Veröffentlicht: 16.11.2019
Der Dienstag (29.10.2019) empfängt uns mit schönem Wetter. Die Sonne scheint und auch die teils heftigen Windböen vom Vorabend haben sich gelegt. So nutze ich die Gelegenheit mich nach dem Frühstück im Fluss zu waschen. Der Dicke lässt sich nicht zu einem Bad überreden und schaut nur zu. Weichei. Dann heißt es Zelte abbauen, Karre vollladen und in Richtung Grenzübergang fahren. Es geht eine Weile das Tjup Tal hinauf und anschließend eine Hochebene entlang auf der bereits Schnee liegt. Der Winter kommt näher und der Grenzübergang ist nur bis 31. Oktober geöffnet. Es wird also Zeit... Gegen um zwei kommen wir an der kirgisisch-kasachischen Grenze an und können recht problemlos passieren. Ich bin bereits auf der kasachischen Seite, als mich einer der freundlichen Grenzer zurückruft. Rango sitzt noch bei Marcus im Moskvich und behindert wohl den Spürhund bei seiner Arbeit. Also hole ich den Dicken ab und kurze Zeit später kommt auch Marcus mit Schrotti in Kasachstan an. Wir fahren bis nach Kegen hinunter und kehren für ein Käffchen in einem kleinen Teehaus ein. Dann füllen wir unsere Futterreserven für die nächsten Tage auf und fahren weiter ins Landesinnere. Es gilt nochmal einen Pass zu überqueren. In Aksay kaufen wir dann sicherheitshalber 20 l Benzin in einem kleinen Konsum. Wir hatten vergessen in Kegen zu tanken. Dann fahren wir noch bis zum Scharyn Fluss und suchen uns einen Zeltplatz in der Schlucht. Schrotti parkt derweil oberhalb auf einem Parkplatz. Es ist bereits dunkel und entsprechend kompliziert ist die Lagersuche, aber wir finden ein annehmbares Plätzchen. Dann gibt es frisch erworbenen Kimchi Salat und Brot zu Abend. Wir genießen einen Moment lang den herrlichen Sternenhimmel und flüchten anschließend vor der Kälte der hereinbrechenden Nacht in unsere Schlafsäcke.
Am Mittwochmorgen empfängt uns die Schlucht am Ufer des Charyn in buntem Gewand. Die Bäume tragen herbstlich gefärbte Blätter, die Steinformationen um uns herum leuchten in der Morgensonne und das klare Wasser des Flusses ergänzt das Bild mit verschiedenen Blau- und Grüntönen. Einziger Wehmutstropfen ist der viele Müll der unsere Zelte umgibt. So entschließen wir uns nach dem Frühstück für eine kleine Sammelaktion. Wir packen einige Tüten mit Plastikflaschen voll, die wir anschließend in Müllcontainern auf dem, nur wenige Meter entfernten, Parkplatz entsorgen. Dann spazieren wir noch ein Stück die Schlucht flussaufwärts und überlegen sogar noch einen weiteren Tag an dem herrlichen Plätzchen zu Verweilen. Schlussendlich fahren wir dann am frühen Nachmittag doch zum Nationalpark Charyn Canyon, der sich etwa 15 km stromaufwärts befindet. Am Nationalparkeingang müssen wir eine kleine Gebühr entrichten und Schrotti auf einem Parkplatz abstellen. Wir packen unsere Rucksäcke und wandern in Richtung des Flusses, der sich hier tief in flaches wüstenähnliches Gelände eingegraben hat. Die Gesteinsformationen ähneln zunehmend dem berühmten Grand Canyon. Direkt am Fluss befindet sich dann ein kleines Camp. Man kann Bungalows sowie Jurten mieten und auch für das leibliche Wohl wird gesorgt. Wir haben alles dabei was wir brauchen und finden auch einen offiziellen Zeltplatz direkt am Flussufer. Bei höheren Temperaturen lädt das Gewässer hier sicher zum baden ein. Als wir das Plätzchen erreichen ist die Sonne aber bereits dabei sich hinter dem Horizont zurückzuziehen. So sammeln wir etwas Holz, kochen ein Käffchen und lassen den Abend später am Feuerchen ausklingen.
Über den Donnerstagvormittag (31. Oktober 2019) starten wir ganz gemütlich in den Tag. Die Umgebung lädt einfach zum Bleiben ein. Trotzdem haben wir am frühen Mittag dann unseren Krempel gepackt und machen uns an den Rückweg. Nachdem wir am Vortag irgendwo falsch abgebogen waren und ein Stück querfeldein durch die Schluchten kraxeln mussten, findet sich der offizielle Weg rückzu etwas leichter und wir sind nach einer knappen dreiviertel Stunde zurück bei Schrotti. Während wir unsere Sachen einschichten, lässt sich Rango seine Hühnerschenkel schmecken und dann fahren wir in Richtung Nordwesten. Nächstes Ziel und der eigentliche Grund für unsere Rückkehr nach Kasachstan, ist Almaty. Auf dem Weg dorthin tanken wir ein Stück vor Schelek Flüssiggas, stellen (überraschender Weise) ohne Probleme auf Gasbetrieb um und gönnen uns einen 3in1 Kaffee in einer Art Teehaus. Dann gehen wir die restlichen 140 Kilometer bis in die größte Stadt Kasachstans an. Nach einer Pinkelpause werden wir wiedermal von ein paar Verkehrspolizisten angehalten, nach kurzem Gespräch und der Kontrolle unserer deutschen Pässe dann aber mit einem freundlichen "Good bye America" verabschiedet. Was auch immer das bedeuten mag!? Wir erreichen Almaty am Abend und dürfen uns direkt durch die Rush Hour quälen. Wir befinden uns gerade auf einer zweispurigen Straße in der linken Spur an einem Berg, als Schrotti mal wieder spontan ausgeht und auf Gas auch nicht wieder anspringen will. Warnblinker an, Motorhaube auf und mitten auf der Straße in Ruhe schauen wo das Problem liegt. Das Verhalten der Einheimischen hat doch schon etwas abgefärbt. Auch das energische Gehupe der anderen Autofahrer bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Nachdem ich etwas Sprit angesaugt habe, läuft die Karre wieder auf Benzin, als ob nichts gewesen wäre. Auf der Suche nach unserem gebuchten Hostel landen wir an der falschen Adresse und müssen kurz nach der Weiterfahrt erneut auf Gasbetrieb umstellen. So kommen wir schließlich zum KZ-Hostel. Dieser Name erscheint uns für eine Gemeinschaftsunterkunft eher unpassend zu sein, wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern und checken ein. Nach dem Abendbrot genießen wir eine warme Dusche, ich drehe noch ein Ringel mit Rango um den Block und dann machen wir uns auf den Matratzen lang.