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Ein Trip in die Wüste Gobi

Veröffentlicht: 04.07.2019

Als ich letzten Dienstag, am 25. Juni in Ulan Bator ankam, hatte ich noch keine Ahnung, wie schön dieses Land eigentlich ist... 

Für mich war aber bereits vor der Reise klar, dass ich hier gerne mehr Zeit verbringen möchte, um an einer Tour durch die Wüste Gobi teilzunehmen. Als ich am Mittwochmorgen aufwachte und schlaftrunken in der Hostelküche einen Tee kochte, saßen mir noch 2 unbekannte Gesichter am Tisch im Aufenthaltsraum gegenüber. Sie kamen erst an diesem Morgen mit der Transmongolischen Eisenbahn in Ulan Bator an. So wie ich, nur eben einen Tag später. Undral, die Hostel-Mama, stellte uns direkt vor: Carla, eine Reise-Bloggerin aus Brasilien, Christoph aus Stetten am Heuchelberg, der in Hamburg wohnt und ich. Die Welt ist klein! Keine 30 Minuten später hatten wir entschieden gemeinsam eine Tour zu machen. Es war 10:30 Uhr und um 13 Uhr sollte es losgehen. 2,5 Std Zeit um zu duschen (wir wussten noch nicht, dass dies unsere letzte richtige Toilette und Dusche für die nächsten 8 Tage sein würde), Proviant für die Reise einkaufen, Geld abheben, den Lieben Bescheid geben, dass wir nun ca. 8 Tage fast offline sind und Sachen fertig packen... 

Um kurz nach 13 Uhr saßen wir in Mishkas russischem Auto im Stau in Ulan Bator. Zami, unser Reiseführer saß gut gelaunt auf dem Beifahrersitz und versuchte vergebens uns die ersten mongolischen Wörter beizubringen... Ich verstand nur „schtaabrchkalaaugwiaschkchilabay“... sagen wir mal so: es klang kompliziert! 😉

Fazit nach 8 Tagen: Es klingt immer noch kompliziert und meine erbärmliche Ausbeute beschränkt sich auf: hallo, danke, bitteschön, tschüss, die Zahl 1, ja bitte? (am Telefon) und das war‘s! 😂

Nun zum Trip... wir sind viel gefahren, ich schätze ca. 1200 km. Hört sich für unsere Verhältnisse vielleicht nicht so viel an, aber wenn es keine Straßen gibt bzw nur Off-Road gefahren wird, ist das ziiiieemlich viel und sehr anstrengend! Fast wie Training, weil man die ganze Zeit seine Muskeln anspannt 😄

Wir haben viele ganz tolle Orte besucht in mehreren Provinzen der Mongolei. Hier gibt es nur eine Stadt, Ulan Bator, alles andere sind kleine Dörfer und der Rest lebt verteilt auf dem Land in Jurten weit weg von der Zivilisation. Auch dort waren wir 😉

Es ist schwer dieses einmalige wunderbare Erlebnis in Worte zu fassen (besonders wenn man nicht sooo viel schreiben will... 😉), aber hier meine Eindrücke:

Die „Maschina“ und Mishka

Wir sind mit Mishkas, unser Fahrer, 52 Jahre alt und liebenswert verrückt, russischem Auto gefahren. Es ist ein typischer Geländewagen (Ziege oder Brot, vielleicht erinnert ihr euch?) 

Mishka liebt sein Auto. Morgens wenn er aufsteht und noch bevor er sich die Zähne putzt, wird erst mal die Maschina gewaschen. Er schraubt in jeder freien Minute, schläft und lebt im Auto. Anscheinend auch wenn er zuhause ist (er hat mir zu verstehen gegeben, dass er ins Auto zieht wenn seine Frau ihn ärgert). Kann jemand Papa ausrichten, dass das vielleicht auch etwas für ihn wäre? 😂

Mishka hat viele Unverträglichkeiten z.B. Obst, Eier, Nudeln. Was aber immer geht, ist fettiges Fleisch, Cola und Vodka.

Unsere verbale Kommunikation beschränkte sich entsprechend auf das Wesentlichste: Bayarlaa (danke) oder auch Merci, Cola, Vodka, Party tanzen, net (russisch nein), niiicce, suprrrrrr niiiccce und Naadam (mongolische Feiertage und großes Fest mit Wrestling, Pferderennen und Bogenschießen). Achso und „chut chut“. Das heißt „ein kleines bisschen“. Dieser Ausdruck wurde jeden Abend beim Einschenken so oft gebraucht bis die Vodka-Flasche leer war. Nun könnt ihr euch vorstellen wieviel Spaß wir hatten 😉

Die nonverbale Kommunikation war easy und einfallsreich. 

