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Bandırma und zurück

Veröffentlicht: 28.04.2019

Wir erreichen den Bahnhof Swilengrad in der Nacht zum Dienstag (23. April 2019) gegen um zwei. Vor Verlassen des Bahnsteiges frage ich einen türkischen Schaffner, ob er sich unsere Mitnahme bis Kapıkule vorstellen kann. Sieht nicht so aus. In der kleinen Bahnhofshalle suche ich ein Plätzchen für den Dicken und mich. Anschließend bringe ich die Abfahrtszeiten für den Bus nach Swilengrad-Stadt in Erfahrung. Erste Möglichkeit 4.50 Uhr. Ist mir deutlich zu früh, ich peile die 7.30 Uhr Verbindung an. Bis dahin suche ich etwas Schlaf auf einer Sitzreihe. Gegen sieben gibt es Käffchen und anschließend geht es hinaus in den kühlen Morgen Südbulgariens. Der Bus ist pünktlich und wir dürfen zusteigen. In Swilengrad angekommen, machen wir uns unverzüglich auf den Weg in Richtung türkischer Grenze. Unterwegs bekomme ich ein kleines Frühstück spendiert, eine Mitfahrgelegenheit kann ich aber in den nächsten vier Stunden nicht auftreiben. Am Ortseingang von Kapitan Andreevo, gönne ich mir eine kurze Kaffeepause, bevor wir gegen halb zwölf die Grenzposten erreichen. Eine halbe Stunde später sind wir in der Türkei und gehen direkt zum Bahnhof Kapıkule. Einen Zug nach Istanbul gibt es am selben Tag nicht mehr, nächste Verbindung am Mittwochmorgen gegen sieben. Es wird mir auch gleich zu verstehen gegeben, dass wir die Zeit bis dahin nicht in der Wartehalle überbrücken dürfen. So geht es wieder ein Stück zurück Richtung Grenzübergang, wo sich ein Hotel befindet. Nach kurzem Zögern checke ich gegen eins ein, zelten im Grenzgebiet wird Erfahrungsgemäß nicht so gern gesehen. Nach einer Dusche verschlafe ich den kompletten Nachmittag, hatten wir bis dahin doch bereits 19 km abgerissen. Am Abend organisiere ich ein kleines Abendbrot für uns, stelle den Wecker und begebe mich wieder in die Horizontale.

Mittwochmorgen, 5.30 Uhr, es bimmelt. draufdrücken, wieder rumdrehen. Das Spielchen gönne ich mir noch ein paarmal, bis es endgültig Zeit ist aufzustehen. Kurz nach sechs checken wir aus und latschen wieder zur Bahnstation. Trotz der Bedenken eines Bahnangestellten können wir gegen sieben im Zug Platz nehmen. Nachdem wir noch zweimal zum Umziehen aufgefordert wurden, kann ich Tickets erwerben und wir befinden uns auf dem Weg nach Istanbul-Halkalı. Läuft. Gegen eins erreichen wir die Metropole am Bosporus und werden noch beim Aussteigen von einem Security-Menschen herangewunken. Es ist ihm ein Anliegen mir mitzuteilen, dass ich mit diesem Hund nicht im Marmaray-Express mitfahren darf. Selbigen hatte ich bis dahin noch garnicht auf dem Schirm, war er doch im Januar wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Ich beruhige den Mann, beschließe aber an der nächsten Station mein Glück zu versuchen, es wäre doch der schnellste und bequemste Weg ins Zentrum. Aber auch dort lässt sich der Bahn-Türsteher nicht von meinem traurig überraschten Blick erweichen. Auch hier kommen wir nicht rein. Also besorge ich für den Dicken etwas zum futtern und lasse mich am nächsten Imbiss auf Tee und Pide nieder. So geht es gegen dreiviertel zwei zu Fuß hinein in den Moloch am Bosporus. Innerhalb der nächsten gut drei Stunden arbeiten wir uns bis zur Metrostation Ataköy-Şirinevler vor. Dort ist es, vor dem nächsten Anlauf in eine Bahn zu gelangen, Zeit für Kaffee und Gebäck. Anschließend habe ich bereits ein Ticket für die Metro gelöst und bin durch ein Drehkreuz gelangt, als ich auch hier von einem Aufpasser gestoppt werde. Ganz schlimm diese Leute. Uns wird erneut die Mitfahrt verweigert. Für meinen entwerteten Fahrschein bekomme ich dann einen Gutschein für ein neues Metroticket. Der Mann hat Humor. Leicht genervt beschließe ich es für heute dabei zu belassen und mich auf die Suche nach einem Nachtlager zu machen. Etwa 5 km südlich sind auf meiner Karte Strandabschnitte im Stadtteil Yeşilköy eingezeichnet. Dorthin soll es gehen. Gegen halb acht habe ich dann, bei anbrechender Dunkelheit, ein potenzielles Plätzchen ausgemacht, baue mein Zelt auf und ziehe mich mit dem Dicken unter die Plane zurück.

