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Rishikesh

Veröffentlicht: 28.10.2024

Auf nach Rishikesh.

Nach einer Woche in Pushkar trete ich die Reise nach Rishikesh an. Leider stelle ich mal wieder fest, dass ich zu lange mit der Buchung eines Zuges gewartet habe, es gibt keine Plätze mehr, so bleibt mir nur der Nachtbus. Aufgrund der großen Distanzen gibt es hier den Sleeper-Bus. Die Busse haben keine Sitze, sondern kleine Kabinen in die man sich reinlegt.
Ich steige am frühen Abend in den Bus und realisiere schnell, dass das nicht die angenehmste Fahrt wird. Die Schlafkabine ist kurz, schmal und flach. Ich zwänge mich rein und versuche eine angenehme Position zu finden. In einer Halb-Embryo-Stellung verbringe ich 14 Stunden Busfahrt. Ich habe normal keine Platzangst, muss mich aber zwischendurch immer wieder ablenken, um mich nicht in diese reinzusteigern.

Ich erreiche Rishikesh gegen 9 Uhr in der Früh, checke im Hostel ein und trinke einen Chai auf der Dachterrasse. Nach einer kurzen Pause erkunde ich Tapovan (Viertel im Norden von Rishikesh). Ich zottel durch kleine Gassen mit bunten Geschäften, es geht immer weiter bergab bis ans Ufer vom Ganges, von den Indern liebevoll als Mutter Ganga bezeichnet. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen und schaue den Menschen beim Baden und diversen Reinigungsritualen zu. Hier, kurz hinter der Quelle, ist das Baden im Ganges noch möglich.

Am Nachmittag kontaktiere ich ein kleines Yoga-Zentrum außerhalb von Rishikesh. Wir schreiben ein paar Mal hin und her und verabreden uns für den nächsten Tag. Manish und seine Frau holen mich am Morgen ab und wir fahren Richtung Norden, raus aus Rishikesh. Das kleine Yoga-Zentrum liegt in einem kleinen Dorf umringt von grünen Bergen. Die nächsten 7 Tage verbringe ich hier in Sinduri. Wir sind nur zu dritt, eine Frau aus den Staaten und eine Frau aus Kolumbien. Die Tage haben eine feste Struktur und beginnen um 7 Uhr morgens. Wir werden unterrichtet in Hatha-Yoga, bestehend aus Asanas (Yoga-Haltungen), Pranayama (Atemübungen), Meditaiton und Philosophie. Es gibt drei Mahlzeiten am Tag und auch genug freie Zeit, um die Gegend zu erkunden. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Familie und ihre Angestellten kümmern sich liebevoll um alles. Auch das Einzelzimmer ist mir eine willkommene Abwechslung.

Am dritten Tag nutze ich meine Pause und erkunde einen Bergtempel. Der Aufstieg ist anstrengend, mehr wegen der Hitze als der Weggegebenheiten. Ich stiefel langsam voran, schwitze aber so, als würde ich rennen. Auf dem Weg treffe ich auf einen Bauern und versichere mich, dass ich auch richtig bin. Man kann den Tempel aus dem Tal nicht sehen, Schilder gibt es keine. Ich präge mir die drei Abzweigungen, die ich nehme, ein, um mich auf dem Rückweg nicht zu verhaspeln. Nach etwa 1h20 komme ich oben an. Die Aussicht ist toll. Der Tempel wirkt etwas verwahrlost und ist doch beeindruckend. Eine Hirtin kommt mit ein paar Kühen des Weges, die Kühe grasen, während sie zu Shiva betet und danach im Schatten des Tempel leise Musik hört. In den Baumgipfeln sehe ich Affen von Ast zu Ast springen und hoffe, dass sie dort bleiben und mich ignorieren. Es sind Languren, nicht die kleinste Art.

An einem anderen Tag nehmen wir an einer familiären Feuerzeremonie teil. Sie dauert eine gute Stunde. Der "Priester" spricht mantraartig die Gebete in einer unglaublichen Geschwindigkeit, verteilt immer wieder Blumen, Reiskörner und andere Sachen an uns, die wir einer kleinen Feuerschale opfern. Alles hat seinen Platz und seine Reihenfolge bis plötzlich das Handy vom "Priester" klingelt, und man möchte meinen "Oh, wie unangenehm", aber nichts dergleichen. Der "Priester" geht ans Handy, unterhält sich mit seinem Anrufer und niemand stört sich an diese Unterbrechnung. Wir drei müssen schmunzeln - der Charme Indiens.

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