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Zentraler Balkan

Veröffentlicht: 05.05.2019

Sonntag, den 28.04.2019, beginne ich mit Frühstück im Hotel an der türkisch-bulgarischen Grenze. Dann mache ich mich mit dem Dicken wieder auf den Weg nach Swilengrad. Anders als auf dem Hinweg, kann ich Rückzu einen Bus anhalten und meine verbliebenen Leva für die Fahrt in die etwa 18 km entfernte Kleinstadt verwenden. In Swilengrad fülle ich meine Reserven an bulgarischer Währung auf und kann anschließend zum, nocheinmal etwa 4 km entfernten, Bahnhof fahren. Hier bleibt Zeit für ein Käffchen, bevor wir mit dem nächsten Zug nach Plovdiv fahren. Eine direkte Zugverbindung nach Burgas, von wo ich mir eine Fährfahrt nach Georgien verspreche, gibt es leider nicht. So sitzen wir ab 14.15 Uhr im Zug nach Nordwest und lassen die abwechslungsreiche bulgarische Landschaft an uns vorbeiziehen. Kurz vor Plovdiv sticht ein Gebirgszug ins Auge, der mit seinen schneebedeckten Gipfeln in der Nachmittagssonne leuchtet. Laut meiner Karte handelt es sich um den Balkan. Ich beschließe einen kleinen Zwischenstopp auf unserem Weg an die Schwarzmeerküste einzulegen. In Plovdiv verpasse ich den ersten möglichen Zug Richtung Karlovo und muss mich bis kurz nach halb acht gedulden. Dann sitzen wir in der nächsten Bahn, welche uns in die Stadt am Fuße des Gebirgszuges befördert. Wir erreichen Karlovo kurz vor neun und latschen einmal quer durch den Ort, bis wir an dessen nördlichem Rand, nahe des Suchurum-Wasserfalls, ein Plätzchen zum Zelten finden.

Am Montagvormittag packe ich nach dem Frühstück unseren Krempel und mache mich mit Rango auf den Weg in die Stadt. Ich muss noch etwas Proviant organisieren und möchte mir auch den Ort anschauen. Auf dem Markt kann ich zunächst ein Rinderherz für den Dicken und ein paar Erdbeeren für mich auftreiben. Dann stelle ich Rango und Rucksack vor der örtlichen Moschee im Schatten ab und drehe ein Ringel in dem Nest, welches hauptsächlich von kleinen, zwei- bis dreigeschössigen Häusern geprägt ist. Trotz touristisch interessanter Gegend, ist hier noch kein großer Wohlstand ausgebrochen. Nach einem Käffchen bunkere ich Futter für die nächsten Tage und mache mich mit Rango auf den Weg in die Berge. Wir gehen zurück zum Suchurum-Wasserfall und von dort einem kleinen Pfad folgend ins Gebirge. Gleich zu Beginn müssen wir ein Stück querfeldein gehen, ich hatte etwas vor mich hingeträumt und bin ohne kritisches Prüfen dem Dicken hinterhergesebbelt. Der offizielle Weg ist zum Glück recht schnell wiedergefunden. Nachdem wir die erste felsige Anhöhe überwunden haben geht es entlang des Stara Reka nach Norden. Wir wandern in einer bewaldeten Schlucht und kreuzen hin und wieder den Flusslauf. Als wir etwas oberhalb des Gebirgsbaches gehen, raschelt es neben uns und ich sehe einen dicken zotteligen Hintern mit Stummelschwanz den Hang hinunterstürzen. Als Laie hatte ich stark das Gefühl, gerade einen Bären gesehen zu haben. Wer weiß!? Bis halb sieben haben wir uns dann die gut 13 km bis zur Balkan-Hütte, auf etwa 1100 m, erkämpft. Dort kann ich nach einem Käffchen und kurzer Rücksprache mit der Wirtin mein Zelt aufschlagen. Nachdem ich erst meine Wäsche und dann mich selbst im eiskalten Stara Reka gewaschen habe, geht es ab in die Federn.

