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Maschhad

Veröffentlicht: 21.03.2020

Nachdem ich mich am Vortag ordentlich ausgeschlafen habe, scheint das körperliche Befinden am Samstag, den 18. Januar 2020, eine Weiterreise zu gestatten. Nach einer Dusche im kalten Bad unserer Quchaner Unterkunft (Fenster lässt sich auch im Winter nicht schließen) und anschließendem Frühstück, packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg gen Busbahnhof. Dort können wir dem ersten Bus zusteigen, wobei Rango im Gepäckraum Platz nehmen muss. Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch winterliche Landschaft, erreichen wir gegen viertel vier Maschhad. Hier werden wir umgehend von einem Taxifahrer in Empfang genommen, der uns für günstigen Zins ins Zentrum bringen will. Hier ruft der Mann dann plötzlich das zehnfache des vereinbarten Preises auf und beruft sich auf ein Missverständnis (1 Toman entspricht 10 Rial). Eine glatte Lüge, wir hatten vor Fahrtantritt mehrmals nachgefragt. Nach reichlich Diskussion muss er sich mit weniger zufrieden geben, ärgerlich ist die Situation trotzdem. Dann checken wir im Aram Hostel ein. Rango darf mit auf Stube, ein klares Plus. Das Zimmer selbst ist aber eher schäbig und seinen Preis nicht wert. Dann drehen wir ein erstes Ringel in der Stadt. Die Straßen sind breit, die Häuser hoch und die Bürgersteige voller Menschen. Als eines der bedeutendsten religiösen Zentren der Schiiten, ist Maschhad Ziel vieler Pilger, die rund um den Imam-Reza-Schrein das Stadtbild prägen. Dann geht es zurück ins Aram, wo wir uns über den Abend ein Süppchen schmecken lassen und uns mit einem Japaner unterhalten, der sich nun mit uns das Zimmer teilen muss.

Am Sonntagvormittag entscheiden wir umzuziehen, man kann uns keinen günstigeren Schlafplatz anbieten und selbst für das Aufbewahren der Rucksäcke wäre ein Zins fällig. Zeit zu gehen. Wir kehren also im nächsten Café mit Wifi ein, halten Ausschau nach Couchsurfgelegenheiten und in unseren Karten verzeichneten Unterkünften. Dann schlendere ich zurück zum Aram, ich habe meine Kamelwollsocken vergessen, die sich in letzter Zeit als sehr nützlich erwiesen hatten. Marcus organisiert derweil eine neue Übernachtungsmöglichkeit für uns. An unserem Treffpunkt werde ich dann recht unvermittelt von ein paar Bauarbeitern zum Opiumrauchen eingeladen. Sicher nett gemeint, aber nicht unbedingt wonach mir gerade der Sinn steht. Dann stellen wir unseren Krempel im Hotelzimmer ab. Wieder eher niedriger Standart, dafür zentrumsnah und günstig im Preis. Über den Nachmittag steht ein Spaziergang zum Bahnhof an. Es fahren Züge, aber um den Dicken mitzunehmen, bräuchte ich eine Box, die ich nicht habe. Man verweist uns zum Busbahnhof. Dann schlendern wir zurück ins Hotel Sivan. Ich kümmere mich in der Folge um einen kleinen Einkauf und schaue nochmal im Aram Hostel vorbei, wo ich noch ein paar unserer Habseligkeiten einsammle. Marcus nimmt derweil mittels Tinder Kontakt zu Einheimischen auf.

