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Tür 21: Das Leben der Kleinen

Veröffentlicht: 21.12.2019

Egal wie gut du etwas kannst, es gibt immer ein 11-jähriges Kind in China, dass besser darin ist. – Dieses Bild bekommt man schnell, wenn man sich auf YouTube ein paar „people are amazing“-Videos ansieht. Dass Kinder in China viel arbeiten und lernen ist ja bekannt. Wie der Alltag chinesischer Kinder aber explizit aussehen kann, haben wir von unseren Freunden und Arbeitskollegen erfahren. Denn beim Small-Talk ist in China neben Reisezielen die Familie das Thema Nummer 1.

Dandan ist Konstrukteurin und im 8. Monat schwanger. Anfang Januar wird sie ihre gesetzliche Elternzeit beginnen, welche 4 Monate dauert. Das Geschlecht des Kindes kennt sie noch nicht, denn den Ärzten ist es verboten dies mitzuteilen, um Abtreibungen vorzubeugen. Die Ein-Kind Politik ist zwar nicht mehr gesetzlich vorgegeben, trotzdem wollen viele Chinesen nur ein Kind. Arbeitskollegen mit 2 Kindern sind die Ausnahme, dass ein Kollege 3 Kinder hat, habe ich noch nicht gehört. Wenn ich ihnen von meiner Schwester mit 3 Kindern erzähle, sind die meisten völlig erstaunt und wundern sich, wie das denn möglich sei! Denn von Beginn an bekommen diese eine Vollumsorgung, sie werde immer kontrolliert und begleitet. Was dabei herauskommen kann zeigt die Generation der kleinen Kaiser, Chinas Generation Y. 

Da Kindergärten und Krippen sehr teuer und die Eltern oft beide berufstätig sind, werden die Kids im Vorschulalter untertags meist von den Großeltern aufgezogen, traditionell die Eltern des Vaters. Wer Glück hat, hat diese bei sich in der Nähe und muss die Kinder vor der Arbeit nur bei diesen Absetzen. Lilys Eltern wohnen aber in einer entfernten Provinz. Sie sieht ihre 2-jährige Tochter nur zweimal im Jahr beim Heimatbesuch während der Feiertage. Es ist extrem schwer für sie.

Henrys Tochter ist 3 Jahre alt und bekommt bereits seit sie sprechen kann Englisch-Unterricht. Beim Wandern trällerte sie auf und Ab das „Apple, Apple i love you“ Lied. Wie viele in Ihrem Alter ist sie ständiges Fotomotiv ihrer Eltern. Das spontane Posen dafür kann sie schon aus dem FF. Auf den WeChat-Status unserer Kollegen sind regelmäßig professionelle Shootings zu finden.

Schultage sind von Montag bis Freitag. Wer eine andere Schule besuchen möchte, muss in deren Einzugsbereich leben. Manche unserer Kollegen sind innerhalb der Stadt umgezogen, um ihre Kinder auf eine bessere Schule schicken zu können. Lilys 11-jähriger Sohn kommt wie Sie um 18 Uhr nach Hause. Nach dem Essen sind aber noch bergeweise Hausaufgaben zu erledigen. Viele Eltern finden selbst, dass die Schularbeit zu viel Zeit in Anspruch nimmt, doch Sie können es nicht ändern.

Am Wochenende stehen Hobbies und Trainings auf dem Plan. Die Samstage und Sonntage sind ausgebucht mit Kunst- oder Musikunterricht, Sprachschulen, Sport. Die Eltern sind immer mit dabei und sehen zu, manchmal wie beim Balett im Shopping-Center auch über Kameras vom Nebenzimmer oder Reiterstübchen aus. Das Erlernte wird meist auf Talentshows in Shopping-Malls zur Schau gestellt oder durch Prüfungen mit Preisen belohnt. Als ich erzähle, dass ich früher jeden Tag oft stundenlang ohne Aufsicht mit meinen Freunden getobt habe, antwortet ein Kollege: Dafür haben wir unserer Tochter den Samstag Nachmittag freigehalten, da bringen wir sie immer auf den Spielplatz.

p Dance-off Training

Der Leistungsdruck auf die Kinder ist sehr groß, denn die Konkurrenz im späteren Arbeitsleben ist es auch. Schulisch ist viel gefordert und an den Wochenenden wollen die Eltern Beschäftigung sehen. Einige Eltern würden ihren Kindern gerne mehr Freizeit zum spielen geben, doch sie trauen sich nicht. Denn alle machen es so und man muss mitziehen. 

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