Veröffentlicht: 10.03.2019
Wie in der Überschrift bereits erwähnt, war für mich China im Vergleich zu allem anderen der bisher größte Kulturschock. Es ist einfach so anders als alles was wir in Europa kennen und gewohnt sind. Angefangen von Sprache, Verhaltensweisen, Kultur usw. Ich hatte viele skurrile Begegnungen und habe so meine Beobachtungen gemacht und Eindrücke gesammelt. Muss aber dazu sagen dass ich nur in Shanghai und Peking war und Megacities nochmal was anderes sind als andere Regionen.
Es ist mir hier ehrlicherweise nicht immer leichtgefallen. Ich musste mir in bestimmten Situationen immer wieder bewusst vor Augen halten, dass ICH hier der Gast bin und eher MEINE „europäischen“ Verhaltensweise für die ANDEREN merkwürdig wirken. Auch wenn ich sehr vieles seeehr befremdlich fand, musste ich mich als ausländische Touristin einfach anpassen. Aus deren Sicht bin ich wahrscheinlich die „übersensible Europäerin“...
Auf Details möchte ich hier in dem öffentlichen Blog nicht eingehen. Ihr könnt euch ja denken warum.
Am Ende konnte ich es doch alles mit Humor nehmen, sonst hätte ich mich ständig aufregen müssen 😂. Nur mit dem Spucken, lautstarken Reinigen der Atemwege und „anderen Geräuschen“ in der Öffentlichkeit werde ich mich nie anfreunden können! 🙈😳
Essen war in China auch nicht leicht für mich. Kaum Vegetarisches und für meinen Geschmack insg. viel zu fettig und süß. Es ist also tatsächlich so ungefähr wie wir es vom „Chinesen“ in Wien kennen. 😉
Ihr könnt euch vorstellen: eine weiße Westlerin kommt in ein Lokal, nur Chinesen, das alleine zieht schon die Blicke auf sich. Keiner spricht English. Und dann will sie auch noch was Vegetarisches und stellt Fragen auf „Google Translate“! Da erntet man Blicke sag ich euch. Als wäre man ein Alien! 👽
Shanghai
Nach dem Kampf mit dem fetten Rucksack durch die bumvolle Metro hab gleich am ersten Tag den Michi (den ich aus Thailand kenne) getroffen, der beruflich in Shanghai war 😀. Hat mich so gefreut ein bekanntes Gesicht zu sehen. Sind gemeinsam die Nanjing Road und den „Bund“ entlang spaziert und waren gemeinsam Abendessen. Leider musste Michi dann schon wieder zum Flughafen. Die gemeinsame Zeit war kurz, aber schön! 😊
In Shanghai hab ich die verschiedenen Viertel und klassischen Sightseeingspots abgeklappert. War auch spontan im Kino (Green Book), was eine lustige Erfahrung war. Bis zum Beginn des Films hab ich nicht genau herausfinden können ob der Film auf chinesisch mit englischen Untertiteln oder umgekehrt ist. Gott sei Dank war er in Originalsprache 😉. Ich war so happy dass ich mal wieder mit einer Gruppe von Menschen gemeinsam lachen konnte. Das hat mir offenbar sehr gefehlt...
In einem Restaurant hab ich eine liebe Kellnerin kennengelernt, die mit mir in ihrer Mittagspause im Sculpture Park spazieren war, wo lustigerweise auch Skulpturen von Erwin Wurm ausgestellt waren.
In Tianzifang hab ich mir neue Brillen machen lassen, weil meine alten leider fette Kratzer abbekommen haben. Für mich sind Brillen einfach sowas wie Handtaschen oder Schuhe für andere 😎.
Auf den Fotos seht ihr wo ich mich sonst so herumgetrieben habe.
Ein besonders schönes Erlebnis war ein Konzert in der Shanghai Symphony Hall (Schubert Klaviersonaten). Schon schräg österreichische Musik in China zu hören...
Peking
Mit dem High Speed Train habe ich die Strecke Shanghai-Peking in nur 4,5 h zurückgelegt. Der Zug fährt 350km/h!
