soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Zurück in Tsamakaberd

Veröffentlicht: 22.12.2018

Nachdem ich am Donnerstagmittag (06.12.2018) das gute Hostel-Wifi für einen Anruf bei meinen Großeltern in Jahnsbach genutzt habe, mache ich mich am Nachmittag mit Sack und Pack auf den Weg zum Sewan-See. Nach einem Abstecher ins Zentrum von Eriwan kann ich an der Bushaltestelle Eritasardakan dem zweiten Marschrutka zusteigen. Kurz nach fünf haben wir Sewan erreicht und ich kaufe in einem Supermarkt etwas Gebäck und Futter für Rango ein. Dann machen wir uns auf den Weg in das kleine Bergdorf. Währenddessen dämmert es und so erreichen wir das Haus der Karapetyans kurz nach sechs, bei Dunkelheit im Zentrum von Tsamakaberd. Zur Begrüßung gibt es ein Käffchen und ich kann das eben gekaufte Knabberzeug beisteuern. Zum Abendbrot werden Bratkartoffeln mit Hühnerflügeln serviert, später gibt es noch Kompott und Tee. Warmes Essen tut gut, ist es doch eher kalt in dem Haus.

Am Freitag stehe ich gegen neun auf und drehe mit Rango erstmal ein Ringel auf dem Grundstück, während sich die restlichen Bewohner langsam aus den Federn kämpfen. Dann gibt es ein Käffchen mit Gret und Harut, wozu ich mir wieder ein paar Kekse gönne. Gret berichtet, dass über die Nacht ein kleines Lamm geboren wurde, welches ich mir umgehend anschaue. Anschließend beginne ich mit Harut die Werkstatt aufzuräumen. Nach kurzer Zeit stehe ich allein in der Bude und breche ab, macht so ja keinen Sinn. Dann gibt es erstmal Mittagessen. Über den Nachmittag hacke ich mit Harut Holz. Das sollte auch für die nächsten Tage meine Hauptbeschäftigung sein. Nebenbei muss Harut die zwei Äxte schweißen, die regelmäßig der Belastung nachgeben. Insgesamt eine ziemliche Schinderei.

Zwischendurch steht am Sonntag (09.12.2018) der erneute Besuch der Sewanavank an. Zina und Nare haben sich zu einem Ausflug entschlossen und lesen Harut und mich in Tsamakaberd auf. Über die kommende Woche repariere ich einige Kaffeetöpfe, die umgehend weitergereicht werden. Wohl eine Art Nachbarschaftshilfe.

Ab dem 12.12.2018 zieht in der Gegend um Sewan dann der Winter ein. Wenn ich morgens mit Rango als erster das Haus verlasse, ist es meist noch bitterkalt. Dafür empfängt mich die umliegende Landschaft mit blendend weißer Schneedecke und in der Sonne funkelnden Eiskristallen. Schon schön. In dem ein oder anderen Gespräch mit Sasun wird aber langsam klar, dass er unter Hilfe am ehesten Geld versteht. Es schwirren immer recht schnell Geldsummen im Raum herum, die er für seine Pläne benötigt. Großes Interesse an meinen Ideen zeigt er nicht. Auch an kleinen Verbesserungen scheint kein Bedarf. So verfeuern wir den ganzen Tag Holz und getrocknete Schafkacke, ohne das es wirklich warm im Haus wird. Der Großteil der Wärme verschwindet durch den Schornstein, den Rest verteilt Sasun mit Hilfe seiner selbstgebauten Ofen- und Heizungsanlage im ganzen Haus. So werden am Abend langsam die Heizkörper warm, aber die Räume bleiben eher kalt. Für Sasun kein Problem, liegt er doch den Großteil des Tages unter der Bettdecke und hockt sich ansonsten gern direkt vor den Ofen. Der einzige warme Platz im Haus. Auch meinen Tatendrang versucht er eher auszubremsen. So nutze ich die Zeit um ein paar Küchenmöbel aus Palettenholz zu entwerfen, welches Harut angeblich günstig oder sogar gratis organisieren kann. Davon sehe ich während meines Aufenthalts aber leider nix, obwohl es der Situation in der Küche sicher zugute gekommen wäre. Genau wie ein kleiner Holzofen. Ein Exemplar, welches mit wenig Aufwand wieder in Stand zu setzen gewesen wäre, konnte ich auf einem Rundgang mit Rango entdecken. Auch der Bau einer einfachen Solarthermie-Anlage kommt nicht über meine Planung hinaus, obwohl alles Nötige auf dem Grundstück vorhanden ist. Schade eigentlich. So bleibe ich noch bis zu Grets Geburtstag bei den Karapetyans und plane für den 21. Dezember 2018 die Rückkehr nach Eriwan.

Bis dahin kann ich mich ausgiebig mit der armenischen Küche vertraut machen. Gret kocht täglich, wobei Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Reis, Brot sowie Fisch die Grundlage bilden. Einfaches, leckeres Essen, häufig in Form von Eintöpfen zubereitet. Lediglich Frühstück scheint man nicht zu kennen. Ich koche deswegen ab und zu etwas Haferbrei mit Schoki oder eingemachtem Obst. Ansonsten halte ich mich mit Keksen oder ähnlichem bis zum Mittagessen über Wasser.

Am Sonntag, den 16.12.2018, werde ich von Nare und der Hostelbelegschaft zum Essen ins Semoi Mot eingeladen, ein Fischrestaurant am Sewansee. Danach geht es erneut zur Sewananvank, wo eine kleine Schneeballschlacht mit dem Stuff des JR's für Stimmung sorgt. Die nächsten Tage unternehme ich noch den ein oder anderen Versuch die Dinge bei Karapetyans in Bewegung zu bringen, leider ohne Erfolg. Es ist endgültig Zeit weiterzuziehen.

Am Mittwochabend (19.12.2018) gehe ich mit Harut, Rango und einer Säge in den nahen Wald. Wir suchen einen Weihnachtsbaum. Nachdem eine passende Baumspitze ausgemacht ist, klettert Harut an dem Gewächs empor und erntet das gute Stück. Dann heißt es warten bis es dunkel geworden ist, um die Beute unbemerkt nach Hause zu bekommen. Währenddessen wird noch ein zweiter Weihnachtsbaum organisiert, mit dem Harut einem Bekannten eine Freude machen will. Gegen halb sieben sind wir zurück auf Stube und behängen das Bäumchen mit allerlei buntem Weihnachtsschmuck und Lichterketten. Mit dem Ergebnis scheinen alle recht zufrieden.

Für den Donnerstag habe ich zwei kleine Kuchen gebacken. Es ist Grets Geburtstag und ich rechne mit einigen Gästen. Außer einem Nachbarn kommt aber niemand zu Kaffee, Kuchen und abendlichem Schaschlik vorbei. So endet der letzte Abend für mich in Tsamakaberd in kleiner Runde. Trotz dass ich meinem eigentlichen Vorhaben kein Stück näherkommen konnte, bin ich für die Zeit bei Karapetyans und dem kleinen Einblick in armenisches Landleben sehr dankbar.

Antworten

Armenien
Reiseberichte Armenien