Veröffentlicht: 10.04.2019
Wenn aus Träumen Pläne werden ...
Am Anfang hat man verrückte Ideen, dann werden daraus ernsthafte Gedanken, dann schreibt man seine Gedanken mal auf und plötzlich hat man einen konkreten Reiseplan Schwarz auf Weiß.
Als ich am 07.10.2018 meinen Hinflug nach Shanghai und den Rückflug von Bangkok nach Deutschland gebucht habe, war mein Reisevorhaben noch ganz weit weg. Seit dem ich mich seit Anfang des Jahres mit der Detailplanung meiner Reiseroute beschäftigt habe, verging die Zeit bis zur Abreise rasant schnell und nun war der 08.04.19 gekommen. Der Tag an dem ich mich ALLEIN auf den Weg in die weite Welt gemacht habe. Auf meiner Reiseroute liegen die Orte Shanghai, Hongkong, Koh Samui und Bangkok. Ziele bei denen wahrscheinlich mindestens jeder Zweite denken wird "Warum reist man dahin?" und dann auf jeden Fall denkt "Oh Gott, und schon mal gar nicht allein!". Nachdem meine Schwester und ich letztes Jahr schon Shanghai und Peking besucht haben, ich Blut geleckt habe und mich die besagten Ziele schon lange gereizt haben, entstand der Wunsch unbedingt in diese Regionen zu reisen. Da die Entscheidung schnell gefallen war, dass mein Mann diese Reise nicht mit mir machen möchte - wofür ich vollstes Verständnis habe - und die letzten Jahre in verschiedener Hinsicht sehr intensiv waren, bin ich zu dem Entschluss gekommen ein Abenteuer zu wagen und mich allein auf Reisen zu begeben. Ich verreise wirklich gern mit anderen und besonders mit meinem Mann, aber die Vorfreude darauf mal nur das zu tun worauf ich Lust habe, auf Niemanden und dessen Bedürfnisse Rücksicht nehmen zu müssen und mich um nichts, außer um mich, zu kümmern, ist groß. Einfach treiben lassen ...
Mit einem Koffer voll Gepäck für 3,5 Wochen - am 01.05.19 bin ich zurück - startete am 08.04.19 mein Reiseabenteuer mit dem ICE von Hannover nach Düsseldorf zum Flughafen. Auch wenn die Reise von mir gewollt ist und ich mich auf die nächsten Wochen freue, musste ich doch bei der Verabschiedung von meinem Mann ein Tränchen verdrücken. Denn so lange waren wir noch nie von einander getrennt.
Eigentlich sagt man ja immer "Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön", aber was wäre die Deutsche Bahn ohne Gründe sich während einer Zugfahrt auf Gunsten der DB zu amüsieren. Über das schlecht ausgesprochene "Thank you for travelling with Deutsche Bahn" schmunzelt man mittlerweile ja nur noch. Doch als beim Zughalt in Dortmund einige Türen sich nicht öffnen ließen und viele Passagiere unfreiwillig weiter nach Bochum mitfahren müssten, musste man sich das Schmunzeln verkneifen. Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, doch rächt sich so etwas auch. Zu dem Zeitpunkt konnte ja keiner ahnen, dass die Rache schneller käme als gedacht. Bis zum Ausstieg am Düsseldorfer Flughafen war das Problem zum Glück wieder behoben. Ab jetzt lief alles reibungslos. Mit dem Skytrain ging es zum Terminal, die Check-In-Schalter waren schon geöffnet, mein Check-In verlief reibungslos und gut 1,5 Stunden vor Abflug war ich am Gate für meinen Flug nach Dubai. Denn dort würde ich umsteigen um nach Shanghai zu kommen. Laut Boardkarte sollte das Boarding um 14:40 Uhr beginnen. Also war ich, wie ich das immer mache, kurz vorher nochmal auf Toilette. Leider gab es dann eine unerfreuliche Durchsage, die bis 20:30 Uhr nicht besser wurde. Es gab am Flugzeug technische Probleme und der Abflug wäre bis auf Weiteres verschoben. Das technische Problem bestand darin, dass sich die Tankventile nicht öffnen ließen und somit die Betankung des Fliegers nicht möglich war. Ohne Sprit kein Flug ... Die unschöne Ansage wiederholte sich halbstündig. Nach nun schon zwei Stunden Verspätung wurden von der Airline Essensgutscheine verteilt. Für 15€, die am Stück ausgegeben werden müssen, da freut man sich als Alleinreisender, dass es am Flughafen recht teuer ist, konnte man sich ein Abendbrot gönnen. Da das Restaurant auf solch einen Ansturm von hungrigen Gästen nicht vorbereitet war, waren