Rico_goes_Canada
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Westcoast Roadtrip

Veröffentlicht: 26.11.2017

Und schon wieder sind drei Wochen einfach vorbei und der Roadtrip neigt sich dem Ende entgegen. Es war eine so unglaubliche und intensive Zeit, die sich auf der einen Seite anfühlt wie eine Ewigkeit und auf der anderen Seite fliegt die Zeit hier wie immer doch einfach nur vorbei. Man hat sich so an das Leben im Auto gewöhnt, dass man grade gar keine Lust mehr auf etwas anderes hat. Ich habe in der letzten Zeit so viele tolle Dinge gesehen, von denen ich vor ca 8 Wochen noch nicht einmal geträumt habe. Ich hab vorher nie darüber nachgedacht einfach nach Amerika rüber zu reisen, doch die Idee hat mich gepackt und zusammen mit der Möglichkeit wurde sie plötzlich zu einen Roadtrip. Und ich kann nicht sagen, dass ich es bereue! Ich hatte einfach nur eine unglaublich tolle Zeit.

Von Portland aus hat uns der Highway 101 an der amerikanischen Westküste entlang Richtung Süden bis nach San Fransisco begleitet und uns ein paar wunderschöne Blicke auf Klippen, Wälder und das offene Meer geschenkt. Der ganze Trip hat etwa zwei Tage gedauert, zwei Tage voll 100% Roadtrip. Diese zwei Tage endeten schließlich mit der Golden Gate Bridge. Der erste Eindruck von San Fransisco? Aus dem Nichts taucht plötzlich dieses riesige, rote Ungetüm auf und schneller als man gucken kann ist man schon mitten darauf. Den restlichen Tag haben wir dann damit verbracht vom Park aus die Brücke zu bewundern und Fotos zu machen. Wie wir dafür auf den Klippen rumgeklettert sind, führe ich besser gar nicht erst weiter aus. Der nächste Tag begann mit einer Autoreperatur (kaputte Bremsen) und einer Wanderung durch den Golden Gate Park. Die Bäume dort erinnern total an Dschungel und man wartet wirklich nur auf die Affen, die darauf herum hüpfen. (Die haben wir dann aber leider doch nicht gesehen :D) Die nächsten Tage waren voll von Sightseeing. Wir haben eine Fahrradtour am Ufer entlang gemacht, waren beim Pier 39, einer Ladenstraße und gleichzeitig einem Freizeitpark über dem Wasser, haben uns verschiedene Gebäude (Foto: Ferry building), Straßen, Brücken und Parks angeguckt und wunderschöne Sonnenuntergänge am Strand bewundert. Zum Abschied von der Stadt sind wir morgens auf den Coit Tower gestiegen und und haben nocheinmal alle Highlights von San Francisco von oben bewundert. Es war wirklich schwer sich von dieser wunderschönen Stadt loszureißen und ich werde definitiv wiederkommen.

Anschließend sind wir dann Richtung LA gestartet und haben einen weiteren Tag im Auto verbracht, das Auto heißt übrigens Ute :D. Wir sind abends in LA angekommen und im Dunkeln das erste mal durch Downtown gefahren, es war einfach nur ein Hochgefühl. Im Nachhinein muss ich sagen, dass Downtown gar nicht so richtig schön war. Es war einfach nur ein wahnsinns Gefühl zu wissen, dass man grade mitten in Los Angeles steht. Der nächste Tag war ehrlich gesagt ziemlich enttäuschend. Der Walk of Fame ist ein Burgersteig wie jeder andere, in den ein paar blöde Sterne eingelassen sind. Das Hollywood Sign sind einfach nur ein paar weiße Buchstaben, die verdammt weit weg sind. Und ich schäme mich wirklich dafür, aber wir haben sogar so eine blöde Toury Tour durch Hollywood gemacht. Die Häuser in Beverley Hills sind schon ziemlich groß und beeindruckend aber meistens auch von riesigen Mauern, Hecken oder Zäunen umgeben. Der Abend am Santa Monica Pier hat uns dann etwas für den enttäuschenden Tag entschädigt. Das leuchtende Riesenrad über dem Wasser, Livemusik und ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Meer, kombiniert mit einer tollen Aussicht auf die Stadt, schaffen eine unglaubliche Atmosphäre.

