Veröffentlicht: 11.07.2023
Von Everett und dem Motel mit den fragwürdigsten Gästen, die nachts Knallkörper (wir hoffen, dass es solche waren und keine Patronen …) in der Nachbarschaft abfeuerten und auch ansonsten ein merkwürdiges Bild abgaben, machten wir uns nur zu gerne auf den weiteren Weg. Wir waren bislang in sehr vielen günstigen Motels abgestiegen, aber das war von den „Gästen“ her das am wenigsten vertrauensvolle … Egal …
Auch das Wetter war echt bescheiden: 15 Grad, grauer Himmel … das waren wir nicht gewohnt. Zwei Monate lang hatten wir, bis auf einen Tag Regen in Chicago, immer bestes Wetter. „Was ziehe ich an?“ bzw. „wird’s heute warm?“ war nie eine Frage.
Warm gehalten mit langer Hose und einer zusätzlichen Jacke ging’s los nach Seattle. Der Kerry Park war unser Ziel. Das Stadtzentrum von Seattle hatten wir ausgeklammert. Unsere Erfahrungen mit amerikanischen Großstädten hatte uns davon abgehalten. Wie in Los Angeles und San Francisco ist auch hier in Seattle die Obdachlosenzahl stark angewachsen und das wollten wir uns nicht antun, zudem ist bei grauem Himmel keine Stadt wirklich schön … Wenn darüber hinaus eine Stunde Parkzeit in der City zwischen 12-18 $ kostet und die Parkhäuser mit Rezensionen wie „ich wurde nicht überfallen oder ermordet“ punkten bzw. man häufig liest, dass das Auto aufgebrochen wurde, haben wir uns dieses „Abenteuer“ einfach mal geschenkt …
Um aber einen Blick auf die Stadt werfen zu können und die Space Needle zu sehen, fuhren wir also zum Kerry Park, der oberhalb der Stadt gelegen ist. Die Fahrt dorthin erinnerte uns stark an San Francisco. Auch hier gibt es Straßen die geradewegs steil nach oben oder unten führen, unterbrochen von Kreuzungen bzw. Roundabouts … spannend, sah man doch nicht im Voraus, wie es auf der Straße weitergeht. Der Blick über die Stadt war dann doch ganz schön, trotz des Wetters.
Nach Seattle und der durchaus irritierenden Straßenführungen machten wir uns weiter auf den Weg zum ca. 4395 Meter hohen Mount Rainier, einem Vulkan. Nach langer Fahrt durch den dunkelsten Wald mit einer unglaublichen Baumdichte erreichen wir den Sunrise Point auf 2100 Meter, der den Blick zum Berg das erste Mal freigab. Verrückterweise haben wir nämlich während der gesamten Fahrt von Seattle den Mount Rainier nicht einmal gesehen. Wir waren sehr gespannt, wie der Berg aussieht …
Zunächst hüllte sich der Mount Rainier selbst in Wolken und gab sich sehr zugeknöpft. Aber mit ein wenig Zeit, die wir mit ein paar Wanderungen rund um den Sunrise Point verbrachten, öffnete sich die Wolkendecke ein wenig und gab hier und da den Blick auf die Kuppe des Vulkans frei.
Wenn auch der Berg sich nicht immer in voller Pracht zeigte, so waren die restlichen Aussichten recht schön. Auf der gegenüberliegenden Seite zum Vulkan konnte man sehr weit schauen. Wir haben die North Cascades sehen können, die wir gestern noch selbst besucht hatten. Die Entfernung vom Mount Rainier zu den Cascades beträgt Luftlinie fast 200 km. Eine beachtenswerte Weitsicht ….