Soo, jetzt hab ich mal ein bisschen Zeit für einen kleinen Eintrag über unsere Arbeit. Seit Dienstag arbeiten wir auf einer Tomatenfarm. Und das ist meega anstrengend. Aber mal von vorne:
Montag Nachmittag waren wir also beim Alan. Der besitzt ein Working Hostel und vermittelt Jobs, wenn man bei ihm wohnt. Das ist üblich in Australien und für die Farmer gut, weil sie dann immer eine bestimmte und sichere Anzahl Menschen anfordern können. Viele Working Hostels grade in den großen Städten nutzen die Backpacker aber in dem Sinne aus, dass sie im Hostel sind und dafür zahlen, aber keine Arbeit vermittelt bekommen. Bei uns ist das Gott sei Dank nicht so. Wir haben sicher Arbeit, weil grade viele Leute zum Tomatenpflücken gebraucht werden. Am Montag Nachmittag saßen wir also da und haben uns das alles vom Alan erklären lassen. Dass die Tomaten mit einer großen Maschine gepflückt werden auf der man sitzt, dass wir ca 650 Dollar pro Woche verdienen werden, dass wir 8-10 Stunden arbeiten, dass wir für sein Hostel 220 Dollar pro Woche pro Person zahlen etc. Und wir haben dann einfach mal zugesagt, weil wir das ausprobieren wollten und ein bisschen Geld dabei verdienen.
Im Hostel war zu dem Zeitpunkt noch kein Doppelzimmer frei, sodass Alan uns vorgeschlagen hat zu ihm ins Apartment zu ziehen, wo er Gästezimmer hat. Das haben wir dann natürlich angenommen, weil es dort einen Pool gibt! :D Das sollte dann erstmal für 4 Tage sein, aber inzwischen können wir für die ganzen zwei Wochen dableiben. Echt cool! Am Abend haben wir dann nochmal was eingekauft (es hatte nur ein Supermarkt offen, weil in Australien am 3.10. witzigerweise auch ein Feiertag war) und sind dann ins Appartment. Da haben wir den Pool ausprobiert und die supertolle Aussicht vom Balkon über den Ozean genossen. Abends sind wir dann in das Restaurant unten im Wohnhaus gegangen, weil unser 7-jähriges Jubiläum war. Da haben wir uns dann ein leckeres Thaiessen und Sekt gegönnt. War ganz schön teuer, weil wegen dem Feiertag 10% Aufschlag verlangt wurde. Sonst hat ja nix offen, aber trotzdem happig. Sogar den Reis musste man zum Curry extra bestellen. Da kam dann ganz schön was zusammen, aber es war lecker :DNach dem Abendessen sind wir ins Bett, weil wir am nächsten Tag für die Arbeit um 4 aufstehen mussten.
Morgens haben wir uns dann für mittags noch Sandwiches gemacht, gefrühstückt und sind dann losgefahren. Wir fahren erst immer mit unserem Auto von der Wohnung zum Hostel und von dort geht dann der Shuttlebus um 5:45 zum Feld. Dahin brauchen wir ca. 30-40 Minuten, weil es im Hinterland ist. Dann geht es gegen 6:30 los. Am ersten Tag haben wir noch eine kleine Einweisung bekommen, welche Tomaten wir pflücken sollen und wie das am besten geht. Und dann ging's direkt auf die Maschine. Dort sind 5 Arme an jeder Seite und an jedem Arm 2 Sitze. Jeder Arm ist in einer Tomatenreihe und so pflücken immer 2 Leute von je einer Seite an einer Tomatenpflanzenreihe. Die Tomaten schmeißt man dann auf ein Förderband, das sie den Arm hoch und in die Mitte transportiert, wo sie von einem Sortierer sortiert werden und dann in den Laderaum fallen.
Die ersten paar Meter pflücken waren echt ungewohnt, aber man ist schnell reingekommen und dann ging's ganz gut. Man hat am Anfang auch Schwierigkeiten die richtigen Tomaten zu finden, weil nicht nur die roten, sondern auch alle die irgendeine Farbe aufweisen, gepflückt werden sollen. Am besten sind die Tipcolour, d.h. sie fangen grade an von unten zu reifen. Das sind die, die später nachreifen und dann in die Supermärkte kommen. Also die, mit denen Geld verdient wird. An unserem ersten Tag war es auch so, dass die Pflanzen ungewöhnlich viele Tomaten hatten, weil es 3 Tage zuvor heftig geregnet hat und der Boden danach so matschig war, dass 3 Tage nicht gepflückt werden konnte. Also hingen umso mehr Tomaten dran, die wir ernten konnten. Allerdings waren das so viele, dass wir gar nicht hinterhergekommen sind. Die Maschine ist schon soo langsam gefahren und trotzdem sind wir nicht mit dem Tomaten aus den Pflanzen reißen mitgekommen. Für die Fälle gibt's dann einen Eimer, den man sich nehmen kann und dann muss man damit hinter der Maschine her. Wenn zu viele nicht nachkommen sieht das der Fahrer und wartet mal bis alle wieder auf ihren Plätzen sind. Das kam ziemlich häufig vor, weil sogar die erfahrenen Picker nicht nachgekommen sind. Aber so konnten wir viel ernten und auch viel verdienen.