Am Donnerstag (25.04.2019) wecken mich die ersten Sonnenstrahlen. Draußen ist alles ruhig und wir können noch ein wenig dösen, bevor es Zeit für ein kleines Frühstück ist. Nachdem ich in aller Ruhe unser Reisegebäck verschnürt habe, machen wir uns auf den Weg zum Fährableger nach Bakirköy. Eine gute Stunde später kann ich die Abfahrtszeit der Fähre in Erfahrung bringen. Bis um eins bleibt noch reichlich Zeit für ein Käffchen. Der Kioskbesitzer hat einen Narren an Rango gefressen und versorgt ihn mit Brötchen, Würsten und Tomatensauce. Dem Dicken schmeckts, Vorkosten hat wenig Gewürze herausschmecken lassen, also lasse ich ihn gewähren. Kurz vor eins sind wir zurück am Ticketschalter und werden überraschend abgewimmelt. Hunde werden nur in einer Box befördert. Das fällt dem guten Mann reichlich spät ein. Nächste Möglichkeit Richtung Zentrum bietet die Straßenbahn. Inzwischen ist die Haltestelle Zeytinburnu fußläufig erreichbar. Nach weiteren 5 km Anreise können wir mit der Tram in Richtung Zentrum fahren. Mittlerweile habe ich eine Fährfahrt von Yenikapı nach Bandırma, ans gegenüberliegende Ufer des Marmara-Meeres, ins Auge gefasst. Von dort würde sich ein Abstecher nach Troja quasi aufdringen. Falls sich kein Bus findet kann es laut Kartenapp per Zug weitergehen. Also verlassen wir die Bimmelbahn an der Haltestelle Aksaray und laufen zum Fährableger Yenikapı hinunter. Dort kann ich, nach Eis und Kaffee, mit Hilfe eines Einheimischen problemlos ein Ticket erwerben. Um sieben soll es losgehen. Bis dahin organisiere ich ein kleines Abendbrot und drehe noch ein Ringel mit Rango. Zurück in der Wartehalle des Fährterminals lässt mich einer dieser Security-Menschen wissen, dass ich am Abend nicht mit übersetzen darf, er mir aber ein Ticket für den nächsten Morgen um sieben besorgen kann. Das Schiff am Abend ist zu klein für Rango!? Es heißt also erneut sich einen Schlafplatz suchen. In einem nahen Park werde ich fündig. Leider nicht so abgelegen wie am Vorabend, mit reichlich Kameras ausgestattet und das Licht einer Straßenlaterne erreicht die Zeltplane. So bekomme ich auch gegen zehn nochmal Besuch von einem jungen Polizisten. Meine Nationalität und das Fährticket ermöglichen mir den, nun genehmigten, Aufenthalt bis in den frühen Morgen.

