David und Lotti auf großer Fahrt
David und Lotti auf großer Fahrt
vakantio.de/rosti-frosti

Kleiner Photoshoot am Rande

Veröffentlicht: 11.03.2017

Montag, 20. März 2017

Hallo ihr Lieben,

wir haben uns schon wieder lange nicht gemeldet, was?

Am 10.3. mussten wir Saint-Rémy leider verlassen. Nicht etwa, weil wir genug davon hätten, sondern einfach weil unsere Toilette voll war und es weit und breit keine Service-Station gab. So fuhren wir 15 Kilometer weiter in einen Ort namens Beaucaire, für einen privaten Stellplatz mit Entsorgungsstation für die Chemie-Toilette, Strom und anderen Annehmlichkeiten. Nun ja, so kann es auch mal gehen.

Unser Stellplatz war sehr schön gelegen und das Wetter toll, die Stadt Beaucaire selbst jedoch nicht ganz so schön anzusehen. Sie besitzt zwar eine sehr gut erhaltene Burg und die vorteilhafte Lage an der Rhône, hat daraus jedoch anscheinend nicht viel gemacht. Es wirkte alles etwas düster und auch langweilig, die Wohngegenden schienen trotz historischer und auch gut erhaltener Häuser etwas verarmt.

Als es an unserem zweiten Tag dort auch noch zu regnen begann, flohen wir Hals über Kopf zurück nach Saint-Rémy, wo wir uns nochmals bis zum 15. die Zeit vertrieben. Mehr als ein paar Spaziergänge und viel Studienvorbereitung gibt es da aber leider nicht zu erwähnen.

Erneut auf der Suche nach Abwechslung und ein paar Annehmlichkeiten eines Campingplatzes brachen wir am Mittwoch in Richtung Salon-de-Provence auf. Der Campingplatz lag dann aber 4 km von der eigentlichen Stadt entfernt, deshalb erledigten wir unsere Einkäufe und das Tanken auf der Hinfahrt. Auf dem Gelände, das zu einem ehemaligen Bauernhof zu gehören schien, konnten wir duschen und uns weiterer Abwässer entledigen, doch unser Eindruck davon wurde durch die misslungenen menschlichen Interaktionen mit dessen Besitzern etwas getrübt.

Durch Sprachgeschwindigkeit und Akzent der Sprecher kamen David und ich mit unseren Antworten nur langsam hinterher. Darauf nahmen der Campingplatz-Besitzer und die drei anwesenden älteren Frauen jedoch wenig Rücksicht. Ihr Eindruck von uns war schlichtweg: diese Touristen heutzutage, die kein Französisch mehr sprechen. Dabei verstanden wir ja alles, was sie über uns sagten! Sie ließen sich noch eine Weile - direkt neben uns - über uns aus und wir bezahlten den Preis für Camping und Wlan (für nur ein Gerät!!!).

In vielerlei Hinsicht war dieser Stellplatz einer der sonderbarsten bisher. Uns kam in regelmäßigen Abständen ein verwahrlost aussehender Hund entgegen, der seine abgerissene Kette hinter sich her zog. Und als ich eines Morgens aus dem Sanitärhäusschen kam, lief an mir ein Herr vorbei, der nur einen Bademantel trug und eine Jack Daniels Flasche in der Hand hielt...

Jedenfalls mussten wir nicht über eine Verlängerung unseres Aufenthalts dort nachdenken. Aber wir kamen mit unserer Arbeit etwas voran und das gute Wetter verhalf uns zu guter Laune und unserem ersten Fotoshoot für Davids Bewerbungsfoto (siehe Bilder).

