David und Lotti auf großer Fahrt
David und Lotti auf großer Fahrt
vakantio.de/rosti-frosti

Bye bye Vienne (and see you later?)

Veröffentlicht: 03.03.2017

So… da haben wir wohl schon über eine Woche lang keinen Blogeintrag mehr geschrieben, was? 
Aber ich kann alles erklären! Es war auch überhaupt nicht unsere Schuld!!!
 

Die Ursache für die plötzliche Funkstille ist nämlich eigentlich der Kapitalismus! Ja, richtig.

Der Kapitalismus brachte die Besitzer der Website Jimdo höchstwahrscheinlich dazu, sich zu sagen: „Gut, wir bieten hier an, dass man sich kostenlos eine ziemliche schicke Website erstellen kann. Aber WIE machen wir denn jetzt daraus Geld? Man müsste irgendeinen groooßen Nachteil von der kostenlosen Nutzung haben, damit man sich die Pro-Version kaufen muss. Ich würde sagen, wir lassen diesen komischen Bloggern, die gerne viele Bilder hochladen, einfach nur 500 MB Speicherplatz. HA! Damit können die sicher gerademal 10 Einträge oder so schreiben! Genial.”

Und so kam es, dass unser Blogeintrag vom 23.02. sich partout nicht hochladen lassen wollte, da wir schon 499 MB verbraucht hatten…
Deswegen haben diejenigen von euch, mit denen wir leider nicht in ganz so regem telefonischem Kontakt stehen, auch noch nicht erfahren, wie es mit uns und Rosti seit der kleinen „Inkontinenz-Panne” (wie wir sie liebevoll nennen) weiterging. Ich fasse mich aber trotzdem möglichst kurz, da ich ja noch viele weitere Tage nachzuholen habe.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Wie auch schon die vergangenen paar Tagen in Vienne, begann auch dieser erneut damit, dass wir immer noch keine konkrete Ahnung von der Herkunft der mysteriösen Flüssigkeit hatten. Also musste David erneut den Motor reinigen, laufen lassen, untersuchen. Mittlerweile war er sich aber ziemlich sicher, dass er Diesel aus dem Schlauch der Einspritzdüse kommen sah. Wir hatte genug vom ewigen hin und her telefonieren mit den hundert Werkstätten. Deshalb wendeten wir uns kurzerhand wieder an den treuen ADAC, der uns erneut eine Werkstatt in der Nähe empfahl, die sich das Ganze mal anschauen sollte. Der Chef der Werkstatt persönlich nahm sich unser an und sprach sogar ein paar Fetzen Englisch mit uns! Er und ein sehr erfahrener Kollege, der nie mit uns, aber ab und zu mit sich selbst sprach, lokalisierten das Problem so wie David an der Einspritzdüse, tauschten deren Schlauch aus und zogen eine Schraube nach. Fertig. Rosti trocken. 70€.

Wir hatten uns also seit vier Tagen den Kopf um eine lockere Schraube zerbrochen!

Aber wie auch immer, das lag nun zum Glück hinter uns. Wir begannen also eifrig zu planen, wohin wir als nächstes wollten und beendeten den Tag mit einem Abschieds-Bier in der Bar de l’Hotel de Ville (diesmal ohne Pierre, jedoch mit seinem ebenso netten Cousin, der uns sagte, sie würden uns vermissen).

Freitag, 24. Februar 2017

Als wir Vienne verließen, hatte ich widersprüchliche Gefühle. Einerseits würde ich es vermissen und bereute, dass wir vieles von dieser lebendigen Stadt noch nicht gesehen hatten. Andererseits, war ich froh den Ort, an den wir durch Rosti so lang gefesselt gewesen waren, hinter mir zu lassen. Wir konnten nun wieder hin, wo wir wollten, und ließen auch die ständige Angespanntheit und Gereiztheit zurück.

Wir waren endlich wieder auf dem Weg Richtung Süden und auf dem Weg zu einer erneuten architektonischen Einzigartigkeit. 

Das Örtchen Hauterives war klein, ausgestorben und nicht sehr schön. Es lebte einzig und allein von dem nachhallenden Ruhm, vor 100 Jahren mal einen einzigen bedeutenden Einwohner gehabt zu haben. Jede Straßenecke und jeder Baum war nach ihm benannt. Sein Name war Ferdinand Cheval, er war Postbote und meiner Meinung nach ein Vorbild für jeden von uns. 

Eines Tages im April 1879, auf dem Heimweg von seiner täglichen Tour als Landbriefträger, stieß der damals 43-jährige auf einen ganz besonderen Stein, der ihm seinen lebenslangen Traum zurück in Erinnerung brachte. Und von diesem Tag an baute er 33 Jahre lang jede Nacht und ganz allein an seinem Palais Idéal in seinem kleinen Gemüsegarten hinter dem Haus. Dieser Palast ist weltweit einzigartig, denn sein Erbauer hatte nicht die geringste Ahnung von Architektur. Er ließ sich von der Natur inspirieren, von den Zeitungen, die er austrug und ab 1890 von den beliebt gewordenen Postkarten aus aller Welt. Und so entstand durch die Hände eines einzigen Mannes und nach 10.000 Tagen und 93.000 Stunden Arbeit ein Bauwerk, dass sich nicht darum schert, in künstlerische Strömungen zu passen und dessen einziger Zweck es ist, anderen Menschen (und Tieren) eine Freude zu machen.

Zusätzlich hier wieder ein paar Gedanken von David:

Das Palais Idéal ist ein toller Gegensatz zur Kirche Ronchamps, man spürt in jeder Ecke den Geist und Witz des Erbauers. Es ist ein ehrliches Bauwerk voller Hintergedanken, der Palast eines Träumers, eines Verrückten? Jedes kleinste Schlupfloch ist begehbar und wurde liebevoll mit Fresken und Beschriftungen versehen. Es ist ebenso designt wie Notre-Dame du Haut, letzteres weniger bewusst. Denn der gute Postbote wusste ganz genau, was später aus seinem Palais werden sollte und so schmückte er es mit Anekdoten an verschiedenste Regionen, lud Gläubige aller Religionen ein (er schuf sogar eine kleine Moschee), alles mit dem Hintergedanken andere Menschen einzuladen seinen Traum mitzuträumen. Und so ist das Palais ein Irrgarten in dem Groß und Klein sich verlieren können, im charmanten Irrsinn eines Träumers.

Kurz gesagt: Wir wurden sehr inspiriert und nehmen uns diesen Mann gern zum Vorbild, unsere Träume weiterhin wahr zu machen.

Am Ende des Tages verließen wir das Städtchen Hauterives und kehrten zurück an die wunderschöne Rhône, an deren Ufer wir die Nacht auf einem Campingplatz verbrachten.



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