soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Odessa - Skalodrom

Veröffentlicht: 10.08.2018

Am Donnerstagmorgen (02.08.2018) bimmelt der Wecker gegen sechs. Ich pelle mich aus den Federn, füttere den Dicken und beginne unseren Lagerplatz abzubauen. Kurz nach sieben sind wir startklar und begeben uns auf den Weg zum Bahnhof von Tiraspol. Kurz vor acht erreichen wir selbigen, ich stelle Rango und mein Gepäck in der Bahnhofhalle ab und kaufe ein Ticket nach Odessa. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass ich gerade ein Busticket erworben habe. Blöd. Nach gutem Zureden und mit einem kleinen Abschlag kann ich es wieder abgeben. Zurück bei Rango gibt es ersteinmal Ärger mit einem Uniformierten, Rango hat keinen Maulkorb an. Ich korrigiere den Fauxpas und entschuldige mich. So sieht der autoritär auftretende Beamte von einem Busgeld ab. Am Schalter für die Bahntickets dann eine böse Überraschung, kein Platz mehr im Zug nach Odessa. Der Mensch in Uniform agiert jetzt als Freund und Helfer und sorgt dafür, dass ich mit in den Zug komme. Ich kann mit Rango in einem Zwischenraum Platz nehmen. Die gut 8 € die ich dafür einem Zugbegleiter übergebe, entsprechen dem Vielfachen des Normaltarifs und ein Ticket sehe ich dafür auch nicht, aber wir erreichen Odessa kurz nach halb elf - also alles gut! Vorm Bahnhof gibt es erstmal ein Käffchen und ein paar Kekse, bevor ich meine ukrainische SIM reaktiviere und mir neues Guthaben dafür besorge. Dann geht es mit der Straßenbahn nach Süden, ich habe auf meiner Karte einen Zeltplatz direkt am Strand ausgemacht. Gegen eins können wir dort ohne Probleme einchecken. Der Platz ist relativ klein und bereits sehr gut gefüllt. Trotzdem finde ich noch ein schattiges Plätzchen für unser Zelt. Nach dem Aufbau geht es ohne Umwege ins Schwarze Meer, ausgiebig planschen. Am späteren Nachmittag kommen wir vom Einkauf wieder und treffen erstmalig auf unsere Zeltnachbarn. Eine Familie mit hundeähnlichem Haustier (könnte auch ein größeres Meerschweinchen sein). Da wird Rango natürlich gleich als Problem identifiziert. Der Mann muss zum Platzwart und wir kurz darauf umziehen. Ganz so ideal ist das neue Plätzchen nicht, aber Hauptsache wir dürfen bleiben.

Den Freitag verbringen wir größtenteils auf dem Zeltplatz und am Strand, genießen Meer und Sonne.

Am Samstag (04.08.2018) bin ich kurz nach fünf am Morgen wach, der Dicke hat wiedermal ins Zelt gekotzt (wie sich später herausstellt hat er von den neuen Nachbarn am Vorabend reichlich Leckerlies abgesahnt). Ich schmeiße den Übeltäter raus und wische die Sauerei weg. Bis zum Sonnenaufgang sind es nur noch etwa 15 Minuten. Ich suche mir ein schönes Plätzchen an der Steilküste und nutze die Gelegenheit mir das Schauspiel anzuschauen. Danach geht es nochmal für 2 h in die Federn. Am Vormittag machen wir uns dann auf den Weg zum Hafen in Odessa. Ich möchte mich über Fährverbindungen nach Georgien erkundigen. Entlang der Küste gelangen wir, größtenteils von Bäumen vor der Sonne geschützt, nach Norden. Nach einer Stunde erreichen wir den Shevchenko Park und machen ein kurzes Päuschen mit Meerblick. Weiter geht es am Containerhafen und einer alten Festungsmauer vorbei nach Nordosten. Am Meer-Bahnhof dann die schlechte Nachricht, die Fähren nach Georgien fahren vom etwa 20 km südlich gelegenen Hafen bei Chornomorsk, mehr kann ich am selben Tag nicht mehr in Erfahrung bringen. Über die Potemkinsche Treppe geht es wieder hinauf zur Altstadt. Die nächsten vier Stunden schlendern wir gen Süden durch Odessa. Für die letzten 3 km in den Stadtteil "kleine Fontäne", in dem sich unser Zeltplatz "Skalodrom" befindet, gönnen wir uns wieder eine Straßenbahnfahrt. Dort angekommen kühle ich mich unverzüglich im Meer ab. Herrlich. Der Dicke wird unter die Stranddusche gestellt und genießt das kalte Wasser sichtlich.