Zwischen 10 und 11 vormittags ist dann die erste Pause, die 15 Minuten geht. Zwischen 1 und 2 ist dann das halbstündige Lunch. Die Pausen hängen aber immer davon ab, wie lang man für die Reihen braucht, in denen man grade arbeitet. Und die Reihen am ersten Tag waren total lang und weil so viele Tomaten dranhingen und wir so langsam waren, kam die erste Pause erst gegen 11 und "Lunch" dann um halb 4. Gott sei Dank war es dann doch kein Lunch mehr, sondern gleich Feierabend. Den läutet immer der Chef, also der Farmer, ein, der vorbeifährt und sagt, dass wir aufhören können. Danach müssen sich alle auf einer Liste abhaken, damit man auch sein Geld bekommt. Nach dem ersten Tag hat uns beiden dermaßen der Rücken wehgetan!! Außerdem hatten wir trotz Sonnencreme, langärmeligen Shirts und Hüten leichte Sonnenbrände an den Oberschenkeln, Schultern und Gesicht. Die Beine und Arme haben auch wehgetan, aber nicht so schlimm.
Inzwischen haben wir gemerkt, dass der Feierabend um 4 noch früh war und dass wir nach der Arbeit erst gegen halb 6 / 6 zuhause sind. Das ist total blöde, weil die Geschäfte schon um 6 zumachen (außer Supermarkt, der hat bis 8 bzw der andere bis 9 offen). Am Dienstag Abend haben wir es dann aber doch noch geschafft uns Handschuhe zu kaufen (die Hände sahen so schlimm aus!! Aber Alan meinte wir brauchen nicht unbedingt welche...). Außerdem gab's ein Shirt für mich (5$) und eins fürn Andi (12$), das dreckig werden kann. Und Billigschuhe (6$) haben wir uns noch gekauft, damit wir unsere schönen Wanderschuhe bzw Andis teure Joggingschuhe nicht kaputt machen. Damit waren wir dann ganz gut ausgerüstet. Zuhause kann man dann auch nicht viel mehr machen als duschen, Essen kochen, essen und ins Bett gehen. Am nächsten Tag geht's schließlich um 4 wieder aus dem Bett.
Der zweite Tag ging dann schon viel besser zum pflücken (auch wegen den Handschuhen!). Wir hatten aber wieder so irre viel Tomaten und haben erst nach 5 Stunden Arbeit die erste Pause gemacht. Feierabend war dann erst um 5:15... Da ist es wirklich schon dunkel, wenn man heimkommt, weil die Sonne um 6:30 untergeht.
Heute haben wir unseren vierten Tag geschafft und sind schon voll die Profis. Wir haben jetzt auch nicht mehr so viele Tomaten, sondern haben gestern und heute viele First Picks gemacht, d.h. das erste mal an diesen Pflanzen ernten. Das blöde ist dabei, dass alle erntereifen Tomaten unten hängen und man wirklich die ganze Zeit nur im Busch hängt. Für den Rücken ist das alles andere als gut. Er tut auch immer noch weh, aber ich denke das wird ein Dauerzustand für die zwei Wochen sein, wo wir hier sind. Außerdem geht der Sonnenbrand auf den Oberschenkeln nicht weg, aber wir haben keine Zeit uns lange Hosen zu kaufen. Etwas öde. Wie gesagt haben wir aber gleich am ersten Tag wieder gekündigt, sodass wir nur die Mindestzeit von 2 Wochen hierbleiben. Das reicht völlig. So viel Verdienst springt dabei nicht raus und viele machen die Arbeit auch nur wegen den Tagen für das Second Year, also dem zweiten Working Holiday Visum, das man eigentlich nur einmal im Leben bekommt. Aber wenn man im ersten Jahr 3 Monate Farmarbeit bzw Erntehelfer macht bekommt man ein zweites Jahr. Das wollen wir ja nicht und deswegen lohnt sich die Arbeit nicht wirlklich. Irgendwie haben die auch eine Möglichkeit gefunden den gesetzlichen Mindestpreis für 1kg zu drücken, sodass wir nur 17 Cent pro Kilo Tomaten bekommen (das dann noch durch 21 Leute auf der Maschine...). Einige haben da schon bei irgendwelchen Fair Work Stellen angerufen, aber das hilft nix. Naja egal, wir sind bald weg und im Moment geht der Verdienst ja.
