soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Qutschan

Veröffentlicht: 10.03.2020

Am Mittwochvormittag (15.01.2020), es ist gegen viertel zehn, drehe ich mit dem Dicken eine Runde um den Block. Dann bereite ich ein kleines Frühstück vor, vervollständige meinen Eintrag in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes und lasse mir anschließend die eingeweichten Haferflocken an unserem Zeltlager vorm Ak Altyn schmecken. Während wir dann unseren Krempel packen, leisten uns zwei junge Polizisten Gesellschaft und unterhalten sich etwas mit uns. Man hat wohl grad nichts Besseres zu tun. Gegen halb zwölf sind wir endlich abmarschbereit und machen uns auf den weiteren Weg nach Süden. Am Busbahnhof können wir dem ersten Fahrzeug zusteigen und verlassen Aşgabat mäanderförmig. Fast nochmal eine kleine Stadtrundfahrt. Vor den Toren der Stadt heißt es dann aussteigen, bis an die iranische Grenze fährt kein Bus. So warten wir ein Weilchen an der Landstraße, bis uns jemand an den Grenzstreifen bringt. Hinter dem ersten Zaun stellen wir unsere Rucksäcke ab, zeigen unsere Pässe vor und müssen ersteinmal warten. Es vergeht etwa eine halbe Stunde, bis wir in einen Bus zusteigen können, der uns die letzten knapp 20 km bis an den Grenzübergang zur islamischen Republik bringt. Der Busfahrer ruft vor Fahrtbeginn einen unverschämten Ticketpreis auf, bleibt aber nicht hartnäckig genug. Ganz so einfach lassen wir uns dann doch nicht abzocken, zumal wir kurz vorher für umgerechnet etwa 5 Eurocent in der Hauptstadt Bus gefahren sind. Der Grenzübertritt verläuft sehr entspannt, vorallem am iranischen Grenzposten fällt die geringe Besatzungsstärke auf. Zwei Soldaten am Zaun, ein Mann am Stempel und einer am Scanner. Dazu kommt noch jemand der Geld wechselt und ein Taxifahrer. Wahrscheinlich werden alle Sicherheitskräfte im Landesinneren zum Aufstände unterdrücken gebraucht, schießt mir spontan durch den Kopf. Wir sind auch die einzigen Passanten weit und breit. Fühlt sich schon komisch an. Nachdem wir vorerst sehr wenig Geld gewechselt haben und den Taxifahrer mehr oder weniger abwimmeln konnten, machen wir uns auf den Weg in die nächste Ortschaft, Bajgiran. Unterwegs fällt Marcus dann auf, dass er keinen Einreisestempel in seinem Pass hat und auch ich kann in meinem Ausweisdokument keinen entdecken. Eine (!!!) Kerntätigkeit hat der Mann im Glaskasten... Also zurück zum Grenzübergang. Wie sich dort herausstellt, wurden unsere Pässe auf der Seite für "Amtliche Vermerke" bestempelt. Blöd, lässt sich aber nun nicht mehr ändern. Als wir wieder auf dem Weg in die nächste Ortschaft sind, belästigt uns der Taxifahrer wieder. Der Fahrpreis bis nach Quchan ist mittlerweile von 20 $ auf 10 $ gesunken, erscheint uns aber immernoch als überteuert. Auch der kleine Ort Bajgiran wirkt recht verlassen und es ist weder ein Käffchen, noch ein paar Zigaretten für Marcus aufzutreiben. Dafür können wir eine günstige Mitfahrgelegenheit nach Quchan ergattern. Für 200 Rial (knapp 2 $) nimmt uns ein Mann in seinem Auto mit. Da ein weiterer potenzieller Fahrgast unterwegs wegen Rango abwinkt, bekommt der Mann 300 Rial bei Ankunft in Quchan und alle Beteiligten scheinen damit ganz zufrieden. In der Stadt herrscht geschäftiges Treiben und wir kehren direkt in der ersten Kaffeebar ein, die wir auf unserem Weg ins Zentrum passieren. Seit einer Weile mal wieder ein richtig gutes Heißgetränk. Dann geht es weiter in die Stadt hinein. Wir sprechen bei der ersten Unterkunft vor, die in Markus Karte eingezeichnet ist und können, nach etwas Hin und Her wegen Rango, ein Zimmer beziehen. Der Dicke sollte erst in einen Hinterhof, das habe ich abgelehnt. Dann war eine Garage angedacht, das schien OK und Rango war dort auch schon geparkt, als doch ein Plätzchen direkt im Hostel gefunden werden sollte. Der Keller war mir zu schmutzig, also ging es in eine Art Abstellkammer für den Dicken. Kurze Zeit später, Rango hat wohl mehrfach versucht die Tür zu öffnen, darf er dann doch mit zu Marcus und mir auf Stube. In der Folge kommt dann der Manager alle paar Minuten mit irgendeinem anderen Gast oder Bekannten vorbeigeschaut und zeigt seinen vierbeinigen Gast vor. Am Abend drehen wir noch eine Runde in der Stadt, organisieren SIM-Karten und ein kleines Abendbrot. Ich werde auf dem Rückweg wegen Rango von einem Polizisten befragt, erst recht unfreundlich, nach Preisgabe meiner Nationalität zunehmend freundlicher. Im Hostel wartet dann an der Rezeption ein anderer Beamter auf mich. Es soll wohl meine Angabe zur Unterkunft überprüft werden. Nachdem dann Rango wieder diversen Menschen präsentiert wurde, geht es nach dem Abendbrot in die Horizontale.

Am Donnerstag passiert dann nicht viel. Wir schlendern zum Busbahnhof, erkundigen uns nach Verbindungen in Richtung Maschhad, gönnen uns am Nachmittag ein Käffchen in unserer Kaffeebar und ich drehe noch das ein oder andere Ringel mit Rango. Ansonsten ist Ausruhen angesagt, irgendwie fühle ich mich wie auf dem absteigenden Ast.

So verbringe ich den Freitag (17.01.2020) dann auch gräßtenteils in der Horizontalen. Fieber und Schüttelfrost scheinen für den Tag meine treuesten Begleiter zu sein. Die Spaziergänge mit Rango fallen recht kurz aus und selbst für ein Käffchen kann ich mich nicht motivieren. Wohl das deutlichste Zeichen, dass ich krank bin.

Antworten

Iran
Reiseberichte Iran