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Woche 3 - Kenia, Uganda

Veröffentlicht: 18.12.2018

Sonntag, 9. Dezember

Nachdem wir am Vorabend unsere Reisegefährten (wir sind eine Gruppe aus 11 Personen) für die nächsten Wochen kennengelernt haben ging es pünktlich um 9.30 Uhr los. Unser Truck schlängelte sich durch den Verkehr von Nairobi aus der Stadt. Wir erklimmten den Steilhang bis zu unserem ersten Halt, einem Aussichtspunkt mit Blick auf einen Abschnitt des spektakulären Great Rift Valley. Wir stiegen in das Rift Valley ab und betraten somit das Land der Masai. Wir passierten die Stadt Narok und erreichten schlussendlich nach 7 Stunden Fahrt unser Campingplatz (Acacia Camp). Zum ersten Mal hiess es mit Stirnlampe das Zelt aufbauen.


Montag, 10. Dezember

Kurz nach Sonnenaufgang starteten wir zu unserer Pirschfahrt in das Masai Mara Reservat. Die Masai Mara ist bekannt als eines der besten Nationalreservate Ostafrikas und beherbert eine Vielzahl von Wildtierarten. Wir wurden nicht enttäuscht und sahen viele Tiere. Löwen, Zebras, Giraffen, Gnus, Büffel, Antilophen, Strausse, Wildhunde, Warzenschweine, Hyänen. Unsere am morgen vorbereiteten Sandwiches assen wir am Ufer des Mara-Flusses mit Blick auf Nilpferde und Krokodile. Um ca. 16.00 verliessen wir das Reservat wieder und besuchten auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz noch ein Masaidorf. Es wurden uns Tänze vorgeführt und wir durften in die Hütten der Masai schauen. Die Masai sind ein Nomadenvolk, das sich hauptsächlich von ihrem Vieh, Kühe und Geissen, ernährt. Sie essen Blut, Milch und Fleisch. Das Blut entnehmen sie den Kühen monatlich indem sie mit einem Pfeil die Halsvene treffen und so eine kleine Blutmenge entnehmen und die Wunde dann wieder verschliessen. Wie eine Art Blutspende bei uns Menschen. Die Masai kultivieren oder essen kein Gemüse oder Früchte. Sie leben in kleinen Lehmhütten, die von den Frauen gebaut werden. Eine Hütte hält maximal 6 Jahre, dann ziehen sie entweder weiter oder müssen eine neue bauen. Die Männer kümmern sich um das Vieh und die Frauen bestimmen das Dorfleben. Die Masai leben polygam sprich ein Mann hat mehrere Frauen. In früheren Zeiten haben die Männer einen Löwen töten müssen um ihren Mut zu beweisen, damit sie eine Frau bekamen, aufgrund des Naturschutzes mussten sie jedoch ihre Tradition ändern und heutzutage zahlen die Männer etwa 250 Kühe pro Frau.

Leider fing es schon bald an sehr stark zu gewittern. Und ein Gewitter in Kenia scheint es in sich zu haben. Sturzbäche kamen vom Himmel bis spät in die frühen morgen Stunden.


Dienstag, 11. Dezember

An diesem Tag hätten wir 412 Kilometer zurücklegen wollen. Ein "Fahrt-Tag" also. Ziel: Eldoret kurz vor der Grenze zu Uganda. Betonung auf "hätten". Wir wussten, dass es ein langer Tag werden würde denn die Strassen von Kenia sind fast alle nicht asphaltiert und mit dem vielen Regen von der Nacht zuvor dürfte es eine holprige Fahrt werden. Es wurde abgemacht, dass wir um 6.00 Uhr abfahren. Das hiess also um 4.50 Uhr aufstehen, duschen, Zelt abbauen, Frühstück. Es regnete noch immer. Leider kam es wie es kommen musste... nach ungefähr 3 Kilometer steckten wir fest. Steine unterlegen, ausgraben der Reifen, mit vereinten Kräften stossen... alles brachte nichts. Wir bewegten uns jeweils ein paar Meter steckten aber sogleich wieder neu im Schlamm fest. Drohten sogar in den Strassengraben zu fallen. Irgendwann brachte auch die Regenjacke nichts mehr. Wir waren durchgenässt, am frieren und mit den Beinen bis zu den Knien im Schlamm steckend. Irgendwann kam ein Lastwagen der uns retten sollte. Leider ohne Erfolg. Auch dieser blieb stecken. Inzwischen seit geschlagenen 5 Stunden festsitzend, hörte es nun aber zumindest auf zu regnen und die Sonne kam. Nach weiteren 4 Stunden und etlichen weiteren Versuchen kam ein Bagger (etliche Kilometer entfernt wurde an der Strasse gearbeitet) der uns dann schlussendlich herausziehen konnte. 16.00 Uhr und noch mehr als 400 Kilometer vor uns. Das heutige Tagesziel war nicht mehr zu erreichen. Gemeinsam entschieden wir zumindest noch so weit wie möglich zu fahren um der Grenze zu Uganda so nah wie möglich zu kommen. Um 23.30 Uhr erreichten wir erneut bei strömendem Regen Kericho. Die letzten Kilometer waren erneut nervenaufreibend. Es hatte erneut angefangen zu schütten und die Strassen waren aufgeweicht. Im Nachhinein muss man wohl sagen, dass wir einige Schutzengel hatten um diese letzten paar Kilometer heil zu überstehen.