Unser nächstes Ziel war die kleine Gemeinde Lacoste (die weder mit der Firma noch mit dem Tennisspieler etwas zu tun hat). Sie liegt nahe der bekannteren provenzalischen Stadt Apt, die David bereits aus einem vorherigen Urlaub in der Provence kennt. Auf unserer Fahrt dahin entdeckten wir am Straßenrand zwei junge Anhalter und entschieden kurzerhand, uns mal etwas zu trauen und sie mitzunehmen. Die beiden waren nur ein paar Jahre älter als wir und wollten nach Castaillon, eine Stadt von der das Navi sagte, sie liege auf unserem Weg. Deshalb luden wir die beiden ein und machten uns kurz bekannt (haben aber gar nicht nach ihren Namen gefragt... fällt mir ein). Diese Bekanntmachung war aber lang genug um mich von meiner Aufgabe als Navigator abzulenken und so verpassten wir im nächsten Kreisverkehr prompt die richtige Ausfahrt nach Cavaillon. Deshalb mussten wir einen Umweg nehmen (schließlich hatten wir ja nun schon versprochen, sie dort hin zu bringen) und die beiden haben sich nach den 20 Minuten Fahrt wahrscheinlich gewünscht, bei jemand anderem eingestiegen zu sein.

Trotzdem waren sie natürlich extrem nett und wir unterhielten uns gut auf Englisch. Sie studieren beide in Marseille (und teilten beide unsere Meinung zum unverständlichen süd-französichen Dialekt) und nahmen in diesem Rahmen gerade an einem drei-tägigen Geocaching-Wettbewerb teil, bei dem sie in der Region an verschiedenen Orten Hinweise finden mussten (sozusagen eine GPS-Schnitzeljagd). Außerdem sprachen wir über Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich, vor allem im Verkehr, und hatten so auch etwas zu lachen. Wir sind auf jeden Fall froh uns da mal überwunden zu haben und endlich (seit Pierre) das erste längere Gespräch mit Einheimischen zu führen. 

Lacoste selbst ist ein ziemlich verschlafenes und ausgestorbenes Örtchen. Unser kostenloser Parkplatz ist wunderschön gelegen, unter ein paar verträumten Bäumen und mit einer Sicht auf das gesamte Tal unterhalb des Orts. Es gibt anscheinend zwei Cafés und ein Restaurant, aber außer dem Office de Tourisme, das gleichzeitig als Bibliothek funktioniert, hatte nichts offen. Die gut erhaltene Schloss-Ruine, die ganz oben auf dem Berg liegt, gehört heute irgendeinem Modeschöpfer (nicht Lacoste!). Und die Hälfte der restlichen Gebäude wahrscheinlich auch. Außerdem werden die tollen mittelalterlichen Gebäude im Sommer wahrscheinlich von versnobten amerikanischen Studenten und Professoren bewohnt, denn das private Savannah College of Art and Design bietet seinen Studenten Auslands-Semester in Lacoste an. Bei einem Blick durch die Fenster lief uns ein Schauer über den Rücken, denn die Ausstattung der Studenten-Wohnhäuser erinnerte eher an das Set-Design irgendeiner Serie von Nickelodeon als an eine wunderschöne mittelalterliche Stadt in der Provence. Außerdem wollen Studentenleben und teure Einrichtung und Luxus in unseren Köpfen einfach nicht zusammenpassen.

Jedenfalls merkt ihr, dass es in Lacoste nicht viel zu tun gibt. 

Gestern besuchten wir den "Belle Brocante" Trödelmarkt in Saint-Saturnin-lès-Apt und verbrachten einige Zeit in der Sonne in einem sympathischen kleinen Eiscafé. Der eigentliche Markt war zwar nett, entsprach aber nicht unbedingt unserer Geschmacksrichtung. 

Heute waren wir im Office de Tourisme/Bibliothek, das auch noch die Post von Lacoste ist. Wir bestellten die Chemikalien für unsere Campingtoilette an deren Computer nach und lassen uns das dann an die Poststation des Nachbarortes liefern (sehr kompliziert, hab's auch nicht genau verstanden). Und da es in Lacoste auch keinen Supermarkt (und nicht mal einen Bäcker) gibt, sitzen wir jetzt gerade in Apt, nach unserem Großeinkauf, in einem Café mit Wlan.

Ab Donnerstag soll es lange lange regnen und kalt werden... Wünscht uns Trockenheit in Rosti! Bis dahin haben wir es aber vielleicht auch schon an einen Ort mit Strom (also auch Heizung) geschafft. Mal sehen.

Ihr hört bald wieder von uns, versprochen! 

Bis dahin, 

David, Lotti und Rosti




Antworten (1)

Michael
Wieder ein sehr schön geschriebener Text. Bei den Bilder gefallen mir besonders die Porträts. Wie Lotti über die Brille schaut, so cute!

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