir werden total 22 Personen sein. Vorbei ist also der Luxus mit zwei Sitzen im Truck. Vorbei mit Beine hoch lagern während der Fahrt. Wir sind gespannt auf die neuen Gesichter. Morgen wird aber auch die Zeit in Kenia vorbei sein denn wir werden bereits die Grenze zu Tansania überqueren.