Auch am Sonntag drehe ich ein ausgedehntes Ringel in Odessa. Die Altstadt ist sehr weitläufig und bietet noch genügend, von uns bisher unbegangene, ansehnliche Straßenzüge, Parks und andere Sehenswürdigkeiten. Die Straßen sind breit, mit Platanen beschattet und hauptsächlich von Altbaufassaden flankiert. Die Altstadt von Odessa wirkt wieder wesentlich west-europäischer geprägt, als selbige in Moldawien. In der Periferie ragen teils alte, teils neuere Plattenbauähnliche Gebäude in den Himmel. Nahe der Küste finden sich zahllose Bettenburgen, von denen nach wie vor reichlich "nachwachsen". Am späten Nachmitttag wird der Dicke wieder kalt geduscht und ich springe ins kühle, durch den örtlichen Kiesstrand recht klare, Wasser.

Am Montag (06.08.2018) stehen über den Vormittag kleinere Reparaturarbeiten an, bevor wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg zum Hafen bei Tschornomorsk machen. Durch den ein oder anderen falschen Hinweis, laufen wir ein paar überflüssige Kilometer in der Nähe des Hafengeländes, bevor ich gegen vier die benötigten Auskünfe an der Sevicestelle der Fährgesellschaft einholen kann. Die nächste Fähre geht am Freitag, braucht gut 2 Tage für die Überfahrt und soll etwa 166 € für Rango und mich kosten. Soweit so gut... Für den Rückweg versuche ich wiedermal in einen Bus zu kommen, leider erfolglos. So geht es mit Rango entlang einer weitestgehend unbeschatteten Landstraße zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Die Hitze macht dem Dicken wieder enorm zu schaffen. Wir pausieren an jedem schattigen Plätzchen welches sich finden lässt. Trotzdem droht mir der Dicke an der Bahnhaltestelle umzukippen. Von einer Kioskbesitzerin kann ich etwas Wasser auftreiben, mit dem ich den Dicken kurzerhand übergieße, künstliches Schwitzen sozusagen. Zu trinken bekommt er natürlich auch angeboten. Die Bahn lässt glücklicherweise etwas auf sich warten und so kann sich Rango akklimatisieren. Zurück am Zeltplatz dann das eingespielte Ritual, eine kalte Dusche für Rango und ein Gang ins Meer für mich. Rango scheint sich mittlerweile darauf zu freuen.

Über den Dienstag ist wieder entspannen am Strand und auf dem schattigen Zeltplatz angesagt.

Am Mittwoch, den 08.08.2018, mache ich mich ohne den Dicken auf den Weg nach Odessa. Ich kann weder die geplanten Besorgungen tätigen, noch das Geld für die Fährfahrt abheben, meine Kreditkarte ist leer, wie sich nach ein paar Versuchen herausstellt. Ein Telefonat mit meinen Vermögensverwaltern daheim, löst schließlich das Problem. So bleibt es für den Mittwoch bei einem weiteren ausgedehnten Ringel in der Hafenstadt am Schwarzen Meer.

Für den Donnerstag steht außer dem Gang zur Servicestelle der Fährgesellschaft, um das reservierte Ticket zu erwerben, nichts weiter an. Nach knapp 2 h Anreise, stellt sich im Gespräch mit einer Angestellten heraus, dass das Ticket wegen Rango knapp 100€ mehr kosten soll und am Donnerstag die Kasse geschlossen ist. Ich kehre also unverrichteter Dinge und ziemlich angenervt zum Zeltplatz zurück. Nach ein paar Stunden Recherche zu alternativen Routen, beschließe ich am Freitag in den teuren Apfel zu beißen und mich mit der Fähre auf den Weg nach Georgien zu machen. Am Abend genieße ich zusammen mit Rango ein letztes Mal Meer und Strand vorm Skalodrom. Etwas Wehmut kommt auf, aber die bereits eingeholten Informationen über den Kaukasus und seine Bewohner lassen mich schließlich voller Vorfeude auf die kommenden Etappen in den Schlaf sinken.

Antworten

Ukraine
Reiseberichte Ukraine