Die Maschina ist mit uns über Stock und Stein geholpert und hat alles überstanden. Naja, fast alles... auf dem Rückweg mussten wir einen Stopp zum Schweißen des Rads (??) einlegen. Mishka fuhr die letzten 300 km auf asphaltierter Straße mit 100 km/h. Man konnte seine Freude bald nach Hause zu kommen förmlich am Fahrtwind spüren 😄 Die Straßen sind aber nicht so wie wir sie kennen... sondern mit vielen Schlaglöchern. So kam es dass es einen lauten Schlag ließ, gefolgt von vielen mongolischen Schimpfwörtern, 1 Std Reparatur mitten auf der Straße, weitere 30 km fahren mit 30 km/h Geschwindigkeit und Schweißarbeiten danach. Zami, Carla und ich aßen gerade zu Mittag in einem kleinen Restaurant am Straßenrand als Mishka ölverschmiert und freudestrahlend und uns mit dem Wort „Maschina“ und 👍🏻  zu verstehen gab, dass wir weiterfahren können. Juhuu!! 


Duschen, fließendes Wasser, „richtige“ Toiletten? Warum eigentlich?! 

Also... auch wenn es nur an 4 Tagen heiß und an den anderen Tagen eher kalt und windig war, eine Dusche und Toilette zum Sitzen und mit Wasser zum Spülen wäre schön etwas Feines gewesen...!!! Aber auch DAS gehört zum mongolischen Landleben dazu: 

Kein fließendes Wasser, bis auf 2 Tage in einem kleinen Dorf, wo wir uns mit einem Wasserrinnsal „duschen“ konnten. Keine Toilette, wie wir sie kennen, sondern ein Loch im Boden mit 2 Brettern zum Daraufstehen darüber. That‘s it! Wenn man Glück hat, ist ein Häuschen zum Schutz außenrum gebaut. Wenn man viel Glück hat, gibt‘s sogar eine Türe 😂

Ansonsten sieht der Spaß so wie auf den Bildern anbei aus 🙈😂

Am Anfang dachten Carla und ich noch: Lass uns warten bis wir im Dorf sind und dann auf Toilette gehen. Am Ende war‘s genau andersrum: Lieber irgendwo in der Prärie, denn da war’s „hygienischer“ als im Dorf auf einer „Toilette“. 

Generell duschen die Nomaden auf dem Land nur alle 4-6 Wochen. Dazwischen gibt‘s Katzenwäsche mit Regenwasser oder Wasser vom Fluss, falls es einen gibt... 

Richtig Hände gewaschen habe ich für fast 7 Tage nicht. Eine Herausforderung! Geschirr abwaschen wird hier auch nicht so ernsthaft betrieben. Glaubt mir, das Gefühl als ich gestern im Hostel ankam und die Toilette und Dusche nutzen konnte, war UNBESCHREIBLICH!!! Ein echtes Erlebnis!! 😊

Übernachtungsquartiere

Wir haben entweder bei den Nomaden in Jurten auf dem Land übernachtet oder gezeltet. Egal wo, der Sternenhimmel, die Erlebnisse und die Aussichten waren immer atemberaubend und einmalig. 

Ich konnte es mir zuvor nicht vorstellen, dass man so viele Sterne, Sternschnuppen und die Milchstrasse sehen kann. Unbeschreiblich schön! 

Die letzte Nacht verbrachten wir bei einer Nomadenfamilie, wo wir bei deren täglicher Arbeit unterstützen durften. Ich trieb zuerst die Kühe mit dem Moped zum Melken ein, dann durfte ich melken, reiten und beim Joghurtmachen helfen. Danach wurden wir zu einer Art Schnupftabak-Ritual vom Familienältesten eingeladen. Super Erlebnisse!!! Auch wenn der Sattel beim Reiten viel zu klein für mich war (mal ganz abgesehen vom Pferd 😉) und der Joghurt aus Kamelmilch nicht meinen Geschmack traf! 🙈😄

Die Landschaft

Hierzu kann ich wohl am wenigsten sagen und auch die Bilder können die Schönheit dieser ganz verschiedenen Landschaften wohl kaum so zeigen, wie ich sie gesehen habe... Trotzdem will ich euch die besten Bilder nicht vorenthalten .

Fazit

Ein Traum und ein echtes Abenteuer: Wunderschön, wild und weit! Die Mongolei ist definitiv eine Reise wert und die Herzlichkeit der Menschen hier beeindruckt mich! Wenn es nicht noch so viele andere Plätze geben würde, die ich sehen mag, würde ich für solch ein Abenteuer nochmal kommen! 

...nun verbringe ich die letzten 48 Std in Ulan Bator bevor ich am Samstag zurück nach Deutschland fliege. Im Hostel ertönt melancholische mongolische Musik, Undral singt mit. Ein bisschen wehmütig bin ich ...aber die Freude ist groß nach Hause zu kommen. Ich sage nur: mein Bad, mein Bett und Spätzle mit Soß! 😉

Antworten (3)

Nic
Ich bekomme schon Bauchkribbeln nur vom Bilder anschauen und lesen. Mongolei ich werde auch mal kommen ♡ und zu dir Silli komm ich auch bald ♡

Silke
ich freu mich schon!!

Gertsche
Sauschöner bericht, silly! Man merkt dur die begeisterung richtig an: fürs land und fürs Nachhausekommen auch☺️😚