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Sagres – eine Reise zum „Ende der Welt“

Veröffentlicht: 19.10.2018

Als mein Vater sich 1972 in seinen Renault R16 gesetzt und sein Abenteuer (heute würde man wahrscheinlich Road Trip sagen) Richtung Süden begann, konnte er nicht ahnen, dass er auf dem Weg war, für uns einen Ort der Sehnsucht und des Fernwehs zu entdecken.

Seine Reise führte ihn durch Belgien, Frankreich und Spanien, vorbei an Paris, Bordeaux und durch die Pyrenäen. Er hätte an vielen schönen Orten bleiben können. Aber es trieb ihn immer weiter – bis es nicht mehr weiter ging. Am südwestlichsten Punkt Europas, wo man heute die „letzte Bratwurst vor Amerika“ kaufen kann, hat er sich verliebt. In ein Dorf in Portugal, dessen Strände menschenleer und die Netze der Fischerboote voll waren.

Fast 20 Jahre später sind wir zum ersten Mal als Familie nach Sagres gefahren. Ja, GEFAHREN! Beinahe 3000 Kilometer in einem nicht klimatisierten Auto, in den Sommerferien, mit Gepäck für drei Wochen inklusive Campingausrüstung, um nachts nicht im Auto schlafen zu müssen. Fast jedes Jahr sind wir dort gewesen und die Menschen, die wir in Sagres kennen gelernt und immer wieder getroffen haben, sind allmählich zur Familie geworden.

Gebucht haben wir per Postkarte, die meine Mutter meist im Frühjahr schrieb und irgendwann kam eine Karte als Bestätigung zurück.
Untergekommen sind wir bei Antonio. Antonio ist in seinem ersten Leben Schiffskoch gewesen und hat irgendwann ein Restaurant, das Atlantico, eröffnet. Über dem Restaurant hat er Zimmer vermietet, traditionell portugiesisch eingerichtet, keine Klimaanlage und auch kein Pool, aber wir wären nirgendwo lieber gewesen.
Die Pension lag an der Hauptstraße mitten im Ort und wenn wir nach dreitägiger Reise ankamen, hatten uns Antonios Kellner bereits erspäht und für meinen Vater ein kühles Bier gezapft. Das „Aaaah, Cheeeef!“ von José habe ich heute noch im Ohr.
Es fühlte sich eigentlich mehr nach Heimkehr an als nach Ankommen an einem Urlaubsort.

Wiederum 20 Jahre nach meinem letzten Besuch in Sagres bin ich dieses Jahr wieder einmal dort gewesen. Diesmal mit dem Flugzeug. Und nicht in den Sommerferien, sondern Anfang Oktober. Gewohnt habe ich in einem der ältesten Hotels am Ort, in dem meine Eltern ihre Urlaube verbracht haben, bevor sie Antonio trafen. Und trotzdem war es auch jetzt ein bisschen wie heimkommen.

Das Atlantico heißt jetzt Gigis und vor der Tür, durch die wir damals vom Speiseraum aus zu unseren Zimmern gelangten, steht jetzt ein Weinregal. Aber das Restaurant ist genauso gut besucht wie früher.
Gut essen kann man in den Lokalen eigentlich überall. Wer Fisch und Meeresfrüchte mag, wird hier auf jeden Fall fündig (und zunehmen!). Vegetarier wie ich haben es nicht ganz so leicht. In einigen Restaurants werden ein bis zwei vegetarische Gerichte angeboten. Im Mar A Vista, das oberhalb des Mareta Strandes am Ortseingang liegt, zum Beispiel.

Das Bossa Nova, ein italienisches Lokal, kann ebenfalls mit fleisch- und fischlosen Alternativen aufwarten. Hinter der Dromedario Bar in einer kleinen Seitenstraße liegt es ein bisschen versteckt, aber das Suchen lohnt sich.

Wer gemütlich und ungezwungen einen Cocktail genießen möchte, ist im Chiringuito gut aufgehoben. Ebenfalls oberhalb des Mareta gelegen gibt es hier die Aussicht inklusive.

Ebenfalls zu empfehlen sind das Restaurante Carlos und das Restaurante A Tasca.

Die feinen Sandstrände sind nach wie vor eine Schau. Dennoch hat sich hier die größte Veränderung gezeigt: bei Ebbe sind die Strände so breit wie ich sie in Erinnerung hatte. Bei Flut bleibt jedoch kaum noch etwas übrig.

Flut am Praia do Beliche


Unsere Lieblingsstrände waren damals Beliche, Tonel und Mareta und standen dieses Jahr natürlich auch auf dem Programm.
Dank der Steilküste muss man sich jeden Strandbesuch erarbeiten, daran hat sich nichts geändert.

Der Praia da Mareta liegt direkt am Ortseingang von Sagres und ist von überall im Ort fußläufig zu erreichen. Es gibt Sonnenliegen und das Meer ist wegen der Südküstenlage hier recht ruhig. Damit macht ihn das zu einem der besten Badestrände.

Praia da Mareta


Den Praia do Beliche muss man sich hart erarbeiten. In die Felsen der Steilküste sind beinahe kniehohe Stufen geschlagen, die die Besucher gefühlt senkrecht schätzungsweise 30 Meter klippab führen. Als Kind hat mir das nichts ausgemacht. Das ist heute anders! Stufe für Stufe, mit zittrigen Knien meine Höhenangst ausblendend, Halt an jedem sich bietenden Vorsprung des zerklüfteten Felsens suchend habe ich mich hinuntergekämpft. Andere Möglichkeiten sich festzuhalten oder gar ein Geländer sucht man vergebens.
Aber einmal unten angekommen, ist dieses Fleckchen Erde jeden Muskelkater, den man sich beim Wiederaufstieg zuzieht, wert.
Der Strand teilt sich in zwei Buchten auf, wobei die hintere etwas ruhiger ist, da sich dort nicht so viele Menschen tummeln. Achtet man nämlich nicht auf die steigende Flut, ist man irgendwann eingeschlossen und muss entweder zur vorderen Bucht schwimmen, um den Strand verlassen zu können oder man muss auf Ebbe warten.

Praia do Beliche


[Mein Vater hat an diesem Strand während seines ersten Besuchs 1972 seinen Namen in einen Felsen gehauen. Den habe ich wiedergefunden, 46 Jahre später.]

Mittlerweile wird der Beliche auch gern von Surfschulen genutzt, weil die Wellen hier etwas höher sind als am Mareta, es aber nicht so viele Felsen im Wasser gibt, die einem gefährlich werden können.

Was uns zum Praia do Tonel bringt: etwas einfacher zugänglich über eine steile Zufahrt, aber keine Treppen, bietet dieser Strand mit seinen Felsformationen tolle Fotomotive. Das Meer ist hier etwas rauer und macht den Strand daher ebenfalls bei Surfern sehr beliebt. Der Tonel liegt unterhalb des Forts, was ein beliebtes Ausflugsziel ist, wenn man ein bisschen über die Geschichte des Kaps erfahren möchte.

Praia do Tonel
Praia do Tonel
Praia do Tonel


Lohnenswert ist auch ein Ausflug nach Lagos, etwa eine halbe Autostunde von Sagres entfernt. Vom Yachthafen kann man über die palmengesäumte Promenade flanieren und findet in den Einkaufsstraßen neben den typischen Souvenirläden auch Geschäfte, in denen man „echte“ Andenken kaufen kann. Kulinarisch ist die Auswahl in Lagos riesig. Es gibt viele Cafés, Restaurants und Bars, in denen man sich abkühlen, ausruhen und dem Treiben auf der Straße zuschauen kann.

Lagos


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