Für Montagvormittag (20.01.2020) steht nach dem Frühstück der Gang zum Busbahnhof an. Auf dem Vorplatz nimmt sich ein Einheimischer unseres Anliegens an und führt uns quer durch das Busbahnhofsgelände. Dabei wird lautstark in der Gegend herumgerufen und wild gestikuliert. Ich falle anscheinend mit Rango noch nicht ausreichend auf. Zwischenzeitlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich der richtigen Person anvertraut habe. Schlussendlich kann ich aber Abfahrtsort, -zeit und Ticketpreis herausfinden. Für etwa 5 € gehen mehrmals täglich Busse nach Yazd, meinem nächsten Ziel. Rango kann ich wohl mitnehmen, der Dicke muss aber höchstwahrscheinlich wieder im Gepäckraum Platz nehmen. Zurück im Hotel muss ich mich erstmal etwas ausruhen, so richtig fit fühle ich mich dann doch noch nicht. Am Abend mache ich mich auf den Weg zu einer, mittels Couchsurfing erhaltenen, Einladung zum Dinner. Leider ist am vereinbarten Treffpunkt niemand der auf mich wartet, geschweige denn irgendjemand, der irgendwie erreichbar wäre. Zurück im Hotel könnte ich mich dann überraschend abholen lassen, aber ich bin zu platt für den Mist. Vielleicht war die Einladung auch einfach nur Taarof. Marcus hat unterdessen mittels Tinder wieder mehr Glück.

Am Dienstagmorgen wird dann klar, dass sich unsere Wege zeitnah trennen. Marcus will mit dem Zug nach Kerman. Nach vier gemeinsamen Monaten in Zentralasien, sind wir beide reif für neue Abenteuer in Persien, haben aber leicht unterschiedliche Pläne. So verabschieden wir uns nach gemeinsamem Frühstück voneinander. Marcus checkt aus dem Hotel Sivan aus, ich verlängere meinen Aufenthalt für zwei weitere Nächte und mache mich anschließend auf den Weg zu einem Arzt. In dem, nicht weit entfernten, Krankenhaus diagnostiziert der zuständige Mediziner dann durch intensives Angucken eine Lebensmittelvergiftung und schickt mich mit einem Zettel zur nächsten Apotheke. Die dort erworbenen Medikamente werden mir im Anschluss in der Klinik verabreicht. Mit weniger als 10 €, scheint mir der ganze Prozess sehr günstig. Den restlichen Tag entspanne ich größtenteils auf Stube.

Auch am Mittwoch, den 22.01.2020, ist hauptsächlich Entspannen angesagt. Neben den obligatorischen Ringeln mit Rango, steht am späten Nachmittag noch ein Ausflug zum Imam-Reza-Schrein an. Die türkis-blauen Kacheln und vorallem die golden verzierten Kuppeln und Minarette leuchten in der Abendsonne und bilden einen schönen Kontrast zu den, meist schwarz gekleideten, anderen Besuchern. Zurück im Hotel, begleiche ich meine Mietschulden, wobei der Mann wohl gerade kein Wechselgeld hat und mich auf den nächsten Tag vertröstet.

Den Donnerstag lasse ich dann wieder ganz entspannt angehen. Es ist am frühen Nachmittag, als wir auschecken und uns auf den Weg zum Busbahnhof machen. Auch nach etwas Diskussion bekomme ich nicht das komplette Wechselgeld zurück. Den Euro kann ich durchaus verschmerzen, dass man versucht mich für dumm zu verkaufen ärgert mich deutlich mehr. Am Busbahnhof hilft mir eine Ordnungskraft ein Ticket zu organisieren. Rango habe ich unterdessen vor der Schalterhalle samt Rucksack abgestellt, umringt von einer Gruppe Beamter. Als ich zum Dicken zurückkomme, sehe ich gerade noch, wie einer der Polizisten den taffen Cop spielt und zu meinem Rucksack geht. Rango macht mehr als deutlich, dass der Mann dort nichts zu suchen hat. Die Jungs in schwarz springen in alle Himmelsrichtungen davon und Mr. Cool holt sich gleich noch einen Anschiss von mir ab. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ihn Rango erwischt hätte. Nachdem sich alle (vorallem ich) wieder beruhigt haben, gehen wir gemeinsam ein Käffchen trinken und ich werde gegen vier noch bis zur Bushaltestelle begleitet. Rango muss wie vermutet im Gepäckraum Platz nehmen und ich später auch noch für den Dicken bezahlen. Unterwegs gibt es ein kleines Abendbrot für mich und ich versuche etwas zu dösen. Eine längere Pause nutze ich für ein Ringel mit dem Dicken in der winterlichen Nacht und hoffe auf etwas angenehmere Temperaturen im deutlich südlicher gelegenen Yazd.

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