soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Bischkek - Zu Gast bei Talrat

Veröffentlicht: 23.11.2019

Auch der Mittwochmorgen (06.11.2019) beginnt für mich, wie schon die letzten Tage im DA in Almaty, spazierend und in Begleitung von Rango. Zurück im Hostel gibt es Frühstück und anschließend ist es Zeit sich zu verabschieden. Es ist gegen Mittag, als wir uns noch einmal auf den Weg zur Car City machen und Zeit mit der Suche nach einem Gasadapter verschwenden. Nach der Einsicht, in der Car City kein passendes Teil zu bekommen, machen wir zumindest den Flüssiggastank nochmal voll und fahren zum Schibek Scholy Basar, nach wie vor voller Hoffnung hier vielleicht mehr Erfolg zu haben. Wir wähnen uns bereits im Glück, als wir nach langer Suche an einem Spezialcontainer ein vermeintlich passendes Teil ergattern können und lassen bei der Gelegenheit gleich noch einen Satz Türschlüssel für Schrotti anfertigen. Zurück an unserem Moskvich dann vollumfängliche Ernüchterung. Weder die Schlüssel passen, noch der Adapter. Zurück auf dem Basar können wir beides zumindest wieder gegen Bares tauschen. Dann gönnen wir uns ein Käffchen und etwas Gebackenes, bevor es gegen fünf an die Weiterfahrt nach Bischkek geht. Unterwegs füllen wir auch noch den Benzintank auf, auch Sprit ist in Kirgistan deutlich teurer. Es ist bereits gegen halb neun als wir leicht durchgefroren im letzen Ort vor der Grenze ankommen. Die Heizung im Moskvich funktioniert noch nicht und bei Außentemperaturen von teilweise unter null Grad sitzen wir auch im Auto im Kalten. Es pfeift an allen möglichen Stellen rein in die Karre. So investieren wir unsere letzten Tenge in einem Teehaus für ein kleines Abendbrot und wärmen uns etwas auf. Es gibt Schaschlik aus saftigem Schaffleisch, Brot, Tee und zwei verschiedene Süppchen als Nachspeise. Der Schaschlik war super, die Süppchen hauen uns beide nicht so vom Hocker. Da hatten wir in letzter Zeit einfach selbst zu gut gekocht. Nach einer guten Stunde Pausierens fahren wir die letzten Kilometer in Kasachstan bis an die Grenze, die wir wieder getrennt passieren müssen. Läuft erstmal ganz reibungslos. Als ich die kasachische Stempelstation hinter mir lasse, hat auch Marcus schon so gut wie ausgestempelt. Ich schlendere also zum kirgisischen Grenzhäuschen und hole mir meinen Einreisestempel ab. In Kirgistan angekommen, bemerke ich ein kleines Malheur. Ich habe nach wie vor den Schlüssel für Schrotti bei mir. Blöd, wenn Marcus zu Kontrollzwecken den Kofferraum öffnen muss, kann er das nicht. Nach einer Weile des Wartens, obsiegt die Unsicherheit und ich wende mich mit dem Problem an einen Grenzer. Ich verstehe leider nicht ganz was mir der Mann vorschlägt, aber schneller als ich gucken kann, bin ich aus Kirgistan wieder ausgestempelt. Einen Augenblick später trudelt natürlich auch Marcus mit Schrotti am kirgisischen Grenzposten ein. Scheiß Timing. Der Grenzer bringt zumindest den Schlüssel zu Marcus, ich muss nun aber trotzdem zurück nach Kasachstan. Registrierschein ausfüllen, Befragung durch Grenzer überstehen, Einreisestempel in den Pass drücken lassen, Grenzgebiet verlassen und auf der anderen Straßenseite wieder betreten. Dann erneut Ausreisestempel für Kasachstan und Einreisestempel für Kirgistan abholen und zu Schrotti schlendern, wo Marcus die Verzögerung für eine Raucherpause genutzt hat. In den Kofferraum wollte im Übrigen kein Grenzer reinschauen. Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und wir hoffen, dass wir trotzdem noch unseren Schlafplatz beziehen können. In einem kleinen Hostel im Norden Bischkeks hatten wir unsere Ankunft für spätestens um neun angekündigt. Eine halbe Stunde später haben wir Glück und finden das Haus recht schnell. Talrat, der Sohn der Gastfamilie, öffnet die Tür und begrüßt uns mit "Guten Abend Gentlemen". Wir beziehen unser Zimmer, quatschen etwas mit unserem Gastgeber, der neben flüssigem Kirgisisch, Russisch und Englisch auch ganz gut Koreanisch und Deutsch spricht. Nach ein paar Tee, etwas Brot mit Butter und Konfekt, ziehen wir uns auf unsere Matratzen zurück.

