Salam ya Amman
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Eid Milad Mohammad.

Veröffentlicht: 08.11.2019

Mittwoch, 06. November

7:30 am. Wie üblich mache ich mich nach meinem Frühstück auf den Weg zu Tarabot. Und wie üblich fragen wir als wir ankommen Samer, der an der Rezeption sitzt, was heute für ein Programm geplant ist. Wir haben festgestellt, dass man das am verlässlichsten am Tag selbst erfährt. Und tatsächlich, es gibt heute etwas: am Samstag ist der Geburtstag von Prophet Mohammad, die wichtigste Person im Islam, was heute schon hier mit den Kindern gefeiert wird, da Tarabot am Samstag geschlossen hat. Um 3 Uhr kommt daher ein Bus voller Kinder, die hier dann ein lustiges Programm erwartet.

Zunächst aber die üblichen Verdächtigen, die hier vor ihrem Unterricht erscheinen: Sara mit ihrem Bruder Jafer und Cousin Hamed, außerdem noch Aiham, ein Freund von ihnen. Sie haben heute keine Lust zu malen und möchten etwas spielen. Sophias und mein Vokabular reicht mittlerweile schon aus, um das auf arabisch zu verstehen. Sophia erklärt dann also ebenfalls auf arabisch ein altbekanntes Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst. Die Kids kennen das offensichtlich noch nicht, aber haben sichtlich Spaß daran, während Sophia und ich gleichzeitig unser Arabisch-Vokabular noch ein wenig auffrischen können. Kurz darauf verabschieden sie sich dann bis heute Nachmittag, und Sophia und ich werden von unseren Tarabot-Kolleg*innen in einen anderen Raum gerufen.

Dort gibt es heute: Frühstück. Fuad, ein Kollege, der aus Syrien kommt, hat heute Makdus und traditionellen syrischen Käse mitgebracht, hausgemacht von seiner Mutter. Mara’a, die Rezeptionistin, hat dazu noch Brot und Hummus von Abu Wahid besorgt, sodass nun alle um drei große Tische herumstehen und Brote in die verschiedenen Teller dippen. Yum. Ob es einen Anlass gibt, fragen wir Dr. Amina. „We just like food!“, ihre Antwort. So lässt es sich hier wirklich arbeiten.

Es sind nun noch etwa 3 Stunden, bis die Kinder kommen, in denen es nichts zu tun gibt, weshalb Sophia und ich uns unseren Arabisch-Unterlagen widmen, bis uns die Köpfe rauchen. Eine neue Sprache zu lernen ist wirklich mühsam, das merken wir immer wieder, Tag für Tag.

Dann ist es endlich so weit: die Kinder kommen! Etwa 50 Stöpsel kommen hereingestürmt und lassen zunächst artig die Anwesenheitskontrolle über sich ergehen. Dann werden alle in zwei Gruppen aufgeteilt und es wird gebastelt: kleine Holzstäbe mit Glitzerherzen, die mit Augen, Mund, Schleife und einem Lobspruch auf Mohammad verziert werden. Mir werden aus verschiedensten Richtungen kleine Hände und Scheren entgegengestreckt, mit dem Auftrag, Herzen und Schleifen auszuschneiden. Und das in Akkordzeit, denn die Zeit für das heutige Nachmittagsprogramm ist wie immer knapp getaktet. Am Ende haben es jedoch alle geschafft und verlassen zufrieden, jeder mit einem lustig lächelnden Glitzerherz den Raum.

Es versammeln sich nun alle wieder in dem großen Saal in der Mitte, in dem ein riesiger Teppich ausgebreitet ist, auf dem nun alle Kinder Platz nehmen. Dann kommt Kemos Auftritt, ein weiterer Mitarbeiter Tarabots. Er hat eine lustige Verkleidung an und liest mit lauter Stimme eine Geschichte über den Propheten Mohammad vor, der die Kinder gespannt lauschen. Im Anschluss gibt es noch eine Art Quiz. Ich verstehe die Fragen nicht, natürlich ist alles auf arabisch, aber die Kinder dafür umso besser. Alle recken lauthalsig ihre kleinen Arme in die Höhe – jede*r will die richtige Antwort sagen, und dafür ein Bonbon als Belohnung bekommen. Danach kommt vorne eine Trommel zum Einsatz, und es wird gesungen. Sophia und ich beobachten das ganze Spektakel von hinten und sind ganz verzückt von der zuckersüßen Menge.

Danach bekommen alle noch eine zuckersüße Süßigkeit: Warbat, ein arabisches Gebäck, das Baklava ähnelt und mit süßem Käse gefüllt ist. Sehr fettig und sehr lecker. Zum Abschluss bekommen alle Kinder noch ein kleines Geschenk und verlassen dann in Reih und Glied wieder das Gebäude. Das war ein wirklich lustiges Schauspiel.

Das Nachmittagsprogramm hat ein wenig länger gedauert, weshalb wir es heute nicht ganz pünktlich zur Vorlesung schaffen, und danach im Eilschritt zu Sophia hasten, weil wir heute noch unsere Arabisch-Stunde mit Rose haben. Am späten Abend habe ich dann außerdem noch ein Arabisch-Englisch Tandem mit Reem, einer Freundin von Ammar, die in Syrien lebt. Wieder einmal ein sehr langer, aber sehr gelungener Tag. Bald ist ja auch schon Wochenende.


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