Freitag, 5.45 Uhr, es bimmelt. Diesmal stehe ich recht zeitnah auf, schließlich muss noch unser "Haus" abgebaut und verstaut werden. Gegen halb sieben ist das geschafft und wir starten die Weiterreise. Pünktlich 6.45 Uhr sind wir im Fährterminal und werden auf das Schiff gelotst. Hier stelle ich Rango in einem Gang ab und suche den mir zugewiesenen Sitzplatz. Ich döse noch ein Weilchen, frühstücke etwas und gegen halb zehn erreichen wir Bandırma. An einer kleinen Teestube kehre ich ein, lade etwas Kartenmaterial herunter und verweile ein wenig. Dann gehen wir zum nahen Busbahnhof und halten nach möglichen Bussen Ausschau. Mir wird aber gleich wieder bedeutet, ohne Käfig kein Transport. Also gehe ich zum nahen Bahnhof und erkundige mich nach der Zugverbindung Richtung Izmir. Um vier kann es losgehen. Der freundliche Bahnangestellte zeigt mir auch noch den Weg zum Ticketschalter, welcher eine Stunde vor Abfahrt öffnet. Es bleibt also Zeit für ein kleines Ringel in dem Nest. Am Pier biete ich dem Dicken etwas Huhn an, worauf mir der Hund sein Desinteresse daran deutlich zu verstehen gibt. Ihm liegt wohl der Eimer Wurstbrot noch schwer im Magen. Ich kann in der Nähe etwas Wäsche waschen und selbige gleich in der Sonne zum trocknen aufhängen. Dann werde ich zu Tee, Muscheln und Fischbrötchen eingeladen und mache mich anschließend wieder auf den Weg zum Bahnhof. Schon vorm Gebäude kommt mir irgend so ein Klugscheißer in zivil mit dem bereits bekannten "Köpek problem, kafes, kafes". Und tatsächlich wird uns am Ticketschalter wieder die Mitfahrt verweigert. Auch der Hinweis, das wir per Zug durch ganz Europa und auch bereits in der Türkei gereist sind, nützt nichts. Der Mann hinter Glas erklärt mir, das sei alles nicht sein Problem, sondern meins. Recht hat er! Mit der regulären Bahn ist uns nun das letzte öffentliche Transportmittel weggebrochen, mit dem auch mal längere Strecken am Stück hätten zurückgelegt werden können. So scheinen die 1500 km bis 2000 km Türkei in den geplanten 2-3 Wochen nicht machbar. Eine erneute Planänderung muss her. Nach längerer Überlegung beschließe ich nach Bulgarien zurückzufahren, um von Burgas oder Varna mit der Fähre nach Georgien überzusetzen. Für diesen Sommer muss ich mich Wohl oder Übel zwischen Türkei und Zentralasien entscheiden. Letzteres erscheint dann doch etwas reizvoller. Also buche ich erneut eine Fährfahrt, drehe noch ein Ringel in Bandırma und kann gegen sieben mit dem Dicken an Bord gehen. Halb zehn sind wir wieder in Yenikapı und machen uns direkt auf die Suche nach einem Schlafplatz. Fündig werden wir nach etwa 2 km im Schatten der alten Stadtmauer bei Yedikule. Das Plätzchen ist so gut gewählt, dass uns scheinbar selbst die patroullierenden Flugdrohnen nicht bemerken.

Beim Aufwachen am Samstagmorgen (27.04.2019) erwartet mich Rango bereits mit einer unschönen Überraschung. Der Dicke hat ins Zelt gekotzt und sich vermutlich von den Resten des Wurstbrotes befreit. Ich muss also erstmal sauber machen, bevor ich frühstücken kann. Dann brate ich mir etwas von Rangos Huhn an und siehe da, plötzlich scheint selbiges auch für den Dicken wieder interessant. Dann packe ich unseren Krempel zusammen und wir machen uns auf den Weg zur nächsten Tram-Station. Unterwegs werde ich wiedermal zu einem Tee eingeladen. Die Straßenbahn dürfen wir dann erst nach einigem Hin und Her betreten und fahren anschließend bis zur Endhaltestelle Bağçilar. Hier gönne ich mir gegen Mittag ein Käffchen und etwas Süßes, dann machen wir uns auf den Weg gen Nordwest. Bis zur Bahnstation Ispartakule sind es gut 15 km zu gehen. Den nächsten Stopp legen wir im Stadtteil Mahmutbey ein. Anschließend geht es durch Atakent, wo wir kurz vor vier von Cecil angehalten werden. Sie stellt sich als Tierliebhaberin vor, war wohl gerade dabei Straßenhunde zu füttern und bietet Rango ihre Hilfe an. So wird der Dicke schließlich im neuen SUV bis zur Bahnhaltestelle gefahren. Ich darf netter Weise mit. Cecil erzählt sie sei seit 15 Jahren Pilotin bei Türkish Airline und Besitzerin mehrere Hunde und Katzen. Klingt fast nach einem privaten Zoo. In Ispartakule bekomme ich noch Futter für den Dicken mit auf den Weg. Bis der Zug kurz nach sechs fährt, entspanne ich etwas auf einer schattigen Bank. Gegen viertel sieben steigen wir wieder problemlos in den Zug und können ohne Rückfragen irgendwelcher Art bis Kapıkule fahren. Schon verrückt. Gegen elf sind wir an der Grenze und ich checke mangels Alternativen wieder im nahen Hotel ein.

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