Hungrig, erschöpft und die Beine noch immer komplett voll Schlamm wollten wir alle nicht mehr in diesem strömenden Regen das Zelt aufbauen. Da der Campingplatz in Kericho auch Zimmer anbot nahmen wir alle ein Zimmer. Wohl jeder hat zuerst mal den eingetrochneten Schlamm von seinen Beinen gewaschen.

Rückblickend kann man wohl sagen, dass diese 9 Stunden im Schlamm ein echtes Erlebnis war. Es bescherte uns nähmlich auch unvergessliche Begegnungen mit den Masai. Wir steckten mitten im nirgendwo fest. Einzig ein paar Masai-Dörfer waren in Reichweite. Wir wurden zur Attraktion und zeitweise waren all die ganzen Menschen von den Dörfern bei uns. Die Neugier siegte gegen die Scheu und irgendwann waren wir mitten in den vielen Kindern, Frauen und Männer. Die Kinder lernen in der Schule unter anderem Englisch weshalb die Verständigung relativ gut klappte. Um die Zeit zu überbrücken machten wir mit ihnen Spiele. Viele von den Masai haben noch nie eine weisse Person gesehen. Ein Jugendlicher fragte, ob seine Haut auch weiss werde wenn er nach Europa gehen würde. Ein Junge fasste mein kleiner Finger an und bestaunte ihn von allen Seiten. Immer wieder wurde die Farbe meiner Hand mit der ihren verglichen. Auf die Frage, was denn ihr Lieblingsessen sei kam meist die Antwort Kuhblut gemischt mit Ziegenmilch. Nachts müssen sie ihr Dorf mit verdorten Staudenästen verbarikatieren. Die Löwen hätten schon zu viele ihrer Ziegen gerissen. Nachdenklich machte mich die Antwort auf die Frage ob sie denn auch Fussball spielten. Ja klar. Sie hätten sogar ein eigenes Fussballteam aber leider haben sie keinen Ball um zu spielen ob ich einen Ball für sie hätte. Ich wünschte ich hätte einen Ball im Gepäck gehabt.


Mittwoch, 12. Dezember

Da wir unser Tagesziel von gestern nicht erreicht hatten blieb uns nichts anderes übrig als bereits wieder um 6.00 Uhr abzufahren. Die Nacht im warmen, bequemen Bett war also kurz. Nächster Stopp war die Grenze zu Uganda. Ohne Probleme konnten wir diese überqueren. Wir wechselten ein paar Kenia-Schilling in Uganda-Schilling und fuhren weiter nach Kampala der Hauptstadt von Uganda. Uganda wird auch die "Perle Afrikas" genannt. Sie beherbert eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Afrikas. In diesem Land befinden sich vier der sieben grössten afrikanischen Seen, darunter der Victoriasee, der zweitgrösste Süsswassersee der Welt. Uganda ist ein kleines Land. Die Landschaften reichen von den fruchtbaren Grünflächen am Nordufer des Victoriasees über die schneebedeckten Ruwenzori-Berge im Westen bis hin zur Halbwüstenregion im Norden. Die politische Instabilität, die Uganda in der Vergangenheit heimgesucht hat, hat tatsächlich den positiven Effekt gehabt, dass Land frei von dem in anderen Teilen Afrikas so weit verbreiteten Kommerzialismus zu machen. Die derzeitige Regierung hat erhebliche Anstrengungen und Mittel unternommen, um Uganda wieder zu seinem früheren Status als eines der wohlhabendsten und aus touristischen Sicht eines der attraktivsten und interessantesten Länder zu machen. Es fällt auf, dass die Landschaft gleich nach der Grenze sehr anders ist. War es in Kenia eher weitläufig, flach und karg ist Uganda sehr grün, bewachsen und bepflanzt mit Bananenplantagen und Maisfeldern und hügelig. Es fällt ausserdem auf, dass die Kühe unglaublich lange Hörner haben. Befürworter der Kuhhorninitiative würden bei dem Anblick Luftsprünge machen :-). Auch die Strassen sind in einem guten Zustand. So gut wie alle Hauptstrassen sind asphaltiert.

