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Yazd - zu Gast bei Ali

Veröffentlicht: 21.03.2020

Gegen acht Uhr am Freitagmorgen (24. Januar 2020) erreichen wir den Busbahnhof von Yazd. Das Gelände befindet sich etwa 10 km westlich der historischen Altstadt. Die Nacht im Bus war nicht besonders erholsam, ich nutze also erstmal die wärmende Morgensonne um auf einer Parkbank etwas zu dösen. Dann ist es Zeit für ein kleines Frühstück für den Dicken und mich. Ein geschenkter Tee ergänzt die Mahlzeit prächtig. Nebenbei halte ich mittels Couchsurfing Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt. Am späten Vormittag ist es schließlich Zeit sich auf den Weg in Richtung des Stadtzentrums zu machen. Nach einer kleinen Kaffeepause erreichen wir den Dowlat Abad Garten. Ich stelle Rango und mein Gepäck vor dem Gelände ab und komme prompt mit einem Taxifahrer ins Gespräch. Der Mann sammelt Fremdwährungen und bietet ein paar alte iranische Banknoten im Tausch gegen ukrainische Hrywnja an. Zusätzlich verabreden wir eine kleine Rundfahrt durch Yazd für den nächsten Vormittag, ich hatte nur eine 200 UHA-Banknote, die ein paar Euro wert ist, wohingegen die Rialnoten durch die Inflation der letzten Jahre, kaum noch Wert besitzen. Dann geht es weiter gen historische Altstadt, ein Ali hat mir Unterkunft angeboten. Vorm Silk Road Hotel angekommen, zweifle ich etwas, ob das Etablissement noch innerhalb meiner Preisklasse liegt, bzw. Rango mit auf Stube dürfte. Nach kurzem Schwatz (Ali ist nicht da, sein Mitarbeiter aber gut informiert) bekomme ich einen Kaffee spendiert und Rango darf im gemütlichen, überdachten Innenhof an meiner Seite Platz nehmen. Auch die Übernachtung ist gratis und Rango kann mit im, ansonsten unbewohnten, Gemeinschaftsschlafsaal nächtigen. Eine kleine Mahlzeit gibt es noch obendrauf. Das ist dann wohl die berühmte Gastfreundschaft der Perser! Am Abend drehe ich mit dem Dicken noch eine Runde in der Altstadt von Yazd. Die verwinkelten Gassen und mit Lehm verputzten Häuser erinnern mich an die Oasenstädte in Zentralasien. Die sogenannten Windtürme (Bādgir), die das Stadtbild prägen, sind dagegen neu. Mittels Druckunterschied sorgen sie im Inneren der Häuser wohl für ertragbare Temperaturen während der heißen Sommermonate. Zurück im Hotel gibt es ein kleines Abendbrot für den Dicken und mich, bevor wir bei Zeiten die Knöppe schließen.

Der Donnerstag startet gegen neun mit einem kleinen Frühstück im Hotelgarten. Zur leckeren Linsensuppe gibt es Gemüse, Käse und Brot, sowie Kaffee, verschiedene Tees und Säfte. Dann schlendere ich gut gestärkt mit dem Dicken zum Dowlat Abad Garten und halte nach dem Taxifahrer vom Vortag ausschau. Niemand da. Wäre auch zu schön gewesen. Während des weiteren Rundganges durch die sehr ansehnliche Innenstadt, mache ich einen Espresso ausfindig und melde mich mal wieder bei meinen Großeltern im winterlichen Erzgebirge, bevor wir zurück ins Silk Road Hotel gehen. Nachdem dann auch meine Eltern auf dem neuesten Stand sind, Kaffee und Gebäck etwas Nachschub an Energie und Motivation geliefert haben, kann ich etwas Wäsche im Hotelinnenhof waschen und auf dem Dach des Gebäudes aufhängen. Der Blick über die Altstadt bei beginnender Dämmerung, legt ein weiteres Ringel mit dem Dicken nahe. So schlendern wir über den Abend noch ein wenig ziellos herum und genießen die milden Temperaturen.

