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Lwiw (Lemberg)

Veröffentlicht: 21.06.2018

Am Dienstagmorgen ist es bereits gegen vier hell. Ich versuche es mir noch gut 2 weitere Stunden auf der Bahnhofsbank bequem zu machen und begebe mich mit Rango kurz nach halb sieben auf den Weg in Richtung Sanok-Zentrum. Am Marktplatz gibt es ein kleines Frühstück. Anschließend suche ich eine Post um ein Ost-Paket nach Hause zu schicken. Dann ist es langsam an der Zeit für den Rückweg zum Bahnhof, schließlich bieten sich für uns nicht allzu viele Möglichkeiten an aus dem Nest wegzukommen. Wir mäandern also nochmal durch das ansehnliche Städtchen und können pünktlich 9.48 Uhr in die Bahn steigen. Leider gibt es keine einigermaßen direkte Zugverbindung an die ukrainische Grenze, sodass wir über Jasło, Tarnów und Rzeszów schließlich nach etwa 380 km um halb sechs am Abend in Przemýsl ankommen. Eine Stunde später geht es vom benachbarten Gleis nach Lwiw. Eine Fahrkarte kann ich im Bahnhof nicht mehr erwerben, hoffe aber dass meine verbleibenden 70 zł dafür noch reichen, hat die kleine Polenrundfahrt doch mehr Reserven verbrannt als angenommen. Eigentlich will der Zugbegleiter gerne 75 zł haben, gibt sich dann aber mit den 70 zł zufrieden. Ich bekomme sogar noch einen Kaffee serviert und so verlassen wir gegen halb acht problemlos die EU. Kurz nach Neun (nach Osteuropäischer Sommerzeit bereits eine Stunde später) kommen wir in Lemberg an. Der erste Versuch Geld abzuheben scheitert, der Geldautomat bietet zu wenig Auswahlmöglichkeiten der abzuhebenden Geldmenge an. Im übrigen habe ich auch noch keine Ahnung wie die Hrywnja zur Zeit zum Euro steht, ich benötige also dringend Zugang zum Internet. Vor dem Bahnhof werde ich dann fündig, kann erste Informationen einholen, mein Bargeldproblem lösen und mich anschließend auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit machen. Schlussendlich kann ich kurz nach zwölf Ortszeit ein Zimmer in einem Hostel beziehen. Der Dicke hatte die Sache wieder unnötig verkompliziert, anscheinend rechnet niemand in der Ukraine mit einem Reisetandem wie wir es bilden. Ich springe unter die eigene Dusche und falle anschließend ziemlich platt ins Nest.

Am nächsten Morgen starten wir ganz gemütlich in den Tag. Nach einem Happen zu essen lasse ich eine Ladung Wäsche von mir im Hostel waschen, gönne mir einen Kaffee und paar Kekse auf der Terasse und organisiere meinen Rucksackinhalt neu. Um die Mittagszeit machen wir uns dann auf den Weg in die Stadt. Die Temperaturen haben bereits wieder die 30 °C-Marke gesprengt und so erscheint mir ein Spaziergang in einer der vielen Parkanlagen von Lwiw als eine gute Entscheidung. Vom Hohen Schlosspark haben wir eine ganz gute Aussicht über den nördlichen Teil der Stadt. Weiter geht es nach Osten durch den Kaiserwald und von dort wieder nach Süden in Richtung Altstadt. Es ziehen einige dunkle Wolken am Himmel auf und so machem wir uns eilig auf den Rückweg ins Hostel, meine trockene Wäsche abnehmen. Zeit für ein Eis findet sich unterwegs natürlich trotzdem noch. Der befürchtete Regen bleibt aus und wir entspannen für ein Weilchen im Zimmer. Am späten Nachmittag geht es wieder in die Stadt. Wir streifen für die nächsten Stunden ziellos umher. In Lemberg lassen sich Spuren vieler Kulturen und Ethnien aus den letzen paar Jahrhunderten finden. Neben einer, für viele Jahrhunderte existenten, polnischen Bevölkerungsmehrheit, haben hier vorallem Juden, Armenier, Deutsche und natürlich Ukrainer das Stadtbild geprägt. Heute leben hier neben Ukrainern noch Polen, Russen und Weißrussen. Die Stadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und zeichnet sich durch ihr mediteranes Flair aus. Die Altstadt ist für mich ob ihrer schieren Größe nicht vollständig zu erschließen, auf Ausflüge in die Peripherie habe ich diesmal gänzlich verzichtet. Überall finden sich kleine Geschäfte, Ateliers, Museen, Cafes und Kneipen. Es herrscht allerorts geschäftiges Treiben. Straßenmusiker sowie Künstler sorgen für Unterhaltung und auf vielen kleinen Straßenmärkten bieten ältere Frauen Obst, Gemüse, Eier und Milchprodukte aus ihren Gärten an. So vergeht die Zeit wie im Flug und nach einem späten Abstecher zum Bahnhof trudeln wir kurz nach Mitternacht wieder im Hostel ein.

Am Donnerstag (22.06.2018) soll es weiter nach Süden gehen. Iwano-Frankiwsk habe ich mir für den nächsten Zwischenstop in Richtung Waldkarpaten auserkoren. Gegen elf checken wir aus und machen uns auf den Weg Richtung Bahnhof. Gleich gegenüber des Hostels besorge ich mir eine ukrainische SIM, damit bin ich wieder unabhängiger von diversen Wifi Hotspots. Im Bahnhof kaufe ich ein Ticket nach Stanislaw, wie die Universitätsstadt bis in die 60'er Jahre hieß. Der Zug geht erst am Abend, es bleibt also noch Zeit für ein ausgedehntes Ringel in Lwiw. Unser Gepäck gebe ich am Bahnhof ab. Zum Mittag gibt es für mich einen Borschtsch und für den Dicken einen Berg Hühnertorsos. Wir nähern uns diesmal von Süden der Altstadt und queren dabei einige Schatten spendende Grünanlagen. Bis zum Abend reißen wir so einige Kilometer ab und zumindest ich bin ganz froh als wir im Zug nach Iwano sitzen.

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