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Krankenlager bei Toktogul

Veröffentlicht: 26.11.2019

Montag, der 11.11.2019, es ist Zeit sich von Talrat und seiner Familie zu verabschieden. Nach dem Frühstück sind unsere sieben Sachen schnell gepackt und wir fahren in die Stadt. Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einem Adapter für unseren Flüssiggastank und haben von Talrat noch einen Tipp bekommen. An der empfohlenen Spezialwerkstatt angekommen, schaut sich ein Mitarbeiter die Sache kurz an und winkt ab. Für das System ist auch hier kein passendes Teil verfügbar. Dann fahren wir nach einem kleinen Einkauf nach Westen. Es ist bereits früher Nachmittag und wir sehen uns mit starkem Verkehr konfrontiert. Es geht eher schleppend voran. Da wir nicht wissen welche Straßenverhältnisse uns auf dem Pass nach Süden erwarten, wollen wir nicht bei einbrechender Dunkelheit ins Hochgebirge fahren und beschließen ein kleines Stück südlich von Sosnovka, am Fuß der Berge, unser Lager aufzuschlagen. Nachdem die Zelte aufgebaut sind, gibt es ein Käffchen und wenig später ein kleines Abendbrot. Dann geht es bei Zeiten unter die Planen, mit der Dunkelheit zieht die Kälte das Gebirge hinunter.

Am Dienstagmorgen, es wird so gegen acht gewesen sein, weckt mich der Dicke. Mein vierbeiniger Begleiter ist gerade dabei ins Zelt zu kotzen und ich bin diesmal nicht schnell genug ihn rauszuschmeißen. So beginnt der Tag für mich mit Putzarbeiten. Es ist noch eisig draußen und wärmende Sonnenstrahlen sind nur weit entfernt im Gebirge zu sehen. So geht es für mich nochmal für zwei Stunden in die Horizontale. Während des späten Frühstücks erreicht die Sonne auch unseren Zeltplatz und wir können unseren Krempel trocken einpacken. Nachdem alles in Schrottis Heck verstaut ist, sammeln wir noch ein paar Säcke Plasteflaschen zusammen, die sich um unseren Parkplatz herum finden. Dann jagen wir unseren Moskvich die Passstraße hoch. Die Straßenverhältnisse sind bis auf den gut 3200 m hohen Pass unproblematisch und können von uns auf Sommerreifen bewältigt werden. Die neu erworbenen Schneeketten brauchen wir nicht. Nach dem Durchqueren des Kuseyna Kolbajeva Tunnels pausieren wir kurz, entsorgen unsere gute Tat und füllen unsere Trinkwasserreserven auf. Auf dem Weg ins Hochtal kaufen wir einen Sack Kurut und 2 Flaschen Kümys (vergorene Pferdemilch). Im Hochtal tanken wir Benzin und pausieren für ein Käffchen, bevor wir den nächsten Gebirgspass in Angriff nehmen. Wieder macht Schrotti seine Sache sehr gut und auch hier bereiten uns die Straßenverhältnisse keine Sorgen, obwohl die umliegende Landschaft bereits in Schnee gehüllt ist. Während wir talwärts dem Toktoguler See entgegenrollen, dämmert es langsam und wir erreichen das Gewässer bei einbrechender Dunkelheit. Auf den letzten Kilometern kühlte der Innenraum unserer Russenkarre wieder merklich aus, der Anschluss der Heizung an den Kühlwasserkreislauf trägt noch keine Früchte und wir sind leicht durchgefroren. Nachdem wir unser Lager direkt am Seeufer aufgeschlagen haben, gibt es neben einem kleinen Abendbrot etwas Kümys. In der Beziehung wird sicher kein Kirgise mehr aus mir, das Getränk mundet nicht besonders. Anschließend geht es bei Zeiten in den wärmenden Schlafsack.

Am Mittwochmorgen (13.11.2019) können wir bei herrlichem Sonnenschein frühstücken. Dann bauen wir unsere Zelte wieder ab und fahren nach Toktogul. Am Vortag war mir auf dem Pass aufgefallen, dass eine unserer Kardanstangen nur noch durch drei von ursprünglich sechs Schrauben Kraft auf das linke Vorderrad übertragen kann. Da die alten Schrauben abgebrochen sind, kann ich so einfach leider keine Neuen einschrauben. Wir brauchen Hilfe. Diesmal haben wir gleich an der ersten Werkstatt Glück und ein KFZ Onkel nimmt sich der Sache an. Nach der kleinen Reparatur fahren wir auf den örtlichen Basar und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Dann geht es zurück an den See, wir bauen unsere Zelte wieder auf und auch unsere kleine Jurte findet einen Platz. Nach einem Käffchen kümmere ich mich wieder um einen Reisebericht und wir machen etwas Feuerholz. Der Abend klingt dann am Feuerchen unter der Plane aus.

Die nächsten drei Tage verbringen wir am Toktoguler See. Wir haben uns beide, mutmaßlich durch den Verzehr des Kümys, einen kleinen Magen-Darm-Infekt eingefangen. Bei, in gebrauchten Plasteflaschen abgefüllter, vergorener Stutenmilch war vielleicht auch nichts anderes zu erwarten gewesen. Marcus hat es etwas schlimmer erwischt, aber auch ich verbringe eine Nacht nahe an der Kotzgrenze und entlaste meinen Verdauungstrakt durch gefühlt vollständiges Entleeren. Hinzu kommt eine Erkältung, die wir wohl unserem kalten Auto zu verdanken haben. Trotzdem kann ich in der Zeit am See unser Heizungsproblem lösen (es war nur ein Hebel an der Armatur umzulegen), ein Brot backen und ein paar Reiseberichte vervollständigen.

Am Samstag, den 16. November 2019, fühlen wir uns dann schon wieder soweit genesen, dass wir uns für ein kurzes Bad in den See trauen. Die Sonne scheint, das Wasser ist glasklar und weit weniger kalt als befürchtet. Die Nummer hat richtig gut getan. Den Abend verbringen wir nochmal am Feuerchen in unserer Jurte und schmieden Pläne für die nächsten Tage.

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