In Peking hatte ich leider das bisher dreckigste und schäbigste Hostel, dafür konnten sie in der Rezeption englisch, was in China der Hit war! Die bisherige Kommunikation war nämlich alles andere als leicht 😳.
Meine Besichtigungen in Peking:
Meinen ersten Tag in Peking habe ich mit viel Sonne und frischer kühler Luft in der Sommerresidenz des Kaisers verbracht. Ein riesiges Areal um den Kunming-See mit so vielen kleinen Pagoden und Hallen, die sehr schwulstige Namen tragen (Halle des buddhistischen Wohlgeruchgs, Halle zum Zerstreuen der Wolken, Halle des Wohlwollens und der Langlebigkeit...) Der Kaiser und seine Familie hatten es hier jedenfalls recht fein!
Mein absolutes Highlight in China: 10km Wanderung auf der Mauer, Abschnitt Jinshanling. Sophie hat mir den wertvollen Tipp gegeben diesen Teil der Mauer zu besuchen, weil die anderen viel zu touristisch sind. Es hat sich sowas von ausgezahlt! Wir waren in der Gruppe zu zehnt mit Guide Chan unterwegs. Außer uns waren da so gut wie keine anderen Menschen, das Wetter war perfekt, der Ausblick gigantisch und die Stille mit Vogelzwitschern - ein Genuss!
Ich konnte mich noch dunkel an den Film „Der letzte Kaiser“ erinnern und habe versucht das Feeling hier aufzuschnappen. Ist bei den Massen etwas schwer gefallen, aber es war trotzdem beeindruckend. Die Stadt des Kaisers wurde ab 1406 in der Ming Dynastie von insg ca. 1 Mio (!) Sklaven und 100.000 Kunsthandwerkern gebaut und besteht der Legende nach aus 9999 1/2 Räumen. Eine Palastanlage mit 10.000 Räumen könne nämlich nur im Himmel existieren. Es wurde nachgezählt und es sind tatsächlich 8886 Räume auf der 720.000m2 großen Anlage. („It’s huuuuge!“ 😂)
Da hab ich schon den halben Tag gebraucht um das ganze Gelände abzuklappern.
Bis 1911 lebten hier die Kaiser der Ming und Qing Dynastie. Der letzte Kaiser Puyi zog erst 12 Jahre nach seiner Abdankung aus und der Palast wurde 1924 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Es war nicht leicht Blicke in die Räumlichkeiten zu erhaschen weil sich die Massen vor den Türen tummelten. Das was man gesehen hat, waren Relikte aus einer anderen Welt in der Vergangenheit... Von außen hatten die Gebäude eher einen kitschigen Touch, weil es renoviert wurde und die Farben so künstlich neu aussahen. Da wirkt das Alte dann fast „zu neu“, wenn ihr wisst was ich meine.
Danach ging es wieder mit dem schnellen bei mir leichten Schwindel auslösenden Zug back to Shanghai.
Zu guter letzt möchte ich noch ein paar meiner persönlichen Gedanken zu meiner Zeit in China loswerden.
Ich hatte hier tatsächlich das erste richtige „Reise-Tief“. Das lag an mehreren Faktoren: meiner Umgebung, in der das Reisen viel anstrengender ist als bisher, an den Menschenmassen, der Großstadtanonymität, an meiner persönlichen Erschöpfung von alledem und ganz oben natürlich an immer größer werdender Sehnsucht nach Nico. Ich weiß, ich weiß, Luxusprobleme! Aber wer denkt, reisen ist jeden Tag happy peppy, der irrt. Genauso wie es einem zu Hause nicht immer gut geht oder im Urlaub, so ist das auch auf Reisen. Und in China es ist wirklich anstrengend! Eine sehr esoterische Reisende, die ich in Thailand getroffen habe hat zu mir damals gesagt, China hat eine „negative Energie“ auf sie ausgeübt. Jetzt weiß ich ein bisschen was sie gemeint hat.
Ich hoffe, dass mich Japan wieder aus dem Tief herausholt! Darauf freue ich mich jetzt schon extrem. Seit der Schulzeit will ich da zur Kirschblütenzeit sein 😊 🌸!