In der Wohnung lebt auch noch ein anderes Pärchen und da meinte sie, dass sie auch schon Tage hatte, wo sie mit 20$ raus ist. Das ist bitter. Jetzt arbeitet sie im Cornshed, wo man nach Stunden bezahlt wird. Aber die Arbeit dort ist noch härter meint sie, weil alles Akkord geht, die Maschine steht nicht still. Man muss die ganze Zeit vornüber gebeugt stehen und hat Blasen an den Händen vom packen der Maiskolben. Außerdem beginnt der Tag dort schon um 3:00 nachts und geht dann locker 12 Stunden. Schon heftig. Dafür hat man nach dem Tag halt auch sicher seine 200$ in der Tasche.
Ansonsten sind die beiden in der Wohnung auch ganz nett und haben uns schon viel von ihren Erfahrungen erzählt. Er arbeitet schon seit Anfang an im Cornshed und jetzt sind sie wie gesagt beide da. Und sie wohnen schon die ganze Zeit beim Alan daheim im anderen Gästezimmer, keine Ahnung warum sie nicht ausziehen müssen :DDie beiden sind übrigens Deutsche und auch insgesamt gibt es viele Deutsche auf den Feldern. Auch viele Franzosen gibt es, aber die werden allgemein für ihre aggressive Grundstimmung gehasst. Leider bestätigen mehr Fälle diese Einstellung der Leute hier als dass sie sie widerlegen. Dann gibt es noch einige Australier, Engländer und Asiaten. Die Asiaten arbeiten aber eher im Cornshed, weil die wohl ohne wenn und aber in einem Tempo schuften wie die Irren. Asiaten halt... ;) Auf dem Tomatenfeld sind sie nicht ganz so effektiv.
Übrigens gibt es in Australien eigentlich kein Bio. Alles ist irgendwie mit künstlichem Geschmack und Konservierungsstoffen versetzt oder mit Pestiziden verseucht. Also arbeiten auch wir in einem Feld, das schön mit Pestiziden bearbeitet wird. Ist natürlich nicht ganz so schön für die Atemwege, wenn man die Pflanzen auseinander reißt und das Zeug rumstaubt. Besonders schlimm ist es aber wohl für die Haut. Viele der Leute, die schon länger da arbeiten klagen über trockene, offene Hautstellen im Gesicht, an Händen oder Beinen. Deswegen sollen wir auch langärmelige Sachen tragen. Da das grüne Zeug von den Händen auch nicht mehr abgeht, könnte ich es mir ohne Handschuhe auch nicht vorstellen, da ich ja allein für die Kontaktlinsen schon saubere Hände brauche. Sonst bring ich das Zeug noch in die Augen. Andi hat inzwischen leider schon so komische Minipusteln am Arm bekommen. Auch meine Arme jucken. Hoffentlich geht das wieder weg.
Jetzt haben wir schon den fünften Tag hinter uns. Gestern konnte ich den Eintrag nicht fertig schreiben, weil wir abends noch einkaufen waren (hab eine Leggings als Beinschutz bekommen!), dann Bolognese gekocht haben, dann geduscht und nur noch ins Bett gefallen sind. Es war dann auch schon 10 und das hieß in 6 Stunden schon wieder aufstehen... Heute war ich dementsprechend müde. Aber es geht weil wir heute schon um 4 Feierabend gemacht haben. Vielleicht können wir dann noch in den Pool hüpfen. Den können wir sonst gar nicht nutzen, weil es einfach zu spät ist wenn wir heimkommen. Im Meer waren wir auch noch nicht bzw eigentlich haben wir noch gar nix von Bowen und seinen Stränden gesehen :D Das wollen wir dann an unserem freien Tag machen. Der wird wahrscheinlich am Dienstag oder so sein. Wir haben schon gehofft, dass es nicht Sonntag ist, weil wir dann wieder nicht einkaufen gehen können. Bzw nur in dem teuren Supermarkt. Wenn wir übel fertig oder krank sind können wir uns auch einen Tag einfach freinehmen, aber dann kommt logischerweise auch kein Geld rein. Also warten wir auf den regulären wöchentlichen freien Tag. Sind auch schon gespannt auf den ersten Gehaltsscheck.
Soo, ich denke das war erstmal das wichtigste über unser momentanes Leben. In nächster Zeit wird wohl nicht so viel spannendes passieren. Aber das ist auch mal schön, da muss man nicht jeden Tag planen was man am nächsten Tag anschauen will :D
Ein gutes hat die Farmarbeit übrigens noch: Tomaten müssen wir uns im Moment nicht kaufen und sind vielseitig verwendbar :D