Es ist bereits gegen zehn, als ich am Donnerstag das erste Mal die Guggeln aufmache. Zeit für ein Ringel mit Rango um den Block. Schlechte Straßen und eine Aneinanderreihung von kleinen Grundstücken und Häusern, die hinter Mauern und Zäunen versteckt sind, prägen das Viertel. Unterwegs kaufe ich ein paar Kleinigkeiten in einem Konsum ein und wir latschen zurück zu Talrats Elternhaus. Mittlerweile hat es auch Marcus aus den Federn rausgedreht und wir lassen uns das dargebotene Frühstück schmecken. Über den Tag schreibe ich einen Reisebericht und lade ein paar Bilder hoch. Marcus macht sich unterdessen wieder lang, er hat sich auf unserer Nachtfahrt am Vortag etwas verkühlt. Nach einem Käffchen am Nachmittag erwachen aber auch bei ihm wieder die Lebensgeister und wir verabreden uns mit Nasiba für den Abend im Zentrum von Bischkek. Nachdem ich den Dicken erneut, im Rahmen eines Ausflugs im Wohngebiet, begleitet habe, machen wir uns mit einem Trollybus auf den Weg in die Stadt. Wir treffen uns im Pub München. Nasiba erwartet uns bereits mit zwei Arbeitskolleginnen (sie hat diese Woche ihre ersten Unterrichtsstunden als Deutschlehrerin gegeben), wobei eine kurz nach unserer Ankunft sogleich die Flucht antritt. Es bleibt etwas rätselhaft, sind wir doch beide frisch geduscht, ganz passabel gekleidet und haben uns bei der Begrüßung angemessen verhalten. So verbringen wir zumindest mit Sara und Nasiba einen ganz unterhaltsamen Abend. Neben dem Genuss von Bier und Schaurma messen wir uns auch bei einigen Kickerpartien, wobei uns Nasiba ziemlich alt aussehen lässt. Es ist wieder spät in der Nacht, als wir den Rückweg ins Hostel antreten. Dort angekommen, drehe ich noch ein nächtliches Ringel mit dem Dicken, bevor es in die Federn geht.

Nachdem wir am Freitag, den 08.11.2019, recht spät aufgestanden sind, verbringen wir den Großteil des Tages erneut mit der Suche nach einem Adapter für unseren Gastank. Weder in diversen Werkstätten, noch auf einem speziellen Basar haben wir Glück. So kaufen wir zumindest ein paar Lebensmittel, fahren zurück zu Talrat, kochen Kaffee und über den Abend eine Kleinigkeit zu Essen. Sowohl Talrat, als auch seinen Bruder, können wir zum Mitessen überreden. Dann geht es wieder spät in der Nacht auf die Matratzen.

Am Samstag sind wir nochmals auf der Suche nach einem Gasadapter, finden aber stattdessen ein paar Schneeketten und etwas Schlauch um Schrottis Heizung wieder an den Kühlwasserkreislauf anzuschließen. Immerhin. Für den Dicken kann ich ein paar Schafinnereien auftreiben. Zurück im Hostel lässt sich Rango seine Leckereien im Garten schmecken, Marcus macht sich um ein Käffchen verdient und ich widme mich unserem Heizungsproblem. Ansonsten kochen wir am Abend noch einen Topf Suppe, von dem schlussendlich die ganze Familie Talrats mitisst.

Nachdem wir den Sonntag (10. November 2019) mit einer Ladung Eierkuchen begonnen haben, datteln wir etwas rum. Am Mittag nutzen wir dann die Gelegenheit mit Medina (Talrats Schwester) Samsa zu backen. Die für ganz Zentralasien typischen Blätterteigtaschen füllen wir mit einer Kürbis-Zwiebel-Mischung, bevor sie zum Backen in den Ofen gehen. Das Ergebnis überzeugt sowohl geschmacklich, als auch optisch. Auf Talrats Empfehlung hin, gehen wir am frühen Abend dann in eine nahe Banja. Wir waschen uns im gefließten Vorraum, bevor es in den holzverkleideten Saunaraum geht. Ich gieße beim ersten Anlauf etwas zu viel Wasser über die heißen Steine und den Ofen, sodass wir für einen Moment notlüften und die Schwitzkammer fluchtartig verlassen müssen. Beim zweiten Anlauf habe ich die Dosierung besser im Griff und wir können etwas verweilen. Trotzdem gehört diese zu den heißesten Saunas in denen ich bisher gesessen habe. Der Ofen macht ganz schön Betrieb. Nach drei Schwitzdurchgängen, anschließendem Entspannen im Vorraum und einmaliger Benutzung der, von Talrats Vater zur Verfügung gestellten, Eichenlaubpeitsche, gehen wir wieder zurück zum Hostel. Der Nieselregen, der mittlerweile eingesetzt hat, stört uns wenig. Wir sind gut durchgewärmt und fühlen uns prächtig. Über den Abend gesellen sich dann Talrats Eltern mit zu uns in ihre Wohnstube, erzählen etwas aus ihrem Leben und zeigen uns ein paar Bilder von früher. Wiedereinmal sehr nette Leute, zu denen uns unsere Reise geführt hat.

Antworten

Kirgisistan
Reiseberichte Kirgisistan