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Japanische Höflichkeit

Veröffentlicht: 22.12.2018

Japanische Menschen gelten ja als sehr höflich. Diese Erfahrung machen wir auch, und die Japaner lassen sich in ihrem Willen zu helfen auch nicht durch mangelnde Englischkenntnisse abhalten, was zu einigen lustigen Situationen führte.

Eigentlich egal, wo wir mal wieder ratlos im Weg standen und beispielsweise den richtigen Zug suchten- wir wurden von japanischen Menschen angesprochen und befragt, wo wir denn hinwollen. Können sie uns nicht weiterhelfen, dann sehen sie es als ihre persönliche Aufgabe an, uns die benötigten Informationen zu besorgen. Ob sie dadurch selbst ihren Zug verpassen? Egal!

In unserer ersten Woche standen wir ratlos am Bahnhof. Wir waren nämlich ausversehen mit dem Zug nach Tanabe (Stadtteil von Osaka) gefahren, obwohl wir zum Start unserer Wanderung eigentlich nach Ki-Kanabe wollten, was etwa 3 Stunden Zugfahrt entfernt liegt.

Sofort wurden wir von einer netten Dame angesprochen, ob sie uns helfen könne. Das schlossen wir zumindest aus dem Zusammenhang, sie konnte nämlich kaum Englisch und redete auf japanisch auf uns ein. Wir zeigten ihr auf der Karte, dass wir nach Ki-Tanabe möchten, was ein Wortschwall an hai, hai, hai hervorrief. Hai bedeutet ja auf japanisch, dafür reichten unsere Japanisch-Kenntnisse. Sie bedeutete uns, stehen zu bleiben und lief auf der Suche nach Antworten kopflos durch den Bahnhof. Schließlich hatte sie gefunden, welchen Zug wir nehmen müssen und bedeutete uns, ihr zu folgen. Wir folgten ihr durch die verschiedenen Ebenen des Bahnhofs und hatten schon völlig die Orientierung verloren, bis sie uns zu einem Bahnangestellten führte. Dort entwickelte sich ein längeres, engagiertes Gespräch zwischen ihr und dem Bahnangestellten auf Japanisch, welcher ihr wohl alle möglichen Verbindungen und Zeiten nach Ki-Tanabe nannte. Wir verstanden allerdings vom ganzen Gespräch immer nur das Wort „Ki-Tanabe“, was mehrmals fiel.

Anschließend führte sie uns zu einem Info-Center, wo sie wiederum ein längeres Gespräch mit dem Mitarbeiter führte und uns anschließend ein Reservierungsticket für den benötigten Zug in die Hand gedrückt wurde.

Wir verabschiedeten uns mit vielen höflichen Verbeugungen und Dankesworten von unserer Retterin und Sie dankte uns herzlich mit dem japanischen „Arigato“, wobei das o am Wortende langgezogen ausgesprochen wird- also Arigatooo. Wofür sie sich bei uns bedankte ist uns nicht ganz klar… Dafür, dass sie vertrottelten Touristen am falschen Bahnhof 20 Minuten den richtigen Zug organisierte?

Glücklich kamen wir dann 3 Stunden später endlich im richtigen Ki-Tanabe an, wo eine anstrengende Wanderung auf uns wartete.

Grundsätzlich haben Japaner die Angewohnheit, sich ausgiebig für jede Kleinigkeit zu bedanken und auf ein Danke unsererseits ebenfalls mit Danke zu antworten, was zu einem endlosen Kreislauf führt.

In Tokyo aßen wir beispielsweise in einem traditionellen Soba-Restaurant (Nudeln aus Buchweizen), in dem man am Eingang die Schuhe auszieht und auf dem Boden vor einem niedrigen Tisch sitzt. Unser Kellner war ein junger Japaner, der etwas Englisch konnte und stolz war, dies auch anzuwenden. Die Besitzerin des Restaurants war wohl eine alte Japanerin ohne Englisch-Kenntnisse.

Dort ergab sich zum Ende der Mahlzeit folgendes Gespräch, welches typisch für Japan ist:

Wir bezahlen- der junge Mann bedankt sich überschwänglich mit Verbeugung und „Arigatoo“, wir antworten ebenfalls mit einem begeisterten „Arigatooo“ und verbeugen uns. Ob uns denn das Essen geschmeckt habe?- „Ja-sehr lecker“ Dieses Lob wird wieder mit einer Verbeugung und „Arigatoo“ quittiert, was wir natürlich erwidern. Wir ziehen unsere Schuhe an- auch das löst wieder ein begeistertes Arigatooo hervor. Wir laufen Richtung Ausgang. Der junge Mann bekam nun Verstärkung durch die alte Dame, welche gemeinsam ein Chor aus „Arigatooo“ anstimmten, welche wir mit einigen Arigatoos erwidern und uns verbeugend zum Ausgang vorarbeiten. Das Essen hat aber auch wirklich sehr gut geschmeckt, da kann man sich auch 10-mal für bedanken!

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