Veröffentlicht: 09.05.2019
Meinen ersten vollen Tag in der südamerikanischen Wüstenoase, welcher gleichzeitig auch mein erster freier Tag sein sollte, habe ich damit verbracht, mit drei israelischen Gästen des Hostels Sandboarding zu machen, bei welchem man Schuhe, Sandboard und Wachs bekommt und dann mit dem eingewachsten Board die Sanddünen runtersurft. Die Sanddünen, welche ich bei meiner Ankunft aufgrund der Dunkelheit noch gar nicht gesehen hatte, sind gigantisch und umgeben die ganze Oase wie riesige Mauern. Mit dem Wissen kann man sich allerdings auch vorstellen, wie anstrengend es sein muss, so eine Düne hochzulaufen, um anschließend in wenigen Sekunden wieder heruntergesurft zu sein. Bei meinen Surfversuchen ohne jegliche vorherige Surf-, Snowboard- oder Skierfahrung hat es gar nicht mal soo schlecht, aber auch gar nicht mal so gut geklappt. Anfangs hatte ich unglaublich Angst zum ersten Mal herunterzusurfen, weil es von oben verdammt steil aussah und ich von einem Mitarbeiter schon Verletzungen gesehen habe, die dadurch zustande gekommen sind. Mir ist allerdings nichts passiert und ich hätte es gerne noch viel öfter gemacht, wenn ich nicht jedes Mal erneut hätte hochlaufen müssen. Den Abend bzw. die Nacht habe ich mit den 3 Israeli und Danna in der Hostelbar verbracht, wo schon ordentlich gefeiert wurde.
Zugegebenermaßen kann man in Huacachina außerhalb des Hostels fast schon nicht mehr machen, als mit einem Buggy oder Quad durch die Wüste zu fahren. Somit habe ich meine freie Zeit tagsüber oder meine freien Tage damit verbracht, mit Freunden nach Ica in die Mall Quinde zu fahren, wo ich insgesamt 2 mal shoppen und 3 mal im Kino Cinerama war. Das Kino war glücklicherweise mega günstig im Vergleich zu deutschen Kinos, sodass ich für den Eintritt, Popcorn und Getränk insgesamt nicht mehr als 7 Euro bezahlt habe. Anders als in Deutschland ist das Popcorn hier allerdings salzig und das beliebteste Getränk ist Chicha Morada, welches aus maíz morado (Lila-Mais) hergestellt wird, eine violette Farbe hat und auch unglaublich süß ist. Die Filme waren verständlicherweise auf Spanisch, allerdings habe ich sie alle gut verstanden. Angesehen haben wir uns "El Bosque maldito" (The hole in the ground), "Cementerio maldito" (Pet Sematary) und "Captive State".
Außerdem erwähnenswert ist, dass ich mir einmal den Sonnenaufgang und einmal den Sonnenuntergang von den höchsten Dünen angesehen habe, welche beide wunderschön anzusehen waren und sich auf jeden Fall die Mühe gelohnt haben.
Mit Francisco, einem anderen Freiwilligen aus Chile, bin ich einmal zusammen auf der Oase Boot fahren gegangen und nach dem Beobachten des Sonnenuntergangs sind wir die steile Sanddüne heruntergerannt. Das, muss ich sagen, ist eines der Dinge, die einen unglaublich glücklich machen. Durch den weichen Sand und den scheinbar endlosen Weg ohne Hindernisse bergab, fühlt man sich dabei unglaublich frei und will nicht mehr aufhören, weiterzurennen.
Am einzigen Tag außerhalb vom Hostel, den ich nicht in Huacachina oder Ica verbracht habe, bin ich mit Fernando, einem Freund meines Chefs, mit welchem ich mich bei der Arbeit schon öfter unterhalten habe, zum Weingut Tacama, dem ersten Weingut Perus, gefahren, wo wir uns in einer Führung die Herstellung von Wein und Pisco erklären lassen haben und anschließend eine Wein- und Piscoverkostung hatten. Wie zu erwarten, waren auch die Weine sehr süß, was mir diesmal allerdings sehr gut geschmeckt hat. Der pure Pisco dagegen war einfach nur stark und ich hätte ihn lieber gemischt genossen. Nach dem Besuch des Weinguts haben wir schließlich noch die Weinbar Bodega Lazo in Ica besucht, welche ein Museum mit sehr alten Gegenständen beinhaltete, die teilweise mit der Weinherstellung zu tun hatten.
Wenn ich meine freie Zeit im Wild Rover Hostel verbracht habe, habe ich mich an den Unterhaltungsangeboten beteiligt, einen Ceviche-Kochkurs und einen Pisco Sour Kurs besucht, an Wettkämpfen wie dem Bierpong-Tournament oder dem Splashcup-Tournament teilgenommen, bei Fußballspielen mitgetippt, meinen Mitarbeitern ausgeholfen, wenn es sehr stressig war oder wir die Bar für den Abend noch besonders dekorieren mussten oder ich bin einfach in den Pool gegangen bzw. auch von anderen mit Klamotten reingeschmissen worden. An manchen Tagen war man allerdings sehr müde von der Arbeit am Vortag, da wir manchmal erst sehr sehr spät ins Bett gegangen sind, sodass man bis zum Nachmittag geschlafen hat.
Die einzige Besonderheit, die ich vielleicht noch erwähnen könnte, ist, dass ich mir an meinem vorletztem Tag von unserem Hostel-Tätowierer ein drittes Ohrloch an unserer zweiten Bar habe stechen lassen. Im Gegensatz zu meinen ersten beiden hat er dieses aber nicht geschossen, sondern selbst gestochen, was wahnsinnig weh getan hat und aus welchem Grund auch immer unvorstellbar lange gedauert hat (womöglich weil er den Ohrring verbogen hat, während er schon in meinem Ohrloch war). Allerdings hat er es, auch ohne es vorher mit einem Stift zu markieren, an der richtigen Stelle gesetzt und es hat sich nicht entzündet oder sonst was, was meine Familie an der Stelle beunruhigen könnte.
Was man sonst noch zum Leben in einer Oase sagen könnte, ist, dass es öfter mal Stromausfall gibt, Duschen oder Wasserhähne zeitweise nicht funktionieren, es nur einen einzigen Geldautomaten gibt, keinen Supermarkt, dafür aber kleine Kiosks, Apotheken, Resturants und Bars, Tourismusbüros, Hotels und Hostels und einen Markt mit Souvenirs und Kleidung für Touristen.