Am Dienstagmorgen (30. April 2019) gibt es keinen Grund zur Eile, meine Klamotten und das Zelt sind noch feucht. So gibt es nach dem Frühstück noch einen Kaffee in der Hütte, ich schreibe einen Reisebericht und höre einen Podcast, bevor ich unseren Krempel zusammenpacken und mit Rango wieder aufbrechen kann. Gegen halb eins ist es endlich soweit und wir können den Aufstieg ins Gebirge fortsetzen. Wir wandern wieder entlang eines Gebirgsbaches und anschließend durch ausgedehnte Buchenwälder. Gegen um zwei haben wir die Waldgrenze auf etwa 1600 m Höhe erreicht und wir pausieren für eine Weile. Als nächstes steht uns der Aufstieg auf den gut 2000 m hohen Hauptkamm des Balkangebirges bevor. Die Bulgaren geben sich nicht groß mit Serpentinen ab, es geht schnurstrax den Hang hinauf. Bis wir den Gebirgskamm erreichen, gilt es noch einige Schneefelder zu queren und dann haben wir es geschafft. Pünktlich mit Erreichen des Kammweges schlägt das Wetter etwas um. Bis dahin war es eher sonnig, jetzt zieht teils heftiger Wind auf und der Blick nach Norden ist größtenteils von Wolken und Nebel versperrt. Auch der Kammweg führt uns häufiger durch Schneefelder als mir lieb ist. So scheinen mir die ausgeschilderten 140 Minuten bis zur Botev-Hütte nicht machbar. Trotz das ich häufiger knietief im Schnee versinke kommen wir ganz gut voran. Auch Rango schlägt sich tapfer und eilt mir, so oft er darf, weit voraus. Während der letzten Stunde beginnt es noch zu schneien und der Wind wird eiskalt. So bin ich gegen sechs dann doch heilfroh als wir die Schutzhütte am Fuße des Botev-Gipfels erreichen. Hände und Füße sind durchgefroren, da kommt die warme Dusche und der Gastraum mit Fußbodenheizung sehr gelegen. Alles deutlich luxuriöser als erwartet. Das Wifi nutze ich um daheim mal wieder was von mir hören zu lassen, bevor es nach einem kleinen Abendbrot gegen neun ins Nest geht. Das Angebot eines jungen Pärchens, am nächsten Morgen gegen halb sechs den Botevgipfel zu besteigen, lehne ich dankend ab. Sonnenuntergänge haben auch ihren Reiz...

So starten wir am Dienstag gegen acht in den Tag. Ich frühstücke eine Kleinigkeit und gönne mir noch ein Käffchen, bevor wir uns kurz nach zehn an den Aufstieg auf den Botev-Gipfel machen. Die Sonne scheint, aber der Schnee ist noch ausreichend fest. Es läuft sich also hervorragend den Hang hinauf. Nach dem Gipfelsturm verweilen wir nicht groß, es ist doch noch recht frisch, sondern machen uns unverzüglich wieder an den Abstieg. Am Südhang ist der Schnee auch bereits etwas weicher, lässt sich aber noch gut passieren. In den nächsten 2 h arbeiten wir uns bis zur Ray-Hütte, auf etwa 1400 m vor. Der Abstieg ist steil und kräftezehrend, an der Hütte brauche ich eine längere Pause. Meine letzten Leva investiere ich in eine Suppe und einen Kaffee, die Übernachtung am Botev war etwas teurer als erwartet. Nach einer guten Stunde des Verweilens, setzen wir unsere Wanderung kurz nach eins fort. Wir gehen durch Buchenwälder, entlang von tiefen Schluchten und schließlich über hügeliges Busch- und Grasland, bis wir gegen halb fünf den anvisierten Campingplatz am Rande des Nationalparks Zentraler Balkan erreichen. Nach etwa 15 km und knapp 1800 m Abstieg bin ich ziemlich geschafft. Ich sitze ein wenig im Schatten rum, bevor ich unser Zelt aufbaue. Der Zeltplatz ist gut besucht und widererwartend Gebührenpflichtig. Als mich eine abreisende Familie mit reichlich Essensresten bedenkt, nutze ich die Gelegenheit mir noch die 5 Leva Zeltplatzmiete ausgeben zu lassen. Glück gehabt. Dann gibt es Futter für den Dicken und mich, bevor wir den Abend mit zwei jungen Bulgaren am Feuer ausklingen lassen.

Der Mittwochmorgen (02.05.2019) empfängt uns regnerisch. Das schlechte Wetter ist mir nicht ganz unrecht, ich nutze die Gelegenheit zum Ausschlafen. Frühstück gibt es erst am frühen Mittag. Bis alle Sachen wieder trocken sind und wir uns auf den Weg nach Kalofer machen, ist es bereits gegen zwei. Das kleine Städtchen erreichen wir gegen vier. Ich stelle Rango und Gepäck wieder an einem schattigen Plätzchen ab, organisiere Bargeld, Kaffee und ein Eis für mich. Laut Aushangfahrplan fährt gegen halb sechs ein Bus zum knapp 4 km entfernten Bahnhof. Leider entpuppt sich selbiger als einfaches PKW und der Fahrer möchte uns nicht mitnehmen. So sind auch die letzten Kilometer noch zu Fuß zu bewältigen. Nach Rücksprache am Bahnhof, gab es eh keinen Grund zur Eile, der nächste Zug in Richtung Burgas fährt erst um halb zwei in der Nacht...

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