Für die letzten Kilometer vor Kampala brauchen wir trotzdem mehrere Stunden. Zu viel Verkehr. Wir kamen wieder erst nach Sonnenuntergang an. Ein weiterer Tag mit mehr als 12 Stunden Fahrt liegt hinter uns. Wir sind alle erschöpft von den letzten Tagen.


Donnerstag, 13. Dezember

Unser nächstes Ziel war der Bunyonyi-See. Wir freuten uns alle denn es ist geplant, dass wir vier Nächte am Ufer des Sees verbringen. Der Bunyonyi-See ist einer dieser spektakulären Seen mit seiner mythischen Landschaften und verstecken Buchten. Er ist der zweit tiefste Kratersee Afrikas (900 Meter Tiefe) und Heimat einer grossen und vielfältigen Anzahl schöner Vögel. Lake Bunyonyi ist auch die Basis für das Gorilla- Trekking. Wir entschieden uns jedoch dieses nicht zu machen, da es zusätzliche 720 USD pro Person kostet, was wir für etwas unverhältnismässig hielten. Unseren anderen Reiseteilnehmern hat es jedoch sehr gefallen.

Da wir alle für einmal noch bei Tageslicht ankommen wollten beschlossen wir ganz früh morgens loszufahren um das Verkehrschaos um Kampala zu umgehen. Wir hatten weitere 400 Kilometer vor uns. Somit hiess es um 4.20 Uhr aufstehen, Zelt abbauen. 5.00 Uhr Frühstück, 5.45 Uhr Abfahrt. Wir machten ein kurzen Halt am Äquator und können uns nun zu diesen Menschen zählen die gleichzeitig einen Fuss in der nördlichen Hemisphäre hatten und einen in der südlichen. Wir testeten den Fakt des auf die unterschiedlichen Seiten abfliessende Wassers (im – oder gegen den Uhrzeiger ablaufend). Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Kembale kamen wir um 17.00 Uhr am Bunyonyi See an. Unser Campingplatz (Lake Bunyonyi Overland Camp) liegt an einem wunderschönen Platz. Wir bauten unser Zelt direkt am Ufer des Sees auf.


Freitag, 14. Dezember

Für einmal konnten wir ausschlafen. Frühstück gab es erst um 8.00 Uhr. Die Nacht war kalt. Wir sind auf ca. 2000 Meter über Meer. Zum Glück kam schon bald die Sonne. Wir wuschen unsere Wäsche, schwammen im See und befuhren die Bucht mit einem gemieteten Holzkanu. Es tut gut wiedermal nicht Stunden im Truck zu sitzen. Am Abend feierten wir den Geburtstag von Dave, einem englischen Mitreisenden und liessen den Tag an einem Lagerfeuer ausklingen.


Samstag, 15. Dezember

Am Vormittag machten wir eine kleine geführte Rundfahrt auf dem See. Die Umgebung ist wirklich wunderschön. Auf dem See gibt es viele kleine Inseln. Auf einer Insel wurden sogar Zebras und Antilophen ausgesetzt. Wir konnten also von unserem Boot die Wildtiere sehen. Ausserdem besuchten wir ein Spital.

Hinter all der Schönheit des Sees liegt aber auch eine traurige Geschichte. Die Insel Akampene im Zentrum des Sees ist gerade gross genug für ein einsamen Baum, der dort wächst. Die kleine Erhebung aus Schlamm und Gras ist besser bekannt unter dem Namen "Punishment Island" - "Insel der Bestrafung". Ihren Namen hat sie bekommen, weil dort unverheiratete schwangere Frauen-nachdem sie zur Abtreibung gezwungen wurden- ausgesetzt wurden, um dort einen langsamen qualvollen Tod zu erleiden. Die ausgesetzten Frauen, meistens konnten sie nicht schwimmen, hatten oft nur eine winzige Möglichkeit vor dort wieder wegzukommen: Männer, die kein Brautgeld bezahlen konnten, ruderten oft zu dieser Insel und beanspruchten eine der ausgesetzten Frauen für sich.  Diese menschenverachtende Strafe für unverheiratet schwanger gewordene Frauen wurde angeblich noch bis ins Jahr 1986 verhängt. Erst als Yoweri Museveni in diesem Jahr neuer Präsident Ugandas wurde, hat man den Brauch gesetzlich verboten.


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