Das schmeckige Frühstück im Silk Road Hotel erleichtert mir den Start in den Sonntag (26. Januar 2020) erheblich. Gut gestärkt geht es erneut in Richtung Dowlat Abad Garten, der Taxifahrer lässt sich wieder nicht blicken. Wirklich verlässlich scheinen die Iraner bei aller Gastfreundschaft dann doch nicht zu sein. Nach etwas Ärger muss ich dann doch über mich und meine Leichtgläubigkeit schmunzeln. Wir schlendern weiter zum nahegelegenen Busbahnhof. Ich will mich über Möglichkeiten erkundigen, nach Shahr-e Babak zu gelangen. In der Nähe befindet sich das Höhlendorf Maymand, das ich mir gern anschauen würde. Man verweist mich an einen etwas weiter südlich gelegenen Busbahnhof. Auf dem Weg dorthin werde ich wiedermal von einer Polizeistreife angehalten, die mich darauf hinweist, dass Hunde hier verboten sind. Die Sprachbarriere und mein Hinweis, ich sei deutscher Tourist, entschärfen die Situation aber und wir können weiterziehen. Am Haltepunkt für Überlandbusse kann ich den Verantwortlichen für den einzigen Bus (nach eigener Aussage) gen Shahr-e Babak ausfindig machen. Erst scheint die Mitnahme von Rango aus religiösen Gründen unmöglich, wenig später könnten die Bedenken durch einen Aufpreis zerstreut werden. Für 1 Mio. Rial reichlich überteuert, für denselben Preis bin ich schließlich aus Maschhad angereist. So ziehe ich mit Rango erstmal weiter gen Süden und kehre unterwegs in eine kleine, versteckte Kaffeebar ein. Mittlerweile sind die "Türme der Stille" von Yazd nicht mehr allzu weit entfernt. Hier haben in längst vergangenen Zeiten Anhänger der zoroastrischen Religionsgemeinschaft ihre Verstorbenen aufgebahrt, um sie von den Geiern fressen zu lassen. Am Fuße der beiden Hügel angekommen, entrichte ich den Eintritt und darf zu meiner Überraschung Rango sogar mitnehmen. Hinter dem Eingangshäuschen befinden sich ein paar Ansammlungen von historisch anmutenden Häusern, wo die Angehörigen, der zum Fraße aufgebahrten, auf Vollzug gewartet haben. Alles ganz ansehnlich und interessant. Auch der Blick von den Hügeln über die Stadt Yazd, entschädigt für den anstrengenden Aufstieg. Laut Infotafeln gibt es in der Gegend wohl immernoch eine kleine, aber aktive zoroastrische Religionsgemeinschaft, die ihrem Glauben nachgehen darf. Der Bestattungsritus hat sich wohl aber verändert, die Türme waren Gott sei Dank leer. Es ist bereits später Nachmittag, als wir uns auf den Rückweg zum Silk Road Hotel machen. Auf dem Weg durch einen Park, sehe ich dann auch zum ersten Mal eine andere Hundebesitzerin mit ihrem Vierbeiner Gassi gehen. Kurze Zeit später werde ich auf einer Nebenstraße aber wieder von zwei Uniformierten angehalten und darauf hingewiesen, dass das Gassigehen hier verboten ist, man lässt mich aber wieder unbehelligt weiterziehen. An unserer Unterkunft angekommen, geht es nach dem Abendbrot ohne Umwege ins Nest, wir haben über den Tag ziemlich genau 30 km abgerissen.

Nach dem Frühstück am Montagmorgen checke ich etwas verfrüht aus meiner Unterkunft aus und komme auf meinem Weg aus dem Etablissement mit François ins Gespräch. Der Mann ist Teil einer kleinen Reisegruppe, die mit 2 Kleinbussen auf dem Weg gen Süden ist. Ich nutze die sich bietende Gelegenheit und bitte um Mitnahme. Meinen Krempel kann ich erstmal in einem der Autos abstellen, dann drehe ich mit dem Dicken eine Museumsrunde in der Stadt. Die für Rango unterwegs ergatterte Schaflunge stößt nicht auf große Gegenliebe - ich darf die Innereien über den Tag mit mir führen. Nachdem ich den Dowlat Abad Garten nun auch von innen in Augenschein genommen habe (schöner Garten mit von innen einsehbarem Windturm), ist es Zeit für ein Heißgetränk. Dann geht es weiter zum Feuertempel von Yazd, auch ein Zeugnis der zoroastrischen Religionsgemeinschaft in der Gegend. Zum Schluss noch ein Abstecher zum Wassermuseum, ein Tipp von François und Patricia. Rango darf im Innenhof warten und ich kann mir die Geschichte der Wasserversorgung von Yazd in Ruhe anschauen. Zurück am Parkplatz vorm Silk Road Hotel, quatsche ich etwas mit Patricia, François, Txell und Koohjar, die ich auf ihrem Weg an den persischen Golf begleiten darf. Ich bitte im Silk Road Hotel um Aufnahme für eine weiter Nacht und gönne mir mit Patricia und François ein kleines Abendbrot im Hotelgarten. Der Bohnen-Rindfleisch-Eintopf mundet sehr. Dann drehen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in der Altstadt von Yazd, bevor es ab ins Nest geht.

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