Am nächsten Tag haben wir den ganzen Vormittag am Long Beach verbracht und sogar im Pazifik gebadet (Anfang November!). LA liegt am Rande der Mojave Wüste und ist zu drei Seiten von Hügeln und kleinen Bergen umgeben, dadurch gibt es ohne Ende Stellen, von denen man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hat. Grade im Dunkeln ist die Größe der Stadt einfach nur unfassbar. Wir haben Stunden damit verbracht an verschiedenen Aussichtspunkten zu sitzen und einfach nur den Blick zu genießen. Man sieht teilweise mehr als ein Dutzend Flugzeuge auf einmal am Himmel.

Wir haben lange darüber nachgedacht, sind aber dann am nächsten Tag trotz des viel viel viel zu teuren Eintrittspreises in den Universal Studio Park gegangen. Dort gibt es einen Harry Potter Freizeitpark mit nachgebautem Hogwarts Schloss und eine Tour durch die echten Sets von allen möglichen Filmen. Jedes Fahrgeschäft in diesem Park umfasst auch einen 3D Simulator, was zwar beeindruckend aber nicht ganz so gut für meinen Magen war. Nach einem langen Tag sind wir dann noch Richtung Las Vegas gestartet und haben die 4 Autostunden auch fast komplett geschafft.

Über Vegas gibt es so unglaublich viel zu erzählen, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Am besten fange ich wohl da an, wo wir auch angefangen haben: Ganz oben auf der Stratosphere. Wir dachten uns, man ist ja nicht alle Tage in Vegas, da muss man doch mal was Verrücktes machen. Keine Sorge, ich hab kein Tattoo und bin auch nicht verheiratet :D (tatsächlich gibt es hier an jeder Ecke kleine Hochzeitskapellen, teilweise sogar mit Drive trough window). Stattdessen sind wir auf den 350 m hohen Aussichtsturm der Stadt gefahren. Klingt langweilig? Ganz und gar nicht! Oben auf dem Turm gibt es einen Freefalltower, ein Karussell, dass über dem Abgrund hängend seine Runden dreht und eine Bahn die vorwärts ein Stückchen in die Tiefe stürzt (Foto). Wir haben uns direkt auf alles drei getraut und es war der ultimative Adrenalinkik. Anschließend haben wir den wunderschönen Ausblick im Dunkeln über die Stadt genossen, bevor wir nocheinmal durch die Straßen gelaufen sind. Vegas ist einfach eine unglaubliche Stadt. Erst schlendert man am Eiffelturm vorbei, bevor man plötzlich vor der Freiheitsstatue steht, hinter der eine ganze New York Skyline simuliert wird, die dann auch noch von einer Achterbahn durchkreuzt wird (Foto). Ganz zu schweigen von den riesigen, atemberaubenden Hotels, die mit übergroßen goldenen Löwen, Piratenschiffen oder künstlichen Seen und kleinen Dschungeln Aufmerksamkeit erregen. An unserem zweiten Abend in Vegas sind wir durch die Fremont Street bzw old Downtown gegangen. Wenn wir am Abend davor dachten wir hätten Unglaubliches gesehen, haben wir falsch gedacht. Plötzlich steht man in einer Art Fußgänger Zone die von einem einzigen riesigen LED Bildschirm überdacht ist, in der sich ein glamoröses Casino an das nächste reiht und sich ein Straßenmusiker neben dem anderen findet. Zwischen dem riesigen Bildschirm und den Köpfen der Menschen befinden sich noch Seilbahnen, an denen immer wieder mal Menschen vorbei rauschen. Wir sind bestimmt fünf mal die Straße rauf und runter gelaufen und haben den Mund kaum noch zu bekommen, es war einfach unfasslich, wie Felix so gerne sagt. Nachdem wir uns endlich satt gesehen haben, nein, satt sehen kann man sich hier wohl nie. Auf jeden Fall sind wir dann in eins der Casinos gegangen, schließlich muss man in Vegas ja auch mal gespielt haben. Naja, ich durfte jedenfalls nicht einmal zugucken. Ziemlich ätzend. Wie auch immer wir hatten zwei unglaubliche Abende in Las Vegas und ich werde definitiv noch einmal wiederkommen wenn ich denn dann "erwachsen" bin. Vegas, Baby!

Zwischen den zwei Abenden in der Metropole sind wir einmal kurz in die Natur geflohen. Nur 20 Minuten außerhalb der Stadt liegt der Red Rock Canyon. Hier haben wir zum ersten mal einen richtigen Blick auf die Wüste erhascht, in der wir uns ja schon die ganze Zeit befanden. Die ungewöhnlichen Felsformationen und die vertrocknete Weite der Steppe war etwas, das ich so noch nie gesehen hatte und es war einfach nur wieder beeindruckend. Trotzdem war das ganze keinerlei Vergleich mit dem Grand Canyon und seiner Umgebung. Und somit kommen wir zu unserem nächsten Ziel. Schon die ca 4 stündige Fahrt von Vegas nach Osten war einfach nur toll! Es fällt mir schwer die Atmosphäre zu beschreiben, man fährt einfach immer weiter hinein ins Nichts. Die kleinen Städte am Highway werden immer seltener, alles ist einfach nur trocken und irgendwie tot. Riesige Steinblöcke werden von offener Fläche bis zum Horizont abgelöst. Man hat irgendwie das Gefühl in einem alten Western-Stummfilm gelandet zu sein. Am Grand Canyon selber sind wir erst am späten Nachmittag angekommen, sodass wir erstmal nur einen kurzen Blick auf das atemberaubende Naturwunder erhaschen konnten während die Sonne darüber unterging. Am Abend haben wir noch unseren nächsten Tag geplant und uns einfach ganz spontan dafür entschieden einen zweitägigen Hike bis zum Grunde des Canyons zu machen. Ohne groß weiter darüber nachzudenken haben wir einfach unsere großen Rucksäcke mit Schlafsack, Zelt, Wasser und etwas Essen gepackt, uns am nächsten Morgen die Campingerlaubnis besorgt und sind losgelaufen. Es ging in Serpentinen 11 km an der steilen Felswand vorbei in die Tiefe. Anfangs noch voller Motivation und Vorfreude waren die ersten Kilometer schnell geschafft. Leider war der Weg an sich so anspruchsvoll, dass der Ausblick auf die Canyon Wände tatsächlich etwas zu kurz kam. Die letzten Kilometer zogen sich dann doch ziemlich, die Füße schmerzten und man wollte einfach nur noch ankommen. Doch unsere Strapazen wurden belohnt! Am Grunde der riesigen Schlucht erwartete uns der eiskalte Colorado River, in den wir dann einfach mal voller Enthusiasmus reingesprungen sind. Verdammt war das kalt! Die folgende Nacht wurde zu dem (fast) schlimmsten Teil unseres Abenteuers. Es war verdammt kalt, der Boden verdammt hart und das Abendessen verdammt ungenügend. Einzig und allein der Sternenhimmel in weiter weiter Ferne, hat das ganze wieder etwas besser gemacht. Ich habe auf der Ranch schon wundervolle Sternennächte erlebt, von denen ich gedacht hatte, dass ich so etwas nirgendwo anders nocheinmal finden würde, doch dieser Himmel konnte da definitiv mithalten. Bei diesem Sternenhimmel wird man schon ziemlich nachdenklich und irgendwie sentimental. Der Grund des Grand Canyons birgt wohl noch viele Geheimnisse, die kein Mensch jemals ganz lüften wird, diese Tatsache ist hier unten körperlich spürbar. Man ist an einem magischen Ort, die nicht wie viele andere Teile der Welt von den Menschen beherrscht wird. Hier ist der Mensch nur Besucher, hier regiert noch die reine Naturgewalt, hier spürt man einfach seine eigene Ohnmacht. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Auch der nächste Tag war unbeschreiblich, aber diesmal nicht unbedingt im positiven Sinne. Wir mussten dann wohl oder übel die 15 verbleibenden Kilometer irgendwie wieder nach oben krackseln. Mit von der Nacht noch mehr schmerzenden Knochen und einem wieder eher dürftigem Frühstück, fiel der Start ziemlich schwer, doch wir haben uns eingelaufen und tatsächlich wieder recht gut gelaunt die ersten 8km in guten 2 Stunden zurückgelegt. Als uns auffiel, dass ja schon die Hälfte geschafft war, kam die Motivation vollends zurück. Hätten wir da nur schon gewusst was noch vor uns lag .. Nach der Mittagspause fühlte sich jeder Kilometer plötzlich am wie vier. Der Weg wurde immer steiler, der Rucksack immer schwerer, die Sonne im Gesicht immer heißer, die Füße immer wunder und die Muskeln immer brennender. Ich erinnere mich noch genau an die Wut, die Erschöpfung und den Kampf in mir. Ich dachte wirklich, dass ich die letzten Kilometer einfach nicht schaffen würde, aber was hatte ich schon für ein Wahl?! Also haben wir uns mit vielen Pausen und eisernem Willen Stück für Stück weiter nach oben gekämpft. Sobald wir die Kante des Canyons plötzlich wieder über uns sehen konnten, war jeder Schmerz und jede Erschöpfung vergessen und ein Hochgefühl wie ich es einfach nicht beschreiben kann hat von uns Besitz ergriffen. Die letzen Meter waren plötzlich wieder federleicht und unglaublich schnell zurückgelegt. Die Erleichterung, es geschafft zu haben war einfach nur grenzenlos. 27km und 3.000 Höhenmeter in zwei Tagen und insgesamt guten 11 Stunden auf den Beinen, Challenge completed!

Nach dem Grand Canon hatten wir gar nicht mehr so wirklich einen Plan. Den nächsten Tag haben wir im Auto verbracht und sind durch den Zion Nationalpark gefahren. Aussteigen und rumlaufen haben wir allerdings einfach nicht fertig gebracht. Ihr könnt euch diesen Muskelkater gar nicht vorstellen. Ich glaube meine Waden taten noch mehr als eine Woche weh. Der Zion NP war recht klein und wirklich schön, aber keinerlei Vergleich zum Grand Canyon. Nach der kurzen Spazierfahrt ging es für uns weiter Richtung Salt Lake City. Es wurde spürbar kälter und das Wetter deutlich schlechter. Wir haben ordentlich Kilometer gemacht, uns SLC ebenfalls nur aus dem Auto heraus angesehen und dort eine kurze Shoppingpause eingelegt. Anschließend ging es gleich weiter in Richtung kanadischer Grenze. Eigentlich wollten wir uns noch eine Ghost Town also eine verlassene Stadt in Utah anschauen und natürlich zum Yellowstone Nationalpark, daraus ist aber leider nichts geworden. Wir haben keine Ghost Town nahe unserer Route gefunden und beschlossen, den Umweg nicht in Kauf zu nehmen. Für den Yellowstone NP haben wir uns leider einfach die falsche Zeit ausgesucht. Anfang November werden aufgrund des Wetters alle Straßen gesperrt und Snowmobil Touren und andere coole Sachen fangen erst im Dezember an. So haben wir zwei Sachen zwar leider nicht geschafft, aber dafür immerhin einen Grund nochmal wieder zu kommen. Nachdem wir diese zwei Sachen von der ToDo Liste gestrichen hatten und alles andere, was wir uns vorgenommen hatten, quasi abgehackt war, kam ziemlich schnell eine Art Aufbruchstimmung auf und wir begannen damit uns auf das Ende des Roadtrips einzustellen. Einerseits fiel der Abschied vom Leben im Auto ziemlich schwer, andererseits freuten wir uns auch auf Banff, auf unsere Freunde dort, das Skifahren und irgendwie auch das Arbeiten. Nach einer letzten Nacht in Calgary, in der ich mich hauptsächlich darüber freute endlich wieder volljährig zu sein, kamen wir am Sonntagvormittag in Banff an. Nach einer kurzen Erkundungstour durch die wirklich ziemlich kleine und gemütliche Stadt, wurde am ersten Abend erst einmal mit den Freunden ein wenig gefeiert. Am Montag ging dann die Bewerbungsphase für mich los. Ich habe innerhalb von zwei Tagen gute 50 Lebensläufe in der Stadt verteilt und hatte jetzt (eine Woche später) schon 2 Bewerbungsgespräche. Ich war gestern das erste mal Skifahren und jeder der mich kennt kann sich vorstellen, wie glücklich mich das macht. Ich freue mich einfach nur darauf, den ganzen Winter mitten in den Rocky Mountains verbringen zu können und so viel Ski zu fahren wie nur möglich (der sau teure Saisonpass wird sich lohnen). Sogar auf das Arbeiten bzw hauptsächlich das Geld verdienen freue ich mich grade irgendwie. Naja, mal schauen was ich im nächsten Eintrag dazu schreibe :D.

So ihr Lieben, das wars dann auch erstmal wieder von mir. Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit in den Staaten und genießen jetzt den kanadischen Winter in Banff. Ich melde mich wieder sobald ich was vom Job und vom Arbeiten zu berichten habe, also hoffentlich bald. Ich hoffe euch geht es allen gut und ihr genießt die vorweihnachtliche Zeit in Deutschland. 

Antworten (1)

Andrea
Du schreibst so wunderschön, da hat man fast das Gefühl dabei zu sein. Super Klasse! Dieses Jahr wird immer etwas ganz ganz besonderes in Deinem Leben sein. Alles Liebe und ganz viele tolle weitere Erlebnisse, Andrea