Schnitzel und Burger sehr schnell alle. Ich habe mir für meine 15€ dann ein belegtes Brötchen, einen Joghurt und eine Apfelschorle gegönnt. Die "Stille Post" unter den Wartenden funktionierte einwandfrei und man bekam ein paar Infos. Da nach 4 Stunden das technische Problem immer noch nicht behoben war, wurde seitens der Airline begonnen Hotelzimmer am Düsseldorfer Flughafen, für den Fall dass der Flug annulliert wird, reserviert. Nach fast 8 Stunden am Gate warten, brach plötzlich euphorische Hektik aus, denn die am nächsten zum Schalter sitzenden Passagiere hatten ohne laute Durchsage gehört, dass wir doch noch an dem Abend fliegen würden. Ab dem Moment ging alles ganz schnell. Zu den eigentlich drei vorgesehenen Boardingreihen wurden noch zwei dazu erfunden, es gab keine Unterscheidung zwischen First, Business oder Eco, sondern es ging nur darum schnell den Flieger zu befüllen und in die Luft zu lassen. Mit einem Gedankenmix von "Juhu, es geht doch los", über "Mit dem Flieger ..." bis hin zu "Wie geht es denn für mich in Dubai weiter?" habe ich es mir in meinem Sitz gemütlich gemacht. Von dem Flug von Düsseldorf nach Dubai weiß ich nicht mehr viel, denn ich bin nur kurz zum Essen aufgewacht und habe sonst nur geschlafen.
In Dubai landeten wir am 09.04.19 um kurz nach 6 morgens bei 26 Grad. Das Bodenpersonal von Emirates war sofort zur Stelle um uns Verspäteten aus Düsseldorf mit Rat & Tat zur Seite zu stehen. Es dauerte keine Viertelstunde da wusste ich schon, dass meine Reise noch am selben Tag fortgesetzt werden konnte, man hatte mich, zum Glück auf den nächsten, und an diesem Tag letzten, Flug nach Shanghai umgebucht. Entgegen der ursprünglichen Planung wäre meine Ankunftszeit nun um 22 Uhr und nicht wie eigentlich gedacht um 15:30 Uhr (Ortszeit). Mit einem erneuten, ausgehändigten Essensgutschein von der Airline und bisschen Bummeln durch die weitläufigen Dutyfree-Bereiche habe ich die dreistündige Wartezeit rum bekommen. Wenn ich nicht schon letztes Jahr nach China gereist wäre, hätte ich auf dem Flug von Dubai nach Shanghai den ersten Kulturschock erlitten. Doch auf Grund meiner Erfahrungen hat mich die Horde Chinese an Bord mit ihrem Verhalten nicht geschockt. Mit Chinesen reisen, ist etwas ganz besonderes. Um sich die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten, muss man eins auf jeden Fall tun, genauso wenig Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen wie es die Chinesen tun ;-). Diesen 8-Stunden-Flug verbrachte ich vorrangig mit Schlafen, habe aber auch 2 1/2 Filme geschafft und es gab 2x etwas zu essen. Kurz vor 22:00 Uhr landete ich nun mit fast 7 Stunden Verspätung in Shanghai. Nun kam bei mir die nächste Aufregung hoch, würde mit der Einreise alles klappen. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatte ich kein Visum. Denn für Shanghai gilt nun, dass wenn man max. 144 Stunden in Shanghai bleibt ein Transit-Visum reicht. Da ich genau in dieser Frist liege, hatte ich mich ohne Visum auf Reisen gemacht. Nach drei mal im Pass hin und her Blättern, Fingerabdrücken abgeben und fünf kritischen Blicken vom Zollbeamten hatte ich den nötigen Aufkleber im Pass und war eingereist. Auf meinem Koffer musste ich nicht lange warten. Meine Freundin Biggi, bei der ich während meiner Zeit in Shanghai wieder zu Gast bin, hätte mir einen Transfer organisiert. Also habe ich mich einem Chinesen mit einem Schild auf dem "AILEEN" stand anvertraut. Um kurz vor Mitternacht habe ich dann an Biggis Tür geklopft. Mann und Kinder schliefen ja schon. Nach einem kühlen Getränk und ein bisschen Unterhalten lag ich dann endlich nach fast 30 Stunden Reisezeit im Bett.
Als ich damals wegen der Aschewolke auf Fuerteventura fest gesessen habe, habe ich gesagt, dass es immer ein erstes Mal gibt... So nun auch in diesem Fall! Ich werde mich nach meiner Rückkehr auf jeden Fall bzgl. einer Entschädigung an die Airline wenden. Ich möchte aber betonen, dass das Personal sehr bemüht war und das Umbuchen und alles andere gut geklappt hat.