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Transmongolische Eisenbahn: 1.108 km von Irkutsk nach Ulan Bator in 24 Std

Veröffentlicht: 28.06.2019

Am Montagmorgen ging es los. Der letzte Abschnitt, nun mit der Transmongolischen Eisenbahn in die Hauptstadt der Mongolei.

Dieses Mal wollte ich früh da sein und war tatsächlich 45 Min vor Abfahrt am Bahnhof. Laaangweilig! Es stand noch nicht mal fest, an welchem Gleis ich abfahren würde... Ich langweilte mich 30 Minuten am Bahnhof und entschied mich, das nächste Mal wieder kurz vor knapp zu kommen. Dann ist wenigsten was los...! Zu früh ist nichts für mich! 😉

Als ich einstieg, glaubte ich meinen Augen nicht. Ich war in der Luxusklasse gelandet... es gab keine 3. Klasse in diesem Zug, d.h. mein Platz Nr. 5 war in einem 4er Abteil (2. Klasse) und ich hatte ein Bett unten. Ich konnte es kaum fassen. Ein eigenes Abteil mit eigener Steckdose, Lämpchen und TV! Noch war ich alleine und freute mich sehr. Keine Minute später kam Martha, eine 65-jährige Brasilianerin. Wir verstanden uns auf Anhieb toll und freuten uns gemeinsam über den blitzeblank-sauberen Zug.

Martha reist schon immer alleine, nie länger als 2 Wochen und liebt Abenteuer. Sie ist extra nach London gezogen in den 90er Jahren, um von dort aus leichter und schneller an Reiseziele zu kommen.

Wir blieben zu zweit im Abteil und unterhielten uns heiter und lange über alles Mögliche. Um ca. 22 Uhr erreichten wir die russische Grenzkontrolle in Nauški. Sie nahmen unsere Pässe mit und wir warteten über eine Stunde im Zug. Der eigene Platz durfte dabei nicht verlassen werden und die Toilette blieb abgeschlossen. Zucht und Ordnung sag ich da nur! Plötzlich kamen Beamte und fragten mich nach „Medicine?“. Ich hatte gehört, dass es einige Mittel gibt, die in Russland nicht erlaubt sind und wusste, wenn ich „yes“ sage, gibt es voraussichtlich eine Suchaktion. Also entschied ich mich trotz Antibiotika und sonstiger Medizin in meinem Rucksack für ein souveränes „no“. Der Beamte hielt meinen Blick und zeigte dann auf meinen Rucksack mit dem Kommentar „open“. Naja, vielleicht doch nicht so souverän von mir wie ich dachte 😄

Er lies mich meine Klamotten ausräumen und verlor dabei irgendwann die Aufmerksamkeit und ging weiter. Puh. Gleich danach kamen auch unsere Pässe zurück. Ca. 30 Minuten später waren wir dann am Grenzübergang in der Mongolei. Das lief nicht ganz so streng ab und wir konnten nach weiteren 1,5 Std problemlos einreisen. Am Morgen kurz nach der Ankunft in Ulan Bator verabschiedeten Martha und ich uns herzlich und keine 5 Minuten später begrüßte mich der vom Hostel geschickte Fahrer mit einer festen Umarmung. Ich wusste sofort, dass die Mongolen so ganz anders sind als die zu Beginn doch sehr distanzierten Russen.

Wir fuhren mit ein paar kurzfristigen und heißen Manövern zum Hostel. Als ich ihn fragte, warum er immer so hastig abbiege, antwortete er „Police“ und lachte laut. Mit ein paar Brocken Englisch verstand ich dann, dass dienstags Autos mit gewissen Kennzeichen nicht fahren dürfen, darunter wohl seines. 😉

Im Hostel angekommen musste ich vor lauter Unterwäsche meines Bettnachbars erst mal meinen Schlafplatz ausfindig machen. Auch die (Steh-)Toilette traf nicht ganz meinen Geschmack und ich entschied mich erst einmal Ulan Bator zu erkunden. Ich war im Nationalmuseum der Mongolei, kauerte bei strömendem Regen 1,5 Std an einer Bushaltestelle durchgeweicht bis auf die Unterhose vor mich hin in der Hoffnung, dass sich das „Land des blauen Himmels“ bald erbarmen und von seiner besten Seite zeigen würde und spazierte zu den in UB bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Am Abend kehrte ich ins Hostel zurück und machte mich mit der 1cm „dicken“ Matratze vertraut. Man erklärte mir, die Mongolen schlafen hart... Aha!

Noch bevor ich ins Bett ging, sprach ich mit Undral (ihr gehört das Hostel und sie spricht Schwyzer-Dütsch)wegen einer möglichen Gobi Tour, die in den nächsten Tagen mit hoffentlich ein paar weiteren Gästen starten sollte. Ich ging also schlafen ohne zu wissen, dass bereits am nächsten Morgen eines meiner größten Abenteuer beginnen würde... 

(ich bin nun in der Wüste Gobi, d. h. selten Empfang und noch seltener Internet. Der nächste Beitrag folgt